Neonazis in Nadelstreifen
dass sein Exkamerad Thomas Wulff, mittlerweile im Bundesvorstand der NPD aktiv, in einer seiner Firmen bei Hagenow als Fahrer arbeite. Eilig wurde Wulff entlassen. »Philipp ist doch recht spießig geworden«, schimpfte der in der Öffentlichkeit. Es galt den Schein zu wahren.
Vor einigen Jahren verkaufte der 1964 geborene Steinbeck seine Anteile an einer Bauberatungsfirma ausgerechnet an den späteren NPD -Funktionär Pastörs. Deren Namen tauchen im Handelsregisterauszug der Firma ebenso auf wie der von Manfed Börm. Steinbeck hatte nicht damit gerechnet, erkannt zu werden, als er im Herbst 2007 bei einer Neonazi-Kundgebung in Hamburg-Blankenese auftauchte. Freundschaftlich begrüßte der Export-Kaufmann den Veranstalter Jürgen Rieger. Als Kameras blitzten, verschwand er sogleich hinter dessen privater Haustür. Intern scheut Steinbeck keinesfalls den Kontakt zu aktiven Neonazis und zog etwa als Gründungsmitglied die Fäden bei der Lübtheener Bürgerinitiative »Braunkohle Nein«, in deren Reihen jahrelang NPD -Kader wie Udo Pastörs mitmischten. Auch dem Hamburger Verfassungsschutz sind die Verbindungen zwischen den reichen Exaktivisten und »ihrem NPD -Umfeld« nicht entgangen.
Schloss Bernstorf, das Steinbeck und einer seiner Partner 2004 erwarben, wurde später an einen befreundeten deutschen Unternehmer in Dubai weitergereicht. Der stammt ursprünglich ebenfalls aus Hamburg und wurde später als Nachbar des 1945 abgetauchten NS -Verbrechers Klaus Barbie im peruanischen Lima bekannt. Über die Geschäfte der Altnazis in Südamerika schien Steinbecks Freund einiges zu wissen. In der TV -Dokumentation »Hotel Terminus« sprach der Import-Export-Händler Ende der 80 er Jahre über den »Schlächter von Lyon« genannten Barbie, den der »Spiegel« als »Symbol des Nazi-Horrors« bezeichnete.
In der mecklenburg-vorpommerschen Öffentlichkeit legen die Schlossbesitzer viel Wert auf gutbürgerliches Äußeres, sie verstehen sich als Repräsentanten von Geldadel und regionaler Wirtschaft. Da das neuerworbene, stark verfallene Schloss Bernstorf nach intensiven Sanierungsarbeiten verlangte, beauftragte der Eigentümer aus dem fernen Dubai dafür einheimische Firmen. So stand vor dem ehemaligen Schloss der Grafen von Bernstorff, von denen Albrecht Graf von Bernstorff 1945 in Plötzensee als antifaschistischer Widerstandskämpfer hingerichtet worden war, 2007 auch schon mal der Wagen des NPD -Unterstützers und Abrissunternehmers Sven Krüger aus Jamel. Das braune Netz hat enge Maschen – nicht nur im Norden.
Im westfälischen Vlotho an der Weser ist es einer Bekannten von Jürgen Rieger gelungen, eines der ältesten rechten Seminarhäuser wieder zu neuem Leben zu erwecken und zum internationalen Treffpunkt für Holocaust-Leugner zu machen. Doch nicht nur Hardcore-Neonazis tummeln sich in deren Reihen, auch zahlungskräftige Sponsoren. Ursula und Werner Georg Haverbeck gründeten das Collegium Humanum bereits 1963 im Gebäude einer ehemaligen Heimvolkshochschule, die Platz für rund 150 Personen bietet. Über 50 Jahre stand die 1928 geborene Haverbeck im politischen Schatten ihres Ehemannes, der in der NS -Zeit zeitweilig in der Reichsleitung der NSDAP beschäftigt war. Nach dessen Tod übernahm die fanatische Hitler-Verehrerin die Leitung und führte das Collegium Humanum wieder aus seiner politischen Bedeutungslosigkeit im extrem rechten Lager heraus. Der Trägerverein gilt als gemeinnützig, Spenden sind steuerlich begünstigt.
Ursula Haverbeck ist eine der wenigen Frauen, vor deren Aktivitäten in den Verfassungsschutzberichten der Länder gewarnt wird. Bei dem von Jürgen Rieger organisierten Marsch zum Gedenken an den Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß in Wunsiedel 2004 durfte Haverbeck als einzige Rednerin vor rund 3000 Teilnehmern auf die Bühne. Das Amtsgericht Bad Oeynhausen hatte sie kurz zuvor, im Juni 2004 , wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe verurteilt. Auslöser dafür waren mehrere den Holocaust leugnende Artikel in der von ihr herausgegebenen Zeitschrift »Stimme des Gewissens«. Drei Jahre später stand die notorische Nationalsozialistin erneut vor Gericht, die Staatsanwaltschaft des Landgerichtes Dortmund charakterisierte sie als »Überzeugungstäterin«.
Zum engsten politischen Umfeld von Haverbeck zählt der Mitbegründer und ehemalige Verteidiger der Roten-Armee-Fraktion ( RAF ) und spätere Neonazi Horst Mahler. Der fanatische Antisemit trat 2000 in die NPD ein, 2004 erhielt er ein
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