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Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Titel: Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Anderson
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Fall.«
    »Was?! Und wie soll ich dann einkaufen?«
    »Ich habe Bargeld.« Ihm fiel ein, dass er ihr immer noch nicht den dicken Umschlag gegeben hatte. »Ich glaube, ich habe auch Bargeld für Sie.«
    »Gut. Sehen Sie irgendwo unsere Kellnerin?«
    Bei einer Tasse Kaffee wurde Ross Zeuge, wie dem Mädchen am Tisch über einer Spiritusflamme hauchdünne Pfannkuchen gebacken, zusammengefaltet, mit Cognac begossen und in Brand gesetzt wurden. Mit ihrem Kaffee nach dem Dessert bekam sie auch eine Packung Zigaretten und ein Heftchen Streichhölzer. Sie trank ein paar Schlucke, öffnete die Packung und klopfte eine Zigarette heraus. Dann sah sie sich um, sagte: »Ich glaube, hier kann man nicht rauchen«, stand auf und ging.
    Wieder einmal blieb Ross verdutzt zurück. Bis er die Rechnung abgezeichnet hatte und in die Lobby kam, hatte das Mädchen ihre Zigarette aufgeraucht. Sie erhob sich aus einem Sessel und sagte: »Okay, gehen Sie vor.« Vor? Nach draußen? Ross hatte Hemmungen, das Gebäude zu verlassen. So wie er das Auto als Schutzpanzer empfand, war das Hotel für ihn Zuflucht, ein Schlupfwinkel. Draußen war er ohne Deckung, taktisch im Nachteil. Überall konnte alles passieren.
    Aber natürlich passierte nichts. Nach ein paar Minuten legte sich seine Unruhe, und er kam sich albern vor, wenn er sich alle zwanzig Schritte umwandte oder vorbeifahrende Autos und andere Spaziergänger misstrauisch musterte. Was konnte er schon tun, wenn sie wirklich überfallen wurden? Eine Stunde lang hinkte er in einigen Metern Abstand hinter dem Mädchen her durch die laue Nacht, um den Hafen herum und in die malerische Altstadt, wo sie ohne Eile die Schaufenster schon geschlossener Geschäfte inspizierte.
    Kurz nach Mitternacht waren sie zurück im Hotel.
    Ross stand in der Mitte des Zimmers, als das Mädchen den schweren Umschlag öffnete, den er ihr gebracht hatte, und den Inhalt auf ihr Bett ausleerte. Es war Geld. Sie setzte sich neben den Geldhaufen und sortierte geistesabwesend die braunen, grünen und graugrünen Päckchen, die von unbedruckten Banderolen zusammengehalten wurden. Ihre gute Laune vom früheren Abend war verflogen. Ross sah ihr regungslos zu, bis sie plötzlich den Kopf hob und ihn anfuhr. »Was?!«
    »Nichts. Gute Nacht.«
    Als er an der Tür war, sagte sie hinter ihm her: »Walter, was bedeutet das?«
    Er drehte sich zu ihr um.
    »Warum habe ich ein schlechtes Gefühl? Wieso kommt mir das hier vor wie ein Trostpreis? Oder soll ich mein Lösegeld zur Entführung gleich selbst mitbringen?«
    Er antwortete nicht.
    »Morgen gebe ich das ganze Scheißgeld aus!« Sie hielt ihm ein Bündel Dollars entgegen. »Wollen Sie etwas davon?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Sekundenlang suchte sie nach Worten. »Walter? Was Sie mir am Meer gesagt haben, heute morgen …«
    »Ja?« Es war eine Frage. Er forschte in ihrem sauberen, ernsten Gesicht. Was wollte sie wissen? Das bleiche Auge verriet es ihm.
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Carmen«, sagte er. »Das gilt. Bis Sie sicher zu Hause sind.«

13. Kapitel
    D as Scheißgeld auszugeben, stellte sich als schwierig heraus: Es gab so gut wie nichts, was dem Mädchen passte. Ross trottete den ganzen sonnigen Vormittag lang von Geschäft zu Geschäft ergeben hinter ihr her. Frustriert kaufte sie wahllos Kleinkram – Schmuck, Kosmetika, eine Handvoll Sonnenbrillen und eine klobige Plastikuhr, die an ihr aussah, als hätte sie sich eine Schildkröte ans Handgelenk geschnallt. Sie erstand eine Schultertasche, einen Schlauch aus weichem, schwarzem Leder von der Form und Größe eines Schafmagens, kippte noch im Laden den Inhalt ihrer überquellenden Handtasche hinein und ließ sie leer zurück. In einem besonders bunten und unaufgeräumten Laden hatte sie endlich Erfolg. Die Verkäuferin sah aus wie Shelley Duvall vor zwanzig Jahren. Sie verschwand mit ihrer Kundin zwischen Regalen und Kleiderständern, und die Frauen waren für eine Dreiviertelstunde nur noch akustisch auszumachen. Ross döste in einem Sessel, froh darüber, zu sitzen und das verletzte Bein auszuruhen, bis die beiden wieder auftauchten. Der kleinen Auswahl von Kleidungsstücken, die sie mitbrachten, sah man nicht an, dass sie die Scheine wert waren, die dafür über die Theke gingen.
    Wenig später fand sich Ross, nachdem er dem Mädchen wieder gedankenlos gefolgt war, bei einem teuren Herrenausstatter wieder. Er sah ein, dass er einen neuen Anzug brauchte, hätte ihn aber lieber woanders oder unter anderen

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