Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)
verstehe Sie nicht falsch, Walter. Waren Sie mal in Kalifornien? Aber ich. Glauben Sie mir, da sind alle Leute so wie Sie. «
Dann stach sie zielstrebig auf ihren Seafood-Salat ein. Wieder ließ sie sich Zeit, und wieder sah Ross zu, wie sie selbstvergessen ihren Teller leerte. Aber sie musste nachgedacht und einen Entschluss gefasst haben, denn als abgetragen war, lehnte sie sich zurück und kam direkt zur Sache. »Und Sie? Was ist mit Ihnen?«
Sie wollte wissen, wen sie vor sich hatte. Gewohnheitsmäßig wich er aus.
»Wie, was ist mit mir?«
»Stellen Sie sich vor. Erzählen Sie. Wer Sie sind, was Sie machen, woher Sie meinen Vater kennen und so. Bis jetzt weiß ich nur, dass Sie mal verheiratet waren und eine Tochter haben. Also?«
»Fragen Sie.«
»Zum Beispiel, was machen Sie beruflich?«
»Ich bin Partner in einer Sicherheitsfirma.«
»Sie sehen nicht aus wie ein Bodyguard.«
»Wir machen auch keinen Personenschutz. Wir beraten Privatpersonen und Firmen mit Sicherheitsproblemen, und wir liefern und installieren Ausrüstung.«
»Und woher kennen Sie meinen Vater?«
Ross dachte einen Moment nach. »Ich war mal Soldat.«
Es entstand eine Pause, und das Mädchen wartete darauf, dass er weitersprach. Schließlich sagte sie ungeduldig: »Mein Gott, sind Sie zäh. Eine Unterhaltung mit Ihnen ist echt harte Arbeit.«
»Vor langer Zeit hatte ich mal mit Ihrem Vater zu tun. Danach haben wir uns aus den Augen verloren. Erst vor kurzem sind wir uns wieder begegnet. Ihr Vater hat mitbekommen, dass wir uns bei einem Neubau, in den er vielleicht investiert, um einen Auftrag bemühen. Er hat mir versprochen, uns zu helfen, den Auftrag zu bekommen, wenn ich dafür seine Tochter von der Schule abhole.«
»Sind Sie Freunde, mein Vater und Sie?«
»Nein. Ich kenne ihn eigentlich gar nicht.«
Das gab ihr zu denken. Nach einer Weile sagte sie: »Anscheinend kennt er Sie besser als Sie ihn.« Er schwieg unbehaglich, und sie fuhr fort: »Sie machen keinen Personenschutz, und Sie kennen meinen Vater eigentlich gar nicht, aber er engagiert Sie, um mich vor Kidnappern zu schützen.«
Nun, von Kidnappern war nicht die Rede. Aber im Grunde, sagte sich Ross, hätte ich wissen müssen, wohin die Reise geht, als ich bei Marco’s vom Tisch aufgestanden bin.
»Und Sie, warum machen Sie das?« Sie machte eine vage, alles das umfassende Handbewegung.
Tja, wieso eigentlich. Ross sah Dyson vor seinem inneren Auge, Wyllis und seine Tracker, die Respekt gebietende Myra, Whittaker, der von seiner kleinen Tochter schwärmte, und Hauser: Wir verlassen uns auf Sie, Walter. Es ist ein Job, sagte er sich ohne Überzeugung, mehr nicht, aber er sprach es nicht aus. Er fürchtete, dass das Mädchen seine Antwort unfreundlich oder zynisch finden würde, und hörte sie wieder fragen: Sind Sie ein Spezialist?
Doch sie war mit ihren Gedanken schon woanders. »Komisch«, sagte sie, als ob es ihr gerade wieder eingefallen wäre, »wenn man mich vor einer Woche gefragt hätte, hätte ich gesagt, dass es meinem Vater egal ist, ob ich gekidnappt werde.«
Sie sah ihn an, und Ross fragte sich, ob sie vielleicht einen Kommentar von ihm erwartete, so etwas wie Nein, das dürfen Sie nicht denken, Ihr Vater liebt Sie und sorgt sich um Ihre Sicherheit. Stattdessen sagte er: »Warum haben Sie das gedacht?«
»Das hat meine Mutter einmal gesagt, als ich damals nicht ins Internat wollte: Wenn ich in Kolumbien bleibe und entführt werde, würde niemand für mich zahlen, schon gar nicht mein Vater.«
»Und das haben Sie geglaubt.« Kein Wunder, dass sie keine hohe Meinung von ihren Eltern hatte.
»Na ja, ich wusste nicht, was ich glauben sollte. Als Kind in Kolumbien kannte ich meinen Vater kaum. Getroffen habe ich ihn nur selten und nur für Minuten, wenn er gerade bei meinem Großvater zu tun hatte. Ich hatte immer den Eindruck, dass ich ihm gleichgültig bin. Später habe ich ihn jedes Mal am Ende der Ferien eine Woche lang in New York besucht, aber so richtig um mich gekümmert hat sich dann Onkel … Colonel Hauser. Bei seinen Männern sind welche, die sind so groß wie ich, richtig gutaussehende Jungs. Die mussten ran, wenn ich in der Stadt war: Sightseeing, Shows, Kino, shoppen, tanzen, alles, das volle Programm. Besonders tanzen. Ich hatte jedes Mal eine Menge Spaß. Vor dem Tanzen hätten sie sich manchmal gerne gedrückt. Aber nix, Hauser hat sie sogar Kurse machen lassen.« Sie lachte entzückt über irgendetwas in ihrer Erinnerung und machte
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