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Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Titel: Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Anderson
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sitzend mit dem Oberkörper und mit abgewinkelten Armen ein paar Tanzbewegungen. Ross konnte spüren, wie sie unter dem Tisch auch die Füße bewegte. »Tanzen Sie, Walter?«
    Lourdes hatte ihm mühsam das Nötigste beigebracht. Ehe er antworten konnte, war die Kellnerin wieder da. Noch immer in Tanzpose sprach das Mädchen sie an, und sie führten eine gutgelaunte, schnelle Unterhaltung. Mitten im Gespräch lachten sie gemeinsam über irgendetwas, über das sie sich einig zu sein schienen, wie Freundinnen. Ross verstand kein Wort.
    »Die angesagten Clubs«, sagte das Mädchen anschließend, »liegen alle in den Außenbezirken. Aber hier in der Nähe, in einer Nebenstraße, gibt es eine Bar, da kann man auch tanzen.«
    Ross wollte etwas sagen, aber es war schon zu spät. Sie war wieder ins Essen vertieft und sah aus, als wäre sie in nächster Zeit nicht ansprechbar. Er wartete geduldig, bis sie fertig war, sich zurücklehnte und ihn wieder ansah.
    Er sagte: »Haben Sie vor, tanzen zu gehen?«
    »Oh, bitte! Sagen Sie jetzt nicht, dass das nicht geht. Meinen Sie wirklich, das ist gefährlich? Ich will ja nicht alleine gehen. Sie kommen natürlich mit.«
    »Aber …«
    »Soll ich die ganze Zeit im Hotel rumsitzen? Ich sterbe vor Langeweile!«
    »Nur bis Freitag.«
    »Bis Freitag!« Sie änderte ihren Auftritt. »Wenn ich alleine in meinem Zimmer bin«, sagte sie mit bebender Stimme und beugte sich zu ihm über den Tisch, »dann erlebe ich den Überfall immer wieder von neuem. Immer wieder. Ich schreie im Schlaf. Ich wache schweißgebadet auf. Ich bin traumatisiert, Walter, ich brauche Ablenkung, positive Erlebnisse, affektiv affirmative Rückkopplung, oder ich ende in Therapie. In einer Anstalt.«
    Wie ihr Vater schauspielerte sie. Sie sah ihn mit feuchten Augen und schlaffem Mund vorwurfsvoll an, bis er sagte: »Welche Rückkopplung?«
    Sie lachte und lehnte sich wieder zurück. »Okay, war nur ein Test. Aber glauben Sie im Ernst, dass da draußen jemand auf uns wartet? Dass die Typen aus der Tiefgarage nach ihrer so gründlich verunglückten Aktion noch einmal antreten? Dass sie überhaupt wissen, wo wir sind?«
    Wenn Hauser mich nicht gewarnt hätte, würde ich mir jetzt gar keine Gedanken machen, dachte Ross. Das Entführerteam hatte wahrscheinlich aus sieben oder acht Leuten bestanden, überlegte er. Denen aus der Tiefgarage, ein oder zwei Fahrern von anderen Flucht- oder Transportfahrzeugen und ein oder zwei Leuten, die beim Versteck warteten. Drei hatte er erschossen. Die restlichen mussten erstens neue Leute rekrutieren, zweitens herausfinden, wo ihr Opfer war, drittens dort hinreisen, viertens ein Haus oder eine Wohnung als Versteck auftreiben und herrichten, zwei oder drei Autos und vielleicht neue Waffen besorgen und fünftens die eigentliche Entführung besser planen und durchführen als beim ersten Mal. Das alles würde Wochen dauern. Oder? Oder die Entführer arbeiteten für eine große Organisation. Dann gab es ein B-Team, keine logistischen Probleme, und der nächste Überfall fand statt, sobald sie gefunden waren. Aber die Angreifer in der Tiefgarage waren einfach nur Kriminelle, entschied Ross, keine Profis, sonst hätte der erste Versuch gleich geklappt. Profis hätten dreißig Sekunden später angegriffen, auf halbem Weg zwischen Auto und Fahrstuhl. Sie hätten gewusst, dass das Mädchen schwierig zu handeln war, und sie beide mit der Impfpistole oder Spray betäubt; oder ihm aus nächster Nähe in den Kopf geschossen und dafür eine diskrete Zweiundzwanziger benutzt, nicht diese klobige Artillerie, deren Einzelteile er zwischen die Felsen am Meer geworfen hatte.
    »Walter?«
    »Nein«, sagte er, »das glaube ich nicht.«
    »Gut. Gut!«
    Blieb noch die Polizei. Aber gegen die brauchte er das Mädchen nicht zu schützen. Wenn die Polizei uns sucht, dachte er, wird sie uns auch finden.
    »Wir gehen aus!«, sagte das Mädchen triumphierend. Ihr Gesicht war gerötet, und ihre Augen glänzten. Die Weinflasche war leer.
    »Aber nicht mehr heute.«
    »Nein. Okay. Ich muss sowieso erst mal einkaufen und mich überholen lassen, damit nicht jeder merkt, dass ich gerade von einer Nonnenschule komme. Sie auch. Sie brauchen einen neuen Anzug und einen Haarschnitt. Sonst kommen Sie an keinem Türsteher vorbei.«
    »Und es gilt weiter, was wir heute morgen ausgemacht haben.«
    »Ja, sicher. Was war das noch mal?«
    »Sie tun alles, was ich sage.«
    »Ach ja. Klar. Was ist mit Kreditkarten?«
    »Auf keinen

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