Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)
vergangenen Dienstag telefoniert, erinnern Sie sich?«
»Rufen Sie von einem öffentlichen Telefon aus an?«
»Ja.«
»Bleiben Sie dran. Es kann dauern.«
Es dauerte. Ross hörte mehrmals Schaltgeräusche in der Leitung. Dann sprach Hauser. »Was gibt’s?«
Er klang so nahe und so klar, als stünde er in der Telefonbox nebenan.
»Was haben Sie für mich?«
»Sie rufen zu früh an.«
Ross antwortete nicht.
»Wir wissen noch nichts Genaues.«
»Sagen Sie mir, was Sie nicht genau wissen.«
»Warum so dringend? Gibt es ein Problem?«
Ross antwortete nicht.
»Sie haben viel Aufregung verursacht, und eine Menge Leute rätseln darüber, was sich in der Tiefgarage eigentlich abgespielt hat. Und vor allem, warum. Aber offiziell ist Totenstille, und es ist auch nichts in die Medien gelangt. Wir wissen noch nicht, ob nach Ihnen gesucht wird.«
Also keine reguläre polizeiliche Fahndung, dachte Ross, ist das gut oder schlecht?
Hauser sagte: »Sind Sie noch dran?«
»Ja.«
»Alles okay bei Ihnen?«
Ross antwortete nicht.
»Wissen Sie jetzt, was Sie wissen wollten?«
Ross sagte: »Wir kommen rein.«
Hauser hielt sich nicht mit Umschweifen auf. »Nein. Bleiben Sie, wo Sie sind. Wir können das Mädchen hier nicht brauchen. Nicht jetzt.«
Hab ich dich, dachte Ross. »Warum?«
»Das muss Sie nicht interessieren.«
»O doch. Wir sind nicht mehr beim Militär, Hauser. Wenn ich meinen Hals für Sie riskieren soll, dann müssen Sie mir mehr bieten als ein Das-muss-Sie-nicht-interessieren.«
Hauser lenkte sofort ein. Er hatte trotz eines langen Lebens als Offizier nicht das Gespür dafür verloren, wann er Unterlingen entgegenkommen musste. Er plädierte. »Hören Sie, Walter, wir haben hier im Moment eine schwierige und unübersichtliche Situation, eine Art Belagerungszustand. Wir haben schon Mühe, uns selbst zu schützen. Mit dem Mädchen hätten wir nicht nur zusätzlichen Sicherheitsaufwand, das verrückte Kind ist an sich schon ein Risiko. Sie kennen sie ja jetzt ein paar Tage. Sie können bestimmt ein Lied davon singen.«
Was? Die abfällige Bemerkung überraschte Ross. Irgendwie hatte er bisher geglaubt, dass Hauser das Mädchen mochte. Die Unterstellung, dass er und Hauser einer Meinung über sie seien, irritierte ihn. Du falscher Bastard, dachte er, ja, ich kenne sie jetzt ein paar Tage. Sie ist ein nettes Mädchen.
Hauser sagte: »Sind Sie noch da?«
Ross hängte ein. Als er sich umdrehte, stand sie vor ihm. Sie fragte: »Wer war dran?«
»Hauser.« Er nahm den Hörer wieder von der Gabel und hielt ihn ihr hin. »Möchten Sie noch mal randalieren?«
»Nein danke. Vielleicht später. Was hat er gesagt?«
»Nichts Wichtiges. Wir fahren zum nächsten Flughafen.«
»Au-kay«, sagte sie, indem sie seine Südstaatler-Aussprache imitierte, »dann laus.« Sie blinzelte ihm mit dem blassen Auge zu, als er sie überrascht ansah.
Sie verließen das Hotel durch das Restaurant, in dem sie zu Abend gegessen hatten und dessen Haupteingang in einer Seitenstraße lag. Ein Taxi brachte sie zu dem Parkhaus, in dem sie ihr Auto gelassen hatten. Für einen Extrazehner fuhr der Fahrer sie ins Untergeschoss und lud sie direkt vor der Limousine ab. Ross war darum bemüht, nicht nervös oder hastig zu erscheinen, aber er verschwendete keine Zeit auf dem Weg hinter das Steuer. Auch das Mädchen trödelte nicht. Sie warf sich in den Beifahrersitz und brachte den ganzen Wagen zum Schaukeln. Gleichzeitig schlugen sie die Türen zu, und Ross drückte sofort die Zentralverriegelung. K-lunk.
Sie waren in Sicherheit.
Pop. Tsss.
Ross steckte den Zündschlüssel, und die Anzeigen erwachten zum Leben. Die Skalen und Lichter des Armaturenbrettes gerieten in Bewegung und schaukelten sanft durch sein Blickfeld. Er hatte das Gefühl, langsam zu fallen. Das Lenkrad, an dem er sich festhalten wollte, schien unerreichbar weit entfernt. Um das Gleichgewicht wiederzufinden, stemmte er sich gegen die Rückenlehne seines Sitzes.
Tsss.
Das Mädchen sagte: »Walter?«
Sie klang alarmiert. Er hatte nicht mehr die Kraft, ihr zu antworten. Seine ganze Aufmerksamkeit richtete sich auf einige Männer, die vor und neben dem Wagen aufgetaucht waren und ihn durch das dicke Glas der Fenster interessiert und abwartend betrachteten. Dann versank er. Durch den Sitz, den Wagenboden, den Beton des Parkhauses in die Mitte der Welt.
Tsss.
15. Kapitel
A ls er zu sinken begann, wurde es dunkel um ihn, und Ross glaubte, dass er jetzt sterben würde. Er
Weitere Kostenlose Bücher