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Neongrüne Angst (German Edition)

Neongrüne Angst (German Edition)

Titel: Neongrüne Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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ein Nachwort geschrieben hatte, aus der Kiste seiner Mutter kramen, um sich von ihm ein Autogramm geben zu lassen. Aber gleichzeitig würgte ihn der Gedanke, jetzt Trudi und seinem Vater zu begegnen.
    Es sah auf die Uhr. Es war 16 Uhr 40. Er rechnete sich eine realistische Chance aus, jetzt zu Johanna zu fahren, um mit ihr zu reden. Wenigstens noch kurz. Um dann zurückzufahren und pünktlich zum Interview wieder in Delmenhorst zu sein. Eine Stunde hin. Eine Stunde zurück. Das war zu schaffen. Dann blieben ihm zwanzig Minuten.
    Er musste es tun, um den Kopf frei zu kriegen für seine journalistische Arbeit. Das mit ihm und Johanna war so gründlich schiefgelaufen, so durfte es nicht bleiben. Er ertrug es nicht, dass sie solchen Quatsch über ihn dachte und ihn verdächtigte.
    Wenn sie nicht ans Handy ging, musste er eben zu ihr. Überhaupt klärte man solche Sachen besser von Angesicht zu Angesicht, statt über Facebook oder Handys, fand er.
    Zum ersten Mal kam ihm diese Art der Kommunikation merkwürdig fremd vor. Wenn man sein Gegenüber spüren wollte, dann gehörte das alles dazu. Der Geruch, das Aussehen, die Energie, die jemand ausstrahlte.
    Er hätte die Aufzählung für sich selbst endlos fortsetzen können. Am Ende stand doch nur eins: der gnadenlose Wunsch, Johanna zu sehen. Jetzt sofort.
    Er gab Gas.
    Im Radio warnte Schollmayer vor einem Geisterfahrer, und für einen Moment glaubte Leon, er sei gemeint.

53
    Johanna ging zum dritten Mal vor der Weinhandlung Lorenzen auf der Rickmersstraße auf und ab. Sie kam sich jetzt schon vor, als hätte sie sich verdächtig gemacht und alle Welt würde sie beobachten. Der türkische Junge da auf der anderen Straßenseite, surfte der gerade mit seinem iPhone im Internet, oder filmte er sie?
    Sie ging rein, fest entschlossen, zwei Flaschen Château Le Pez zu stehlen.
    Ein Brautpaar diskutierte mit dem charmanten Verkäufer den passenden Wein zum Hochzeitsessen. Es sollte auf der Haut gebratenen Zander geben, wie der Bräutigam betonte, und er wollte gerne Rotwein dazu haben. Seine Zukünftige behauptete aber, Rotwein passe nicht zum Fisch, sondern nur Weißwein, und nun stand der Weinkenner vom Hause Lorenzen vor einer schwierigen Frage. Wem sollte er recht geben?
    Es war nicht nur einfach die Frage nach dem passenden Wein, sondern dahinter verbarg sich, wie er merkte, viel mehr. Nämlich die grundsätzliche Frage, wer später in der Ehe das Sagen hätte, sie oder er.
    Da die drei so sehr miteinander beschäftigt waren, konnte Johanna in Ruhe an den Regalen vorbeilaufen und den Château le Pez suchen. Sie schwitzte und befürchtete sogar zu stinken. Aber ihre Atmung hatte sie trotz allem unter Kontrolle. Immer tief in den Bauch, auch wenn es noch so schwerfiel.
    Sie hatte einen Kloß im Hals, und ein schlechter Geschmack machte sich in ihrem Mund breit. Am liebsten hätte sie einen Fruchtsaft mit viel Eis getrunken oder einen Tomatensaft, mit Tabasco und Pfeffer geschärft.
    Wenn mich hier drin jemand beobachtet, dann kann es nur der Typ mit dem iPhone draußen auf der anderen Straßenseite sein, und der kriegt garantiert nicht mit, was ich hier drin tue, und wenn es nicht der Verkäufer selbst ist, dann nur noch dieses Pärchen, und die beiden kamen ihr nun wirklich unverdächtig vor.
    Oder gab es hier eine Überwachungsanlage? Hatte der Anrufer darauf Zugriff?
    Sie fand ein Regal mit Château le Pez. Der Wein kostete tatsächlich 46 Euro 65.
    Es waren nur fünf, sechs Schritte bis zur Tür. Einen kurzen Moment überlegte sie, mit den Flaschen einfach loszurennen. Doch dann entschied sie sich für eine andere Variante. Sie trat von einem Bein aufs andere. Sie musste plötzlich dringend zur Toilette.
    Der Verkäufer sah an dem Brautpaar vorbei zu ihr hinüber, bat die beiden um einen Moment Geduld und fragte Johanna: »Kann ich etwas für Sie tun?«
    Seine Freundlichkeit entwaffnete sie, und sie schämte sich, dass sie gerade noch in Erwägung gezogen hatte, mit den Flaschen einfach wegzulaufen.
    »Ja«, sagte sie, »das können Sie wirklich. Es ist mir unglaublich peinlich, aber ich habe ein Riesenproblem. Mein Vater hat heute Geburtstag. Gleichzeitig ist der Hochzeitstag meiner Eltern. Ich habe alles völlig verpennt, weil ich in der Schule für meine Arbeiten gebüffelt habe, und …«, sie winkte ab.
    Verständnisvoll nickte der Weinfachmann und lockerte seine Krawatte.
    »Das hier ist der absolute Lieblingswein meiner Eltern. Wenn Sie mir die beiden Flaschen

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