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Neonazis in Nadelstreifen

Neonazis in Nadelstreifen

Titel: Neonazis in Nadelstreifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Andrea und Speit Roepke
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Ekelfleisch-Dönerbuden sowie US -Fast-Food-Fraß-Ketten das Land überschwemmen.«
    Vor allem Familien und Jugendlichen wollte sich die NPD weit vor den Wahlen andienen. Eine »nationale Bewerbungshilfe Oberpfalz« bot sie an, einen »Kinderbasar« richtete sie in Roding aus, einen »Umweltschutztag« veranstaltete sie in Bayreuth und in Passau einen »Wandertag«. Die » NPD -Krabbelgruppe Nürnberger Land« warb mit der Parole: »Hier wird Volksgemeinschaft gelebt«. Frauen und Mütter jeglichen Alters seien eingeladen – nur deutsch müssten sie sein.
    Ermutigt, einen Wahlerfolg erzielen zu können, wurde die NPD auch durch die vorgezogene Bundestagswahl 2005 . Bei der Wahl hatte die Partei bundesweit 1 , 6 Prozent der Zweitstimmen, in Bayern 1 , 3 Prozent erhalten, aber die Hoffnung, dass es weit mehr werden könnten, ergab sich für den bayerischen Landesverband aus dem großen Zuwachs an Sympathisanten. Noch 2002 hatten gerade mal 0 , 23 Prozent der Wähler ihr Kreuz bei der NPD gemacht. Hoffen ließen sie zudem Studien zu rechten Ressentiments in der Mitte der Gesellschaft. In der monatlich erscheinenden Parteizeitung »Deutsche Stimme« führte Jürgen Gansel, der sich gern als Parteistratege sieht, aus: »In ihrer Studie ›Vom Rand zur Mitte. Rechtsextreme Einstellungen und ihre Einflussfaktoren in Deutschland‹ ( 2006 ) kommt die Friedrich-Ebert-Stiftung zu dem Ergebnis, dass Bayern von allen westdeutschen Bundesländern die höchste Zustimmung zu rechtsextremen Positionen aufweist.« Und tatsächlich warnen die Autoren der Studie, Oliver Decker, Elmar Brähler und Norman Geißler: »Bayern kann, was die Verwurzelung rechtsextremer Einstellungen in der Bevölkerung anbelangt, mit den tiefsten Ostprovinzen mithalten.« Die Sozialwissenschaftler weisen darauf hin, dass in Bayern die Zustimmung bei »den ausländerfeindlichen Aussagen« weit »über dem Durchschnitt der westlichen Bundesländer liegt«.
    Am Wahltag konnte die NPD aber nicht all jene Wähler mit diesen Einstellungen für sich gewinnen. Größere Erfolge von über zwei Prozent erzielten sie in Weiden in der Oberpfalz, in Tirschenreuth und in Kronach-Lichtenfels. Das beste Gesamtergebnis erreichte Sascha Roßmüller in Straubing mit 2 , 7 Prozent. Schon während des Wahlkampfs brodelte die interne Gerüchteküche. Die Wahlkampfleitung soll sich gar bei der Bundesführung über fehlendes Engagement und Inkompetenz vor Ort beschwert haben. Noch vor der Wahl versuchte der Landesverband, die Wahlkampfkasse mit Spendenappellen aufzubessern. Das eingeworbene Geld reichte jedoch nicht aus, glaubt man Uwe Meenen, der erklärt, dass die NPD nicht noch mehr Stimmen für sich gewinnen konnte, weil sie sich in einer »äußerst benachteiligten Situation« befunden habe. Neben den »hetzenden Medien, einer feindlich gesonnen Verwaltung« und »Antifa-Systemschlägerbanden« führt er als Grund auch die »finanziell sehr schwierige Lage« an. Sascha Roßmüller betont indes: »Die Freien Wähler waren ohne Zweifel (…) die große Überraschung«, und meint, dass »die Wahlverweigerung weiter Kreise Unzufriedener (…) einer politischen Veränderung zusätzlich« entgegengestanden habe. Dass auch sie diese »Unzufriedenen« nicht dazu bewegen konnten, ihr Kreuz bei der NPD zu machen, lässt er unerwähnt.
    Obwohl die Gründe für den geringen Wahlerfolg vorwiegend außerhalb der Partei gesucht werden, kommt es nach den bayerischen Landtagswahlen zu Auseinandersetzungen auf dem Landesparteitag in der Nähe von Landau. Schwere Vorwürfe werden gegen den Landeschef erhoben, es sei kein effektiver Flächenwahlkampf geführt worden und auch bei der Finanzierung habe es gemangelt. Am 9 . November 2008 unterliegt auf dem Parteitag dennoch der aufbegehrende unterfränkische NPD -Chef Uwe Meenen im Kampf um den Landesvorsitz wieder Ralf Ollert. Das ist zu viel für manche jüngere Kader, die eindeutig für Meenen votiert haben. Der Landeschef der Jungen Nationaldemokarten, Matthias Fischer, legt nicht bloß sein Parteiamt als NPD -Bezirksvorsitzender Mittelfranken nieder, sondern verlässt sofort die Partei. Die Jugendorganisation bewertet die erzielten 1 , 2 Prozent Stimmen weniger positiv als die Mutterpartei und macht besonders Landeschef Ollert für das enttäuschende Ergebnis verantwortlich. Der unterlegene Meenen legt ebenfalls gleich sein Landesvizeamt nieder. Ein Drittel der Delegierten verlässt mit Meenen den Parteitag. Bleibt es bei dieser Distanz,

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