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Neobooks - Transalp 12

Neobooks - Transalp 12

Titel: Neobooks - Transalp 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter , CUS
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Hitler.
    Die Kugel rollte lange durch den Kessel. »Rien ne va plus!« Hagen schloss die Augen. Er hörte die Kugel klickern. Er dachte an den Führer, seine Mutter, an das, was er bald für das deutsche Volk würde leisten müssen.
    Die Spieler wie die Gaffer rund um den Tisch stöhnten enttäuscht auf. Dreiunddreißig. Schöne Zahl, aber das Geld war weg. Hagen musste an die frische Luft.
    Als er auf den großen Balkon trat, bekam sein Mobiltelefon wieder Netzempfang. Eine SMS zeigte eine Sprachnachricht an. Er hörte sie ab und verfluchte sich, dass er eine Viertelstunde mit dem unnützen Spiel vertan hatte. Er nickte den beiden Kämpfern zu und sie stürmten zu dritt aus dem Casino. Unten vor dem Eingang warteten die Wassertaxis am Steg, der auf den Canal Grande hinausführte. Hagen steckte dem Chauffeur des vorne liegenden Boots einen Hundert-Euro-Schein zu. Er hieß ihn »Presto, presto!« ans andere Ende des großen Kanals rasen.
    Nun musste es also dazu kommen, wovor ihm tief in seinem Innersten graute. Was sollte er mit dem Vermächtnis machen? Er wollte es haben, aber seine Leute durften davon besser nichts wissen.
    Er dachte an den Tag zurück, als er von der Schule nach Hause kam: Das Haus seiner Eltern am Stadtrand von Buenos Aires lag verkohlt da, aus den Trümmern rauchte es. Seine Mutter war nicht da. Wie er
Mama! Mama!
rief, doch Christina war fort. Seine Eltern kamen nie wieder zurück. Später fand er zwei mögliche Szenarien heraus: Ein Gerücht besagte, dass die argentinische Mafia im Haus nach Brillanten suchte und dann alle Spuren vernichtet hatte. Das zweite, wahrscheinlichere Gerücht machte den israelischen Geheimdienst Mossad verantwortlich, der nach dem Verbleib von Hitlers Vermächtnis fahndete und der seine Eltern entführt haben soll. Seitdem kannte Hagen nur noch ein Lebensziel.
    Seine Mutter hatte dem Sechsjährigen keinerlei Botschaft hinterlassen, alles war vernichtet. Das Einzige, an was er sich gut erinnerte, waren seine Kinderzeichnungen – es waren viele Boote darauf und eine große Kuppel mit einem Kreuz oben. Das Wassertaxi näherte sich seinem Ziel. Links der Markusplatz. Rechts Santa Maria della Salute.
    Vor der Banca fondata nel 1194, 1.15 Uhr
    Diesmal war Anselm Plank in die Bank gegangen. Das älteste Geldinstitut des Kontinents bekam man nicht so oft im Leben zu Gesicht. Und er mit seinen Beamtenbezügen schon gar nicht. Spindler hatte ihm den Vortritt gelassen. Zumal er auf das Passwort ›Blondi‹ ohne Planks Dienstzeit am Prinzregentenplatz 16 nie gekommen wäre.
    Jetzt kam Plank wieder aus der Bank heraus. Er trug die Kassette unter dem Arm. Der alte Bankier hatte ihn nicht daran gehindert, sie mitzunehmen. In den Gebühren, die sein Vater vor siebenundsechzig Jahren für tausend Jahre im Voraus kassiert hatte, war die verzinkte Kassette inbegriffen.
    Er ging über die kleine Brücke hinüber zum Vorplatz der Kirche Santa Maria della Salute. Benno Spindler und Stephanie Gärtner wollten hier auf ihn warten. Spindler hatte bereits ein Wassertaxi aufgetrieben, das mit laufendem Motor an der Mole stand.
    Gerade als Plank den Platz vor der Kirche betrat, kam wieder ein Vaporetto an. Nur wenige Menschen waren um diese Uhrzeit an Bord. Und nur zwei von ihnen stiegen aus. Plank erkannte sie sofort. Es waren die Tiroler Nazis Sigi und Clara. Eben bewegten sich Spindler und Gärtner aus dem Mondschatten neben der Kirche heraus, um auf Plank zuzugehen. Da erkannte Clara Stephanie Gärtner, rempelte ihren Komplizen an und rannte mit gezückter Waffe auf die beiden zu. Plank konnte nichts tun als zuzuschauen und einen Warnruf abzugeben, denn er war unbewaffnet. Die Walther, mit der Gärtner den Fiesling im Hotel erledigt hatte, steckte in ihrer Jackentasche. Als Gärtner Planks »Achtung, Deckung« hörte, ging sie sofort in die Knie. Plank sah, wie sie versuchte, die Pistole aus der Seitentasche zu nesteln, aber der Reißverschluss machte wohl Zicken. Fünf Meter vor Spindler und Gärtner blieb Clara mit ihrer Waffe im Anschlag stehen und sagte: »Wer sich zuerst bewegt, wird zuerst erschossen.«
    Auf Plank marschierte Sigi zu. Der durchtrainierte Hüne würde aus Plank Mus machen. Er beschloss, den Rückzug anzutreten. Er drehte sich um und lief davon, auch auf die Gefahr hin, dass sich eine Kugel in seinen Rücken bohrte. Doch er erreichte die kleine Brücke, über die er gerade gekommen war. Darauf blieb er stehen, drehte sich zu Sigi um, der nur noch drei Meter entfernt

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