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Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Titel: Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Anderson
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erschrak nicht, denn der Tod hatte nichts Schreckliches für ihn, auch nicht der eigene. Aber er wunderte sich, dass er sich nicht fürchtete. Eigentlich musste er jetzt Todesangst fühlen, das war normal, so glaubte er, eine zwangsläufige psychische Reaktion auf schwindende Vitalfunktionen. Die Angst ist das Schlimmste am Sterben, aber mit dem Leben endet auch die Angst. Ross lebte ganz gerne, aber er war überzeugt und immer darauf gefasst gewesen, früh und gewaltsam zu sterben, weil er selbst getötet hatte. Nun war es so weit, und er bekam, was er verdient hatte. Er war bereit. Er wartete darauf, dass sein Leben an ihm vorbeiziehen würde, auf das weiße Licht, und er war sogar ein wenig gespannt auf den Moment, in dem sein Bewusstsein endlich erlöschen würde. An die Unsterblichkeit seiner Seele und an ein Jenseits glaubte er nicht. Wenn er jemals daran geglaubt hatte – er erinnerte sich nicht daran –, dann hatte er diesen Glauben spätestens verloren, als er zum ersten Mal einen Menschen sterben sah. Wenn man das Sterben einmal ganz aus der Nähe miterlebt, dann spürt man, ob man es mag oder nicht, dass der Tod definitiv ist. Von da an fällt die Vorstellung von einem Jenseits schwer, wenn sie sich nicht gleich ganz verflüchtigt.
    Ross starb nicht sofort. Er träumte. Anfangs war der Traum undeutlich, aber dann erkannte er etwas. Er sah sich selbst. In Uniform. Oh, er kannte diesen Traum, er liebte diesen Traum, er hatte schon oft geträumt, wie er seine Frau kennengelernt hatte. Im Traum war er wieder ein junger Polizist. Wieder saß er in der Notaufnahme auf einer mit dunkelgrünem Wachstuch bespannten Liege hinter weißen Plastikvorhängen und wartete darauf, dass sein verletzter Arm versorgt würde, von einer Krankenschwester, von Lourdes, in ihrer schmucken Uniform, das Indianerhaar im Nacken zu einem schweren Knoten zusammengedreht. Ross war überglücklich in seinem Traum, jetzt, jetzt teilten sich die Vorhänge, und sie war wieder da … Lourdes!
    Lourdes?
    Zweifel zersetzten sein Glücksgefühl. War die Frau in seinem Traum wirklich Krankenschwester, war sie wirklich Lourdes? Er kannte die Frau, die durch die Vorhänge kam, er liebte sie, aber er konnte ihr Gesicht nicht sehen. Er hatte vergessen, wie Lourdes aussah. Er erinnerte sich an ihr Haar, ihre Uniform, aber nicht an ihr Gesicht. Traurig sprach er die undeutliche Erscheinung an.
    Lourdes, bist du das? Vergib mir. Ich weiß nicht mehr, wie du aussiehst. Geh nicht wieder weg.
    Die gesichtslose Frau, die vielleicht Lourdes war, sagte: »Halt durch, Walter. Du darfst nicht sterben. Lass mich nicht allein.«
    Der Traum verflog. Es war vollkommen dunkel um Ross und vollkommen still. Zuerst hielt er den Schmerz in seiner Brust für Sehnsucht. Dann bemerkte er, dass er nicht mehr atmete. Sein Herz schwieg. Jetzt, dachte er. Es ist soweit.
    Aus der Stille stieg ein leises Rauschen auf und schwoll an zu einem mächtigen, hohlen Brausen. In einer letzten Anstrengung tröstete er sich selbst. Es ist nicht schlimm. Es geht ganz schnell. Es ist gleich vorüber.
    Ein Stich und heftige Schläge auf die Brust beförderten ihn abrupt zurück ins Leben. Grobe Hände zerrten an ihm. Er lag. Jemand hielt seinen Kopf mit festem Griff in die Haare über einen Eimer. Er hustete und erbrach bitteren, blassen Schleim. Sein Herz schlug so stark, dass es seinen ganzen Körper erschütterte, und er atmete angestrengt wie nach einem zu langen Tauchgang. Mit der fremden Faust in seinen Haaren würgte und keuchte er, bis sich sein Magen beruhigt hatte. Dann wurde er auf den Rücken gewälzt. Teilnahmslos ertrug er, dass er an Armen, Beinen und an der Kehle von Händen in Gummihandschuhen festgehalten wurde, während man ihm in die Armbeugen stach, in die Augen leuchtete und ihm eine Handschelle anlegte. Er bekam nur undeutlich mit, was ihm geschah, und das, was er sah und hörte, verstand er nicht. Alles passierte gleichzeitig und unendlich langsam in langen Abständen. Männer tauchten auf, standen über ihm oder beugten sich zu ihm und verschwanden wieder. Wenn ihn niemand störte, lag er apathisch auf dem Rücken, starrte in das zitternde Licht einer Neonröhre und versuchte sich an irgendetwas zu erinnern. Einmal schlief er mit offenen Augen ein und wurde mit Schlägen ins Gesicht wieder geweckt. Ein Bärtiger erschien in seinem Blickfeld und sagte laut: »Nicht schlafen. Atme.« Atme. Eine Manschette um seinen Arm wurde aufgepumpt und wieder entleert, der kleine

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