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Nephilim

Nephilim

Titel: Nephilim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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hinab und in sein eigenes Selbst, geradewegs auf das Licht zu. Flammend brach Luzifers Lächeln durch die Schatten, und die Finsternis flackerte durch das goldene Feuer seiner Augen, jene Dunkelheit, die wie tausend erstickte Schreie in seinem Inneren lag – ein unscheinbarer Moment war es, nicht mehr, und doch genügte er, um Nando den Blick von ihm fortreißen zu lassen.
    Blind stieß er Noemi vor die Brust, die Schatten um ihn herum zerrissen mit ihrem Schrei. Er sah noch, wie sie durch die Luft flog und gegen die gegenüberliegende Hauswand schlug, dann rannte er die Straße hinab. Kaya landete rücklings auf seiner Schulter, mit hoher Stimme rief sie einen Zauber. Ein greller roter Blitz schoss über die Straße hinter ihnen, die Nephilim schrien geblendet auf.
    »Schnell!«, rief Kaya und grub ihre Finger in Nandos Fleisch, dass er meinte, ein Stromschlag würde ihn treffen. Seine Füße flogen über das Pflaster, er hörte die Nephilim hinter sich, als er in eine Seitengasse einbog. Doch über allem stand das Bild Luzifers. Nando hörte ihn lachen, höhnisch und voller Grausamkeit, ein Scherbenlachen war es, das ihm ins Fleisch schnitt, und er wusste nicht, vor wem er davonlief: vor Noemi und ihren Schergen oder vor dieser reglosen, listig lächelnden Gestalt des gefallenen Engels mit dem Feuer der höheren Magie in seiner Hand.
    Atemlos rannte er die Gassen hinab, getrieben von den Schreien der anderen, die ihm nacheilten, und erreichte ein großes Haus, das auf den ersten Blick einer Lagerhalle glich. Eine schwarze metallene Tür mit dem Abbild einer Schlafmohnkapsel führte ins Innere – dem Symbol des griechischen Gottes des Schlafes: Morpheus. Ohne zu zögern, drückte Nando die Klinke herunter, sprang in die Dunkelheit, die vor ihm lag, und warf die Tür hinter sich ins Schloss.

18
    Um Nando herum war es kühl und vollkommen finster. Ein Klacken ging durch die Tür hinter ihm, als würden schwere Riegel vorgeschoben, und er fragte sich, ob er nun in Sicherheit war – oder ein Gefangener.
    Kaya atmete schnell auf seiner Schulter. Sie zitterte noch immer von der Kraft ihres Zaubers. Lautlos erhob sie sich in die Luft und flog auf die Tür zu. Nando hörte, wie sie mit ihren Fingern über das Metall wischte und eine schmale, durch Schutzglas gesicherte Klappe aufschob, durch die das Licht der Straße brach. Er trat näher und sah Noemi und die anderen die Gasse heraufkommen. Vor der Tür blieben sie stehen, er konnte ihre Stimmen nicht hören, doch er sah, wie Noemi wütend die Luft ausstieß und sich zum Gehen wandte. Paolo hingegen spuckte aus, ballte die Faust und schleuderte einen Feuerzauber gegen die Tür. Die Flammen schlugen gegen das Glas, ein heiseres Stöhnen ging durch das Metall, ehe das Feuer erlosch. Nando sah noch, wie Noemi erschrocken herumfuhr. Dann klappte ein stählernes Rohr neben dem Fensterschlitz aus der Tür, und heraus schoss Wasser, das vor Kälte dampfte. Paolo wurde so heftig von dem Strahl getroffen, dass er auf seinem Allerwertesten landete, und Noemi und die anderen sahen aus wie begossene Pudel, als sie aus dem Wirkungskreis des Wassers flohen, die Straße hinaufeilten und verschwanden.
    »Ha!«, rief Kaya und schlug die Hände zusammen, dass es ein leises, klatschendes Geräusch machte. »Paolo wird heute nichts mehr zu lachen haben, so viel ist sicher. Noemi wird ihm gehörig den Marsch blasen – sobald sie wieder trocken ist!«
    Nando verzog den Mund zu einem Grinsen, doch sein Rücken schmerzte von den Schlägen, die ihm die anderen zugefügt hatten, und es fiel ihm nicht leicht, das Bild des Teufels loszuwerden, das mit gelassener Tücke hinter seiner Stirn stand. Ausatmend trat er einen Schritt zurück, um sich in Morpheus’ Zuhause umzuschauen – und stieß gegen etwas Hartes. Sofort erklang ein ersticktes Surren, das rasch lauter wurde wie bei einer startenden Maschine. Nando stockte der Atem, mit einem Schlag wurde ihm eiskalt. Er kannte dieses Geräusch.
    Langsam, als hätte ein Kältenebel ihn gelähmt, drehte er sich um. Im fahlen Schein des Lichtes erkannte er, dass er sich in einer großen Lagerhalle mit Türen zu beiden Seiten befand, von denen eine offen stand. Und in der Mitte, formiert zu einer beeindruckenden Armee, warteten mehrere Reihen jener metallenen Engel auf ihren Einsatz, die Noemi in der Arena zum Kampf gefordert hatten. Winzige Lichtfunken tauchten aus der Finsternis ihrer Pupillen auf und hüllten ihre Augen in grellrotes

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