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Nephilim

Nephilim

Titel: Nephilim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Freunde die Köpfe, und Nando stieß die Luft aus, als er Paolos feixendes Grinsen sah.
    »Du sollst also stärker sein, als Drengur dachte«, sagte Noemi leise und mit einer Kälte in der Stimme, die Nando frösteln ließ. »Wollen wir doch mal sehen, wie stark du wirklich bist!«
    Er kam nicht dazu, etwas zu erwidern. Rasend schnell stieß Noemi die Faust vor, und während er ihrem ersten Hitzeblitz mit einer raschen Drehung ausweichen konnte, traf ihn ihr anschließender Flammenwirbel mit voller Wucht. Er hörte Kaya schreien und fühlte, wie er durch die Luft geschleudert wurde. Dann krachte er gegen eine Hauswand, der Schmerz explodierte in seinem Kopf. Er spürte den Aufprall auf dem Pflaster kaum, hörte nur die Schritte der anderen und Noemis Lachen, heiser und kalt. Um ihn herum glitten Schatten auf und nieder, der Schwindel packte seinen Magen mit übelkeitserregender Klaue, und da, ganz am Ende der Gasse, hinter Noemi und den anderen, die wie Schemen auf ihn zukamen, erhob sich eine dunkle, klar umrissene Gestalt. Ihre Schwingen ragten hoch hinter ihr auf, das goldene Haar fiel in sanften Wellen bis weit auf den Rücken hinab, und auf ihrem ebenmäßigen, vollkommenen Gesicht lag ein Lächeln.
    Ich bin da , hörte Nando die Stimme des Teufels, und obwohl er einen Hieb Noemis in der Seite spürte, konnte er den Blick nicht abwenden. Ich bin immer da, jenseits all dessen, was du die Wirklichkeit nennst. Komm zu mir, mein Sohn. Folge mir, und du wirst es nicht erleben, jemals von mir allein gelassen zu werden.
    Ein heftiger Schmerz zuckte durch Nandos Brust, als Noemi ihn mit beiden Händen in die Luft riss, doch sein Geist befand sich bereits auf halbem Weg in die Ohnmacht, und in dieser Zwischenwelt, in diesem Zustand zwischen Ahnen und Wissen, trat Luzifer näher auf ihn zu. In einiger Entfernung blieb er stehen und streckte die Hand aus. Zwischen seinen Fingern glomm ein schneeweißes Licht, und noch ehe er die Faust öffnete, wusste Nando, um was es sich handelte. Das Lächeln des Teufels verstärkte sich.
    Ja , flüsterte er, und Nando hörte seine Stimme so deutlich, als würde er direkt neben ihm stehen. Sie ist es – die Magie der höchsten Art.
    Mit diesen Worten öffnete Luzifer die Faust, und das Licht flutete die Gasse. Nando bekam keine Luft mehr. Die Schleier aus Helligkeit umflossen ihn, sie hoben ihn empor und nahmen ihm jeden Schmerz, jede Schwere und jede Traurigkeit. Dann wurde das Licht schwächer, der Teufel streckte langsam die andere Hand nach ihm aus. Seine Augen flammten golden. Konnte dieser Dämon, der Fürst der Hölle, die Augen eines Engels haben?
    Noemis Hände waren kalt wie Eis an Nandos Schläfen, er fühlte, wie sie vergeblich versuchte, in seine Gedanken einzudringen, und er hörte den Zauber in der Alten Dämonensprache, der grollend über ihre Lippen kam. Glühende Hitze brandete durch ihre Finger in Nandos Schädel, und ein Schmerz durchzog ihn, der heftiger war als jede körperliche Pein, die er jemals erlebt hatte. Mit aller Kraft hielt er seinen Schutzwall aufrecht, doch Noemi rannte mit der Magie der Schatten dagegen an. Nando spürte ihren Zorn, und im selben Moment standen die Gesichter seiner Eltern vor seinen Augen, er hörte sie lachen, fühlte ihren Atem an seiner Stirn, hörte den letzten Todesschrei seiner Mutter, und er wollte nichts mehr, als diese Bilder vor Noemis Hass zu bewahren, sie zu schützen vor allem, was außen lag. Diese Erinnerungen, diese Gedanken und Gefühle gehörten nur ihm, und es schien ihm, als würde er ausgelöscht, wenn er zuließe, dass Noemi in sie eindrang. Kaum hatte er diese Erkenntnis gewonnen, wallte die Stimme Luzifers in ihm auf.
    Du bist wie ich, raunte der Teufel in ihm. Denn meine Macht ist es, die dich durchfließt!
    Und kaum dass die Worte verklungen waren, peitschten Nandos Empfindungen wie von einem fremden Willen geleitet auf. Übermächtig loderte der Zorn über die Feindschaft der anderen in ihm auf, ebenso wie die Verzweiflung, als der Wall vor seinen Gedanken unter Noemis Hieben erzitterte, und seine Gefühle rasten durch sein Inneres, vereinten sich in einem tosenden Sturm aus Finsternis und gingen auf in einem einzigen Wort: Ja. Er spürte es erst weit hinten in seiner Kehle, doch der Teufel hatte es gehört. Er trat einen Schritt vor, seine Stimme wurde lauter, als er Nando zu sich rief. Auf einmal stand er zugleich am Ende der Gasse und tief in Nandos Innerem, und dieser spürte, wie er fiel: die Gasse

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