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Neongrüne Angst (German Edition)

Neongrüne Angst (German Edition)

Titel: Neongrüne Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Einkaufs-Erlebniswelt. Die Geschäfte reihten sich aneinander. Bisher hatte Johanna es irgendwie sympathisch gefunden. Einkaufen war hier ein bisschen wie Urlaub machen.
    Doch jetzt wurde alles gruselig. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Sie hatte Mühe, ihre Atmung unter Kontrolle zu halten. Von den vielen Menschen fühlte sie sich bedroht. Jeder von ihnen konnte es sein. Oder zu ihnen gehören.
    Sie verließ La Strada und kehrte im Il Mercato ein. Es roch nach frischen Spaghetti, Knoblauch und mediterranem Gemüse.
    Sie sah Reinhard Rehwinkel an einem der hohen Tische sitzen. Er drehte sich Spaghetti mit Meeresfrüchten auf die Gabel und nickte ihr freundlich zu.
    Sie kannte ihn als angenehmen, witzigen Menschen. Er arbeitete im Schulamt und hatte sie beraten, als sie auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz war. Damals hatte sie vorgehabt, ihr Elternhaus zu verlassen und hinter Leon herzuziehen, am besten nach Ganderkesee.
    Vielleicht, dachte sie, war das damals eine gute Idee, und ich hätte sie weiterverfolgen sollen. Wäre mir dann das alles hier erspart geblieben?
    Später hatte sie ihn dann beim Kabarett »Die Müllfischer« gesehen, und in der Pause sprach er sie sogar an und erzählte ihr, dass er in Wremen wohnte. Ob sie dort schon mal am kleinen Leuchtturm gewesen sei?
    Nein, Reinhard Rehwinkel wollte sie nicht verdächtigen, der sollte es um Himmels willen nicht sein. Aber trotzdem kam er auf ihre innere Liste, denn er befand sich hier und hatte einen guten Blick auf die Kasse.
    Man konnte vorne frische Spaghetti und andere Speisen bestellen, und hinten im Laden gab es Sachen zum Mitnehmen, unter anderem Olivenöl verschiedener Qualitäten, das man sich aus großen Behältern selbst abfüllen konnte.
    Will der Flüsterer mir damit sagen, dass er ein Feinschmecker ist? Für Bens Gäste die Chips aus dem Supermarkt, für ihn selbst die Gourmetsachen von Il Mercato?
    An einer Säule bei den Weinflaschen saßen zwei junge Frauen, nur wenige Jahre älter als Johanna. Der einen war die Hose so tief gerutscht, dass ihr Stringtanga zur Hälfte herausragte. Der Rest wurde von ihren Pobacken verdeckt. Das T-Shirt war ihr hochgerutscht.
    Johanna mochte so etwas nicht. Sie fragte sich dann jedes Mal, ob das Absicht war oder ein Versehen. Frauen wie Jessy machten es garantiert absichtlich, um die Männer ihrer Umgebung verrückt zu machen.
    Johanna spürte, wie anders sie war.
    An einem anderen Tag hätte sie sich jetzt zu Reinhard Rehwinkel gesellt, ihn gefragt, wie es ihm in Wremen ging und ob er immer noch bei dem Kabarett der »Müllfischer« mitmachte. Aber jetzt hatte sie andere Sorgen.
    Der Laden hatte zwei Ausgänge, trotzdem schien es ihr fast unmöglich, dort etwas zu stehlen. Sollte sie hier gefasst werden? War das der Plan?
    Sie konnte sich Olivenöl abfüllen und damit rausrennen. Vielleicht auch noch ein Glas Oliven mitnehmen oder ein bisschen von dem Gebäck. Amarettini waren greifbar. Aber die eigentlich mediterranen Sachen, Zucchini, getrocknete Tomaten, die Meeresfrüchte, all das musste sie vorne bei der Verkäuferin aus der Frischetheke bestellen. Und was dann?
    Plötzlich, als hätte er ihre Gedanken lesen können, stand Volker Krüger hinter ihr und quasselte gleich drauflos. Er sah speedy aus und hatte mit Sicherheit irgendeine chemische Droge im Körper. Seine Augen funkelten, seine Bewegungen waren fahrig und hektisch. Er konnte nicht stillstehen, seine Beine bewegten sich die ganze Zeit auf der Stelle.
    »Schweineteuer, der Laden hier. Kannst du dir das leisten, hier zu essen?«
    Johanna antwortete nicht. Sie sah ihn nur an.
    Mein Gott, ist der fertig, dachte sie.
    Die Spuren vom Kampf mit Leon waren ihm noch deutlich anzusehen. Seine Haare standen wirr ab. Die linke Wange war rußig, so als hätte er sich mit schwarzen Fingern durchs Gesicht gewischt. Er sprach hektisch, stockte aber immer wieder, so als würde er zwischendurch den Zusammenhang verlieren und vergessen, was er eigentlich sagen wollte.
    »Neulich habe ich eine scharfe Nummer gesehen … Da vorne an der Kasse. Dieser kleine Italiener hat da bedient, dieser Gigolo, der ständig den Frauen hinterherglotzt. Den haben sie vielleicht reingelegt. Da stand eine mit solchen Möpsen, die Bluse weit offen, dass ihr fast die ganze Auslage heraushing. Sie hat sich von ihm alles einpacken lassen. Die feinsten und teuersten Sachen. Diese kleinen eingelegten Krakenarme … Als Kind hab ich so Filme gesehen, da haben diese Dinger riesige

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