Neonazis in Nadelstreifen
vorläufiges Berufsverbot als Anwalt. Bei einem Haftantritt im November 2006 zeigte Mahler nach Polizeiangaben den verbotenen Hitlergruß. Zu weiteren Mitstreitern in Haverbecks brauner Runde gehören verurteilte Hardcore-Neonazis wie Manfred Roeder, Ernst Zündel oder Germar Rudolf. Für öffentliches Interesse sorgte Haverbecks 1992 gegründeter Verein Gedächtnisstätte, als einer seiner Aktivisten, der Düsseldorfer Architekt Ludwig Limmer, Ende 2005 ein größeres Anwesen im sächsischen Borna ersteigerte. Das 10 500 Quadratmeter große ehemalige Bergbaugelände mit Gebäude und Park wurde von einer Immobiliengesellschaft des Bundes für nur 99 000 Euro veräußert. Der Verein Gedächtnisstätte als Hauptnutzer und mit Ursula Haverbeck als Mentorin errichtete dort eine »Gedenkstätte für deutsche Kriegsopfer«. Als der inzwischen verstorbene Limmer senior das geplante Projekt im Oktober 2005 vom Bauausschuss der Stadt Borna absegnen ließ, sprach er noch lapidar von einer Gruppe »Heimatvertriebener«, die ihm 250 000 Euro für eine »Erinnerungsstätte« zur Verfügung gestellt hätten. Die acht Ausschussmitglieder sahen zunächst keine Veranlassung, dem Architekten nicht zu glauben. Seinem Antrag auf Baugenehmigung wurde zugestimmt.
Doch der arglose Schein trog. Das Ehepaar Limmer gehörte seit Jahren zum illustren Kreis um Haverbeck. Mit dabei sind auch Altnazi Hajo Herrmann, der Solinger Bauunternehmer Günther Kissel, Professor Theo Schmidt-Kaler aus Margetshöchheim, Steuerberater Professor Bernhard Bellinger, der rechte Verleger Udo Walendy, der angesehene ehemalige Chefarzt Dr. Hartmut Rau aus Bad Pyrmont sowie der Schweizer Revisionist Bernhard Schaub. Die Oldenburger Schauspielerin Imke Barnstedt, die in TV -Serien wie »Hinter Gittern« und »Berlin, Berlin« mitwirkte, unterstützt ebenfalls die Arbeit der Geschichtsverfälscher. Bereits im Juli 2003 lud Gedächtnisstätten-Gründungsmitglied Kissel, der laut Gerichtsbeschluss als »rechtsextremistischer Drahtzieher« bezeichnet werden darf, das Ehepaar Limmer gemeinsam mit Haverbeck, Mahler und anderen Neonazis zum »gemeinschaftlichen Mittagessen« mit Informationsgespräch in sein Privathaus nach Solingen ein. Kissel bedachte das Projekt »Gedächtnisstätte« mit einer großzügigen Spende. Als ehemaliger Obermeister der Bauinnung gilt Günther Kissel in Solingen als »ehrenwerter Bürger«. Bereits 1979 hatte der britische Holocaust-Leugner David Irving auf seinem Bauhof referiert. 1990 schrieb der ehemalige Wehrmachtsoffizier selbst in einem im Türmer-Verlag erschienenen Buch: »Als gesetzestreuer Bürger darf ich zum Beispiel an der berühmten 6 -Millionen-(Holcocaust) Zahl nicht zweifeln, sonst sperrt man mich ein, und das hätte ich gar nicht so gerne. Aber muss ich dann auch gesetzestreu daran glauben?« Dem nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz war Kissel bereits 2001 als »Spender für rechtsextremistische Parteien« aufgefallen.
Nicht zuletzt seit der politischen Zusammenarbeit mit Haverbeck und seiner Unterstützung des rechten Wahlvereins »Pro Köln« gilt er mittlerweile als eine der umstrittensten Persönlichkeiten seiner Heimatstadt. 2006 errichtete seine Firma Kissel-Rapid für rund 2 , 3 Millionen Euro das Fundament für eine der größten Moscheen Deutschlands in Duisburg. Landesbauminister Oliver Wittke ( CDU ) hatte noch beim Richtfest positiv hervorgehoben, »dass eine Firma aus Solingen – der Stadt des Brandanschlags – für den Rohbau der Moschee und der Begegnungsstätte verantwortlich« sei. Makaber, denn Günther Kissel hatte den neonazistischen Solinger Brandanschlag vom Mai 1993 , dem fünf Menschen zum Opfer fielen, herablassend als »Türkenbrand mit Todesfolge« bezeichnet. An der Feier zu Kissels 90 . Geburtstag im Januar 2007 nahmen neben zahlreichen Neonazis auch CDU -Oberbürgermeister Franz Haug sowie SPD -Fraktionschef Ernst Lauterjung teil. Das löste in Solingen Empörung aus und führte einen Monat später zur »einmütigen Distanzierung« des Stadtrates »von den rechtsextremen Thesen« Kissels.
Ihre Zentren teilen die Altnazis gern mit Vertretern jüngerer Generationen. So feierte die Neonazi-Kameradschaft Freie Kräfte Leipzig auf dem Gelände von Haverbecks »Gedächtnisstätte« in Borna ihr Sommerfest mit » 80 jungen, deutschen Freiheitskämpfern«. Anfang Dezember 2007 warb der Verein mit einer eigenen Beilage in der »Jungen Freiheit« um Spenden für die »Gedächtnisstätte«.
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