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Nephilim

Nephilim

Titel: Nephilim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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einer breiten Nische stand eine Art Flugkapsel mit Rotor und gewölbten Sicherheitsfenstern. Am Ende des Ganges befand sich eine Tür aus schwerem, schwarzen Stein. Verschiedenfarbige Lichtstrahlen flackerten hinter von Glas und Holz durchbrochenen, metallenen Intarsien und veränderten ihren Schein, kaum dass Morpheus näher kam. Leise surrend fuhren mehrere Strahlen über sein Gesicht, ehe ein Klacken erklang und sich die Tür lautlos in die Höhe schob.
    Nando folgte ihm neugierig und fand sich in einem großen sechseckigen Raum wieder. Auf den ersten Blick ähnelte er einem historischen Laboratorium aus dem achtzehnten Jahrhundert. An den Wänden standen alte Holzschränke mit Pipetten, bauchigen Glasbehältern, Rundkolben, Kühlern, Bechergläsern, Destillationsbrücken, Mörsern aus Holz, Stein und Metall und Flaschen auf den Ablagen und hinter halb erblindetem Glas. Werkbänke und Tische mit zahllosen Schubladen verteilten sich über den Raum, Apparaturen aus Messing dienten den unterschiedlichsten Experimenten, Regale mit alten Büchern zierten die Wände, und mehrere langarmige Analysewaagen aus dunklem Holz und mit Schalen aus Kupfer oder Messing verliehen dem Raum eine historische, beinahe nostalgische Atmosphäre. Zugleich war jedoch auch hier der technische Fortschritt der Schattenwelt nicht zu übersehen.
    An der Decke hingen Turbinen, an deren Seiten sich gläserne Behälter mit Laskantin befanden. Schläuche und Kabel liefen von diesen Speicherorten zu unterschiedlichsten Messgeräten, die neben den Werkbänken, auf den Tischen oder an den Wänden zwischen den antiken Bücherregalen aufgestellt worden waren. Metallene Abzugshauben in Form von Kugeln glitten automatisch von der Decke herab und stülpten sich über in gläsernen Behältern brodelnde Flüssigkeiten, sogen die giftigen Dämpfe ein und kehrten mit nun schwarz verfärbtem Metall an ihren Ausgangspunkt zurück. Kaum war der Dampf neutralisiert, hatten sie wieder ihre gewöhnliche Farbe angenommen und entließen die Luft gereinigt in den Raum zurück. Vakuumapparaturen standen mit blinkenden Knöpfen aus Kupfer in der Nähe der Tür, und neben einer Lampe, die wie ein Planet frei im Zimmer schwebte und ein angenehmes Licht verbreitete, hingen verschiedene Leuchter an fingerdicken Metallarmen aus der Decke und bewegten sich wie tentakelähnliche Suchscheinwerfer durch den Raum.
    Morpheus hatte sich zu einem Schreibtisch begeben, der über und über mit Büchern und Konstruktionszeichnungen auf Pergament und Papier beladen war. Winzige kleine Roboter liefen darüber hin, einige sahen aus wie metallene Spinnen mit Beinen aus Nägeln und Rümpfen aus gebürstetem Stahl, andere sprangen heuschreckenähnlich von Buch zu Buch, und manche kletterten an schräg lehnenden Pergamentrollen empor, als wären sie Mäuse. Viele trugen Kameras auf ihren Rücken wie winzige Drohnen. Andere verfügten über kleine Solarzellen oder hielten Laskantinkapseln in den filigran gestalteten Klauen, und wieder andere schienen sich ganz von selbst zu bewegen, als hätten sie einen eigenen Willen.
    Fasziniert trat Nando näher und setzte sich auf einen hölzernen Schemel, den Morpheus ihm anbot. Kaya hockte sich auf eines der ledergebundenen Bücher und betrachtete mit misstrauischem Blick, aber nicht ohne Neugier die metallenen Wesen, die um sie herumturnten und sie mitunter aus plötzlich ausfahrenden Stielaugen begutachteten.
    Morpheus griff hinter seinen Schreibtisch und beförderte eine hölzerne Kiste zutage, die er Nando entgegenhielt. Überrascht nahm dieser die Kiste entgegen und öffnete sie. Darin lag ein Brustharnisch aus schwarzem Metall, der sich jedoch unter Nandos Berührung anfühlte wie Seide und kaum mehr wog als dieser feine Stoff.
    »Antonio erzählte mir von Problemen mit den Flügeln«, stellte Morpheus fest. »Mit diesem Harnisch wirst du fliegen können, solange du nicht aus eigener Kraft dazu in der Lage bist. Probiere ihn an, wenn du magst.«
    Das ließ Nando sich nicht zweimal sagen. Eilig sprang er auf, legte den Harnisch an und spürte, wie das Metall an seinen Schwingen auseinanderglitt und sich seinem Körper anpasste, als würde es aus zahllosen kleinen Partikeln bestehen. Mit fast lautlosem Knirschen fügte sich der Harnisch wieder zusammen. Gleich darauf begannen feine Ziselierungen silbern zu schimmern, und Nando fühlte eine schwache Wärme, die von dem Metall ausging und sich über die Muskeln in Brust und Rücken bis in seine

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