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Neonazis in Nadelstreifen

Neonazis in Nadelstreifen

Titel: Neonazis in Nadelstreifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Andrea und Speit Roepke
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über 120 Neonazis im Gutshaus der Krügers feierten. »Heute räuchern wir euch aus«, drohten sie einer zugezogenen Familie, deren Hühner wurden auf dem Gartenzaun aufgespießt. Krüger und seine Anhänger schüchterten Einheimische und Zuzugswillige über die Jahre hinweg ein. Die Reichskriegsflagge flatterte im Dorf. An der einzigen Zufahrtsstraße standen Schilder mit der Parole »Ausländer raus!«. Zweimal gingen Häuser in Flammen auf. Verängstigt verließen Fremde den Ort wieder. Sven Krüger machte sich dafür im Dorf breit, seiner Familie gehören inzwischen mehrere Häuser. Krüger sei mehrfach im Gefängnis gewesen, aber immer frühzeitig entlassen worden, beklagte ein Mitarbeiter der Landesweiten Opferberatung für Betroffene rechter Gewalt (Lobbi e.V.) 2003 gegenüber der »tageszeitung«.
    Sven Krüger droht noch immer. Insbesondere Gegendemonstranten und Journalisten geraten ins Visier des bulligen Glatzkopfes und seiner Truppe. Doch Krüger nützt sein Image auch fürs Geschäft. Auf seinem Hof stehen Fahrzeuge mit der Aufschrift »Die Jungs fürs Grobe. Brigade z.b.V.« – zur besonderen Verwendung. Krüger betreibt ein Abrissunternehmen. Aus welchen finanziellen Quellen er seine Aktionen finanziert, »bleibt im Dunkeln«, so Experten des Mobilen Beratungsteams in Mecklenburg-Vorpommern, aber klar sei, dass er eine »Aktionsbasis« schaffen wolle. Als sich im Herbst 2007 rund 200 Neonazis an einem »nationalen Fußballturnier« im Dammereezer Schlosspark im Landkreis Ludwigslust beteiligten, trug eine der Mannschaften den Werbeschriftzug von Krügers Firma auf dem dunklen Trikot. Bei Neonazi-Demonstrationen marschiert der militante Skinhead neuerdings auffällig dicht hinter Angehörigen der NPD -Fraktion im Schweriner Landtag. Bereits 2005 soll Krüger beim Bundestagswahlkampf die NPD unterstützt haben.
    Krüger ist nicht der einzige Unternehmer mit braunem Hintergrund in Mecklenburg-Vorpommern. Gerade im nordöstlichen Flächenland gibt es seit Ende der 90 er Jahre eine gezielte Ansiedlung von Neonazis aus dem Westen. Sie betreiben Landwirtschaft, arbeiten als Zimmerleute, Maler- und Tischlermeister oder eröffnen wie der Fraktionsführer der NPD im Schweriner Schloss, Udo Pastörs, einen Schmuck- und Uhrenladen. Seine international agierende Edelmetallfirma hat Pastörs vor seiner politischen Karriere an einen Schwager in Bad Zwischenahn übertragen. Global agierend, reiste der NPD -Mann noch vor wenigen Jahren mit Sekretärin von Kontinent zu Kontinent. Als Spitzenkandidat der NPD gründete er sogleich einen Unternehmerstammtisch, bei dem Mittelständler sich über »hohe Steuern und sture Bürokraten beschweren können«. Sein Einsatz wurde belohnt: Beim Wahlkampfauftakt der NPD im Sommer 2006 scheuten sich weder die örtliche Taxiunternehmerin, der Bistrobetreiber noch der Tischlereibesitzer, vor den Augen empörter Gegendemonstranten bei Kaffee und Kuchen mit Rechtsextremisten zu plaudern. Finanziell griff Pastörs den eigenen Kameraden immer wieder unter die Arme, wie Aussteigerin Tanja Privenau bestätigt. Es entstanden neben wirtschaftlichen Verflechtungen auch soziale Netzwerke, die zu einer noch stärkeren Abhängigkeit ihrer Mitglieder führten. Extrem rechte Frauen und Männer schicken ihre Kinder in gemeinsame Krabbelgruppen, kaufen Gemüse vom sympathisierenden Öko-Bauern oder sitzen im Elternrat der Schulen ihrer Kinder, wie der Boizenburger Neonazi Thomas Wulff, genannt »Steiner«.
    Der gelernte Automechaniker Wulff, einer der engsten politischen Weggefährten Jürgen Riegers, fand sogar Arbeit bei einem befreundeten Unternehmer. Denn manchmal gelingt auch der Aufstieg vom braunen Saulus zum Schlossbesitzer. Früher trieb sich Philipp Steinbeck mit »Steiner« und militanten Kameraden herum. Er brach sein Jurastudium ab und arbeitete Anfang der 90 er Jahre in der Fraktion der extrem rechten Deutschen Liga für Volk und Heimat im Kieler Landtag. Im März 2005 dann trat Steinbeck gemeinsam mit dem ehemaligen Hamburger Kameraden Christian S. als Käufer der Schlossruine in Bernstorf bei Grevesmühlen auf. Beide bezeichneten sich selbstbewusst als Unternehmer und wiesen darauf hin, weitere Schlösser zu besitzen. Die braune Vergangenheit wollen die Yuppies wie alte, zu billige Kleidung abgelegt haben. Natürlich wisse Steinbeck von der rechten Ansiedlung in der Nähe seines Wohnsitzes bei Lübtheen, doch damit habe er nichts mehr zu tun. Kleinlaut räumte er Ende 2005 aber ein,

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