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Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Titel: Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Anderson
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Elektrizität. Er suchte nach etwas, was er ihr sagen konnte, aber erst fiel ihm nichts ein, und dann befürchtete er, dass sie ihre schlechte Laune oder was auch immer an ihm auslassen würde, sobald er ihr Gelegenheit dazu gab, indem er sie ansprach. Ross hätte wetten können, dass sie einen jähzornigen Charakter besaß. Er konnte jetzt keine Diskussion brauchen. Die Fahrt in die zunehmende Dunkelheit nahm ihn immer stärker in Anspruch, und die Tabletten mussten erst noch halten, was der Mann von der Tankstelle versprochen hatte.
    Wieder brauchte er eine halbe Stunde, bis er um den Stadtkern herum und durch die Industrie- und Wohnvororte auf die Fernstraße gefunden hatte, die nach Westen führte. Der Verkehr war schwächer als früher am Abend. Ein Gebirge oder eine Wolkenbank im Westen hatte die Dämmerung verkürzt, und als sie die beleuchteten Randgebiete der Stadt hinter sich ließen, war das Land vollkommen dunkel. Sie waren allein unterwegs.
    Ross nahm noch eine Tablette. Endlich hielt die Zeit an. Die Dunkelheit um ihn herum war perfekt. Wenn er ganz still saß, verlor er sogar das Gefühl für seinen Körper. Die Fahrbahn entrollte sich im Licht seiner Scheinwerfer und versank vor dem Wagen, kurz bevor er sie erreichte. Manchmal schwebten prächtig strahlende, blaue und weiße Hinweisschilder lautlos an ihm vorüber oder segelten majestätisch über ihn hinweg, als wären sie im Landeanflug. Weit vor ihm, am Rand der Finsternis, kauerten kleine Tiere und zwinkerten mit leuchtenden Augen. Er nahm den Fuß nicht vom Gas, denn er wusste, dass er sie nicht erreichen würde, weil sie nur Geschöpfe seiner chemisch angeheizten Einbildungskraft waren. Ross war zufrieden. Die harmlosen Halluzinationen nahm er als gutes Zeichen: Die Tabletten wirkten. Auch wenn er nicht mehr zuverlässig spürte, ob er vorankam, auch wenn er in den bleichen Dörfern, die er gelegentlich durchquerte, das klamme Gefühl hatte, schon einmal gewesen und im Kreis gefahren zu sein … er war sich sicher, dass die Nacht irgendwann vorbei und gut überstanden sein würde.
    Zuversicht und Gelassenheit hielten an, bis es zu regnen begann und er sich mit verschmierten Scheiben in einer anderen nächtlichen Stadt verirrte. Sein Orientierungssinn erlosch; es wurde ihm gleichgültig, wohin er fuhr. Irgendwie fand er zurück auf eine Fernstraße. Die Wirkung der Tabletten täuschte ihn nicht mehr darüber hinweg, dass er Kopfschmerzen hatte. Außerdem musste er pinkeln, wie es der Mann von der Tankstelle vorausgesagt hatte. Der Schmerz in seiner Blase war noch stärker als der in Kopf und Nacken. Er bog auf die nächstbeste Nebenstraße ab und, sobald es ging, noch einmal. Es war ein unbefestigter Weg, der nach fünfzig Metern steil anstieg und nicht weiter befahrbar war. Ross schaltete Licht und Motor aus und schloss die Augen, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Die einsetzende Stille war vollkommen, bis das Mädchen auf dem Rücksitz leise zu schnarchen begann.
    Der Tagesanbruch konnte nicht mehr weit sein, denn die Nacht war schon durchsichtig. Ross erkannte, dass sie in einem unterholzfreien, lichten Wald aus dünnen, schief gewachsenen Kiefern standen. Er stieg vorsichtig aus, schloss behutsam die Wagentür, um das Mädchen nicht zu wecken, und lief ziellos ein paar Schritte, bevor er hastig seine Hose öffnete und sich entleerte. Der Regen hatte aufgehört, aber es tropfte noch von den Bäumen. Die Luft war kalt und nass und erfrischte ihn. Er lief den steilen Weg hinauf und genoss trotz der Schmerzen im Bein die kleine Anstrengung nach der langen Sitzerei am Steuer. Auf dem höchsten Punkt des Weges, nach vierzig, fünfzig Metern, hatte er nicht, wie angenommen, einen Ausblick, sondern nur formlose Dämmerung vor sich. Seine Nase half ihm, er roch das Meer. Dann erkannte er, dass er auf ein Watt bei Ebbe blickte. Sie waren an einer Küste. Weiter nach Westen ging es nicht.

11. Kapitel
    W as immer in den Tabletten gewesen war, er hatte es noch nicht vollständig verbrannt. Während er in die halbe Dunkelheit starrte und versuchte, etwas zu erkennen, hatte er einen kleinen Anfall von Paranoia: Er war sicher, dass es nicht wahr sein konnte, aber zugleich fühlte er deutlich, dass jemand hinter ihm stand und auf sein Genick zielte. Jemand war ihnen gefolgt, hatte aufgeschlossen und war jetzt so weit, zu Ende zu bringen, was in der Tiefgarage begonnen hatte. Ross rührte sich nicht und wartete auf die erlösende Kugel, die nicht kommen

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