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Neongrüne Angst (German Edition)

Neongrüne Angst (German Edition)

Titel: Neongrüne Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Kontrollfreak bist. Hätte ich mir aber fast denken können. Perfektionisten sind ja oft so. Wenn einer schon als Mathegenie gilt, muss mit dem ja irgendwas nicht stimmen.«
    »Ich bin kein Mathegenie, ich suche meine Freundin!«
    Aber Ben war nicht zu stoppen. »Wer versucht, alles um sich herum im Griff zu haben, engt andere Menschen ein, ist dir das nicht klar, Leo?«
    »Äi, was soll das? Ich will doch nur wissen, wo …«
    »Die meisten Kontrollfreaks streben nach absoluter Dominanz über andere Menschen. Sie fühlen sich nur in strengen Hierarchien wohl. Zumindest, wenn sie ganz oben sitzen. In ihrer Kindheit sind die mal schwer verletzt worden – haben keine Beachtung gekriegt oder so –, und sie wollen nicht, dass das noch mal passiert.«
    »Danke für die Therapiestunde, Ben. Liest du gerade ein psychologisches Fachbuch, oder was?«
    »Ja, ich bin nicht so ’n oberflächlicher Ballerspieletyp, wie alle denken. Ich befasse mich mit den Abgründen der menschlichen Seele. Solltest du vielleicht auch mal tun.«
    »Danke für den Tipp, Meister Freud.«
    Leon war ganz schön wütend auf Ben, gleichzeitig fühlte er sich erwischt. Dies war ja wirklich ein Kontrollanruf. Auch wenn es ihm schwerfiel, es vor sich selbst einzugestehen, er hatte die Festnetznummer angerufen, um herauszufinden, ob Johanna wirklich zu Hause war oder ihn schon wieder belogen hatte.
    Jetzt verspürte er überhaupt keine Lust mehr, mit Ben über irgendwas zu reden, sondern er wollte nur noch zu Johanna, denn er war sich sicher, dass sie gerade wieder Mist machte und in ziemlichen Schwierigkeiten steckte.
    Nein, sie trieb sich nicht mit anderen Jungs herum.
    Sie war irgendwo in den Fängen dieses merkwürdigen Anrufers. Leon fragte sich, was dieser idiotische Kerl diesmal von ihr verlangt hatte, und warf sich gleichzeitig selbst vor, etwas in seiner Art zu haben, das Johanna dazu brachte, ihm nicht vollständig zu vertrauen.
    Gefiel es ihr etwa insgeheim, von diesem Mann so sehr beachtet zu werden?
    Ben hielt jetzt einen Vortrag über das Streben nach Kontrolle und Dominanz. Zwischendurch ploppte im regelmäßigen Rhythmus das Kaugummi.
    »Wer kein Vertrauen in andere hat, Leon, hat vor allen Dingen kein Vertrauen in sich selbst. Darüber solltest du mal nachdenken. Alter. Scheint ja ’ne tolle Liebesgeschichte zu sein zwischen dir und der Spaßbremse, die sich meine Schwester nennt.«
    Leon hörte sich den Unfug nicht länger an, drückte das Gespräch weg und klickte die Kurzwahltaste für Johanna an.

24
    Gerade noch war die Bürgermeister-Smidt-Straße Johanna dunkel und fast menschenleer vorgekommen. Gerade noch fühlte sie sich vom Regen fast eingehüllt, und eine Wolke verdeckte gnädig den Mond. Doch genau jetzt, da das Handy vibrierte wie ein kaputter Kühlschrank und ein Beben in ihrem Körper auslöste, als sei sie an ein Stromkabel geraten, gab die Wolke den Mond wieder frei. Der Himmel war plötzlich viel heller. Ein sternenklarer Abend lockte Pärchen an den Deich und in den Bürgerpark.
    War nicht auch die Straßenbeleuchtung plötzlich heller? Es kam ihr vor, als würde sie in gleißendem Scheinwerferlicht stehen. In der linken Seitentasche ihres Sommermantels hatte sie eine Sonnenbrille. Sie griff jetzt unwillkürlich danach und setzte die Brille auf. Später würde sie bestimmt erklären, sie hätte das getan, um nicht erkannt zu werden. In Wirklichkeit war es aber, als bräuchte sie einen Schutz für ihre Augen, so hell schien ihr auf einmal die Welt zu sein.
    Das Handy vibrierte weiter. Sie sah nicht aufs Display, sondern sie ließ das Telefon einfach in die Tasche gleiten und blickte sich mit zusammengekniffenen Augen um.
    Wo war er?
    Sie atmete tief durch.
    Es ging.
    Keine Hyperventilation.
    Es war fast wie ein Triumph. Die Luft zum Atmen konnte er ihr nicht nehmen.
    Sie riss den Mantel auf, und es wurde noch einmal heller für sie. Die Neonlichter der Geschäfte brannten geradezu auf ihrer Haut.
    Sofort schloss sie den Mantel wieder, zog den Reißverschluss aber nicht hoch, sondern verschränkte beide Arme vor der Brust.
    Das Handy lag jetzt ruhig in ihrer Manteltasche. Sie ging einfach weiter.
    Hatte niemand bemerkt, was geschehen war?
    Da hinten, am Drogeriemarkt, stritten sich zwei Betrunkene. Ihre Stimmen waren laut und aggressiv.
    Sie achtete ganz auf ihre Atmung. Sie musste an Pit denken. Sie hatte es noch nicht einmal geschafft, ihn zu besuchen. Dabei war er ohne Frage zusammengeschlagen worden, weil er sich

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