Neonazis in Nadelstreifen
Veranstaltungen dulden.« Das sei kein von der NPD gewähltes Erscheinungsbild, zudem dürften Gewalt nicht von ihnen ausgehen und vor allen nicht gegen die »deutsche Polizei« gerichtet sein. Die Wut der jungen Kameraden könne er ja verstehen, wenn sie sich von der Polizei schikaniert fühlten, die aber nur ihre Pflicht täten – und zwar »auf Weisung von oben«. Innerlich stünden sie bei der NPD , so Voigt, was sich aber ändern könnte, »wenn aus unseren Reihen Gewalt kommt«. Die kopierten links-autonomen Erscheinungsformen, wiederholte er unter dem Applaus der Parteitagsdelegierten, »ausländische Sprache und Symbole«, »geballte Kommunistenfaust« und »schwarze Blöcke« hätten in ihren Reihen nichts zu suchen. »Gewalttätige Wählerschrecks dürfen keinesfalls unter der Fahne der NPD laufen.« Der anhaltende Applaus ist aber auch der eindeutigen Doppeldeutigkeit geschuldet, denn gleichzeitig betonte er. »Wir haben das Recht auf Notwehr«, und: »Wir schlagen zurück«.
In der vermeintlich klaren Absage an die Zusammenarbeit mit den »Autonomen Nationalisten« schwingt ein verstecktes Angebot mit. Die Erscheinungsformen sind bei NPD -Veranstaltungen unerwünscht, nicht jedoch das Personal. Die »Volksfront von rechts« zusammen mit den Kameradschaften soll weiter bestehen. Voigt macht sich nichts vor: Ohne jene »Freien Nationalisten«, samt ihrem vermeintlich sozial-revolutionären Pathos und provokant-aggressiven Habitus, würde die Partei unter rechtsorientierten Jugendlichen weniger Zuspruch finden. Wahlkämpfe könnte sie ohne die Kameradschaften nur schwerlich führen. Jörg Hähnel, Berliner Landesvorsitzender und Bundesvorstandsmitglied der NPD , sagt es offen: Die Partei braucht die »Autonomen«. »Ganz ehrlich«, betont er gegenüber dem Magazin »Neon«, »dieses ganze autonome Getue ist nicht mein Stil«, ihm sei es jedoch »recht, wenn neue Leute« zu ihren Aktionen kämen. Und Hähnel, der für die NPD in der Bezirksverordnetenversammlung Berlin-Lichtenberg sitzt, glaubt, »denen geht es zwar um Action, nicht um Inhalte«, er hofft allerdings: »Die politisieren wir dann eben später!«.
Schon 2007 hatte die NPD die AN anfänglich massiv kritisiert. »In zunehmenden Maß ist bei Aktionen des nationalen Widerstands das bisher nur von linksradikalen /antifaschistischen Demonstrationen bekannte Phänomen des ›Schwarzen Blocks‹ zu beobachten. Als Unterzeichner […] sprechen wir uns […] gegen derartige Erscheinungsformen aus«, hieß es in einer Erklärung des Bundesvorstandes vom 15 . August 2007 . Der Grund: »Öffentliche Demonstrationen sollen unseren Landsleuten ein Bild von dem vermitteln, wie wir uns als Nationalisten das kommende Deutschland vorstellen. […] Doch um glaubwürdig zu agieren, müssen wir zunächst einmal selbst überzeugend wirken.« Das sei mit dieser kopierten Optik, Sprache und Erscheinungsform nicht möglich. Reaktionen der verärgerten »Autonomen Nationalisten« auf diese Erklärung blieben nicht aus. Sven Skoda aus dem Umfeld der Düsseldorfer Kameradschaft ließ verlauten, die Partei sei eben auf einem »auf das bürgerliche Lager ausgerichteten Kurs«. Früher habe die NPD schon verächtlich über »Neonazis, Provokateure, Uniformfetischisten und Skinheads« gesprochen. Schnell sahen Partei- und Kameradschaftskader eine weitere Zusammenarbeit mit jungen Anhängern gefährdet. Wohl auch deshalb äußerte sich das NPD -Parteipräsidium am 10 . September 2007 wesentlich moderater: »Die NPD steht weiterhin zum Schulterschluss mit allen parteiunabhängigen Nationalisten, die ihrerseits zu einer konstruktiv-partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit der NPD bereit sind.« Und die Parteiführung betonte damals, was auch der Bundesführer jetzt in Bamberg wieder hervorhob, die Kritik richte sich nur gegen die »Erscheinungs- bzw. Aktionsform«.
Der Bamberger NPD -Parteitag setzte entsprechende Signale. Thorsten Heise, bedeutender Kader der Kameradschaftsszene und umtriebiger Geschäftsmann im Rechtsrockmilieu, wurde wieder in den Bundesvorstand gewählt, obwohl der mehrfach Verurteilte erneut ins Visier der Fahnder geraten war und eine Hausdurchsuchung bei ihm stattgefunden hatte, bei der Waffen gefunden worden waren. Heise ist wichtig für die NPD . Offizielle Parteifunktion: »Verbindung zu Freien Kräften«. Der Hamburger Landeschef und Szeneanwalt Jürgen Rieger wurde gar zu einen der drei Bundesvize bestimmt. In Bamberg störte es kaum, dass Rieger der
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