Neongrüne Angst (German Edition)

Titel: Neongrüne Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf

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bist die Einzige für mich. Warum sollte ich dir ein Leid antun?
    Waren das Sätze, die Volker Krüger gesagt haben konnte? Passte das zu ihm?
    Um die Stimme in ihrem Kopf zu übertönen, griff sie hinter sich und schaltete das Radio ein. Sie hörte Schollmayer auf ffn, aber sie nahm nicht wirklich wahr, was er sagte. Der fröhliche Ton seiner Stimme tat gut, so als gäbe es außerhalb des Grauens noch mehr auf der Welt.
    Sie starrte an die Decke. Die Wände kamen auf sie zu. Sie schloss die Augen und versuchte, in den Bauch zu atmen.

49
    Yannick schwieg verbissen und wollte lieber für immer ins Gefängnis gehen als Hauser, den er »so was wie meinen Vater« nannte, zu verraten. Da nutzte es auch wenig, dass Birte Schiller ihm erklärte, Hauser habe doch längst gestanden.
    Sie brach die Befragung nach einer halben Stunde ergebnislos ab.
    Birte Schiller brauchte jeden Tag ein bisschen Zeit für sich, um den Dienst zu überstehen. Am liebsten hätte sie ein paar Yogaübungen gemacht, aber sie wollte sich nicht Büschers Spott aussetzen, deshalb rührte sie sich stattdessen ein Müsli mit Nektarinen-Orangen-Saft an.
    Büscher knabberte an einem Kotelett herum. Er hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt und schnalzte mit der Zunge, während er auf den Monitor seines Computers blickte.
    Da kam über die Sprechfunkanlage eine Nachricht herein. Die Stimme klang erschüttert.
    »Hier Neptun 50/30. Wir befinden uns in der Lessingstraße im dritten Stock. Hier hat sich ein Familiendrama abgespielt. Zwei Kinder und ihre Mutter wurden erschossen. Die Tat muss mindestens vierundzwanzig Stunden her sein.«
    Büscher wunderte sich, dass die Meldung über Sprechfunk und nicht übers Handy reinkam. Er setzte sich anders hin und warf den Rest des Koteletts neben die Tastatur. Auch Birte Schiller verlor erst einmal die Lust auf ein meditatives Knuspermüsli.
    »Der Vater«, sagte Büscher, ohne nur eine Sekunde darüber nachzudenken, und erklärte dann: »Es ist meistens ein Familienangehöriger. Wenn Frau und Kinder tot sind, verhafte als Erstes den Vater.«
    »Die Nachbarn sagen, er sei vor drei Tagen nach Diyarbakir gefahren, zur Beerdigung seines Großvaters.«
    »Aha«, lachte Büscher, »also auf der Flucht.«
    »Wenn er vor drei Tagen abgereist ist, kann er es nicht gewesen sein«, warf Birte Schiller ein. »Diyarbakir spricht eher dafür, dass es sich um einen Kurden handelt, das ist doch so was wie die kurdische Hauptstadt.«
    »Wir kommen sofort«, sagte Büscher, und Birte Schiller schielte zu ihrem Müsli. So hatte sie sich die Entspannung nicht vorgestellt. Mit einem Plastikbecher in der Hand auf dem Beifahrersitz eines Polizeiwagens zur Lessingstraße zu düsen.
    Für die Bremerhavener Polizisten war die Lessingstraße ein bekannter Ort. Es gab hier mehrere Bordelle, und die Straße war ins Gerede gekommen, weil Privatleute dort eine Videoüberwachung veranstaltet hatten, wodurch sich Anwohner gestört fühlten und wohl auch Freier, die zu den ukrainischen Huren gegangen waren und nicht dabei gefilmt werden wollten.
    »Die Kollegen aus Bremen übernehmen das.«
    Büscher reagierte amüsiert, als hätte er soeben einen köstlichen Witz gehört. »Na klar. Bremen. Das ist unser Fall!«
    Birte Schiller war es ganz recht, wenn andere sich um dieses Familiendrama kümmerten. Sie fand, dass sie mit den getöteten Brüdern vom Freimarkt genug zu tun hatten. Aber Büscher verteidigte sein Revier wie eine Raubkatze, die gegen jeden Strauch pinkelt, um ihren Herrschaftsbereich zu markieren.
    »Was wollen die Bremer hier? Möglicherweise gibt es einen Zusammenhang zwischen den Achterbahnmorden und …«
    »Die türkische Familie ist erst vor kurzem von Bremen hierhergezogen. Sie waren dort schon auffällig und …«
    »Das interessiert mich einen Scheiß, Lutz! Wenn bei uns einer umgebracht wird, sind wir auch zuständig.«
    Birte Schiller versuchte abzuwiegeln, aber Büschers Puls schoss noch höher, und er brüllte: »Das werden wir erst mal sehen!«

50
    Erschöpft, ja fast ohnmächtig, war Johanna auf ihrem Bett eingeschlafen. Nicht mal Schollmayers fröhliche Stimme aus dem Radio konnte sie wecken.
    Der Klingelton ihres Handys fuhr ihr in die Gelenke wie eine Rheumaattacke. Ihr tat gleich der ganze Körper weh.
    »Ja?«
    »Wie kommt so eine schöne junge Frau an so viel Geld, frage ich mich.«
    Es war der Verehrer.
    »Was? Wie?«
    »Das ist doch eine richtige Verschwendung, so viel Geld auszugeben. Hatte ich nicht von