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Neptuns Tochter 2

Neptuns Tochter 2

Titel: Neptuns Tochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Waiden
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eine Riesenlimousine herbeirief.
    Im Einsteigen schenkte Mikas Vater Timea noch einen seltsamen Blick. »Ich danke Ihnen für dieses – hm – erbauliche Gespräch, Frau Illay.« Und schon verschwand er hinter blickdichten Scheiben.
    Den dicken Eisbecher hatte Timea sich redlich verdient. Er kühlte ihr erhitztes Gemüt. Eben war sie noch ruhiggeblieben bei der Unterhaltung mit Adam David. Jetzt brodelte es in ihr. Wenn ich ihr das nächste Mal begegne, drehe ich ihr den Hals um , zischte Timea in sich hinein. Wie konnte Mika ihrem Vater erzählen, wo sie die Nacht verbracht hatte?
    Timea rief sich zur Raison. Das hätte Mika niemals getan. Vielleicht ließ er Timea beobachten, und sein Auftauchen in der Bank war kein Zufall. Oder er ließ seine Tochter beschatten. Oder Frank Schöffen seine Braut.
    Egal, was zutraf, Timea war wütend. Nicht nur ein bisschen. Sie war richtig wütend. Stand kurz vor der Explosion. Die Lunte war schon fast abgebrannt.
    So konnte sie nicht zu ihrem nächsten Termin. Kurzzeitig wollte sie bei dem Kunden anrufen und absagen. Sie hatte das Telefon schon in der Hand, hielt inne und steckte es wieder zurück in die Aktentasche. Noch nie . . . sie hatte noch nie einen Termin abgesagt, weil sie sich emotional unpässlich gefühlt hatte.
    Timea spürte die Gefahr, dass der Nächstbeste ihre Laune würde ausbaden müssen. Jemand, der überhaupt nichts dafür konnte.
    Wie beispielsweise der junge Mann auf seinem Skateboard. Eigentlich war er auf dem Weg zur Verabredung mit der Mitschülerin, für die er schon ewig schwärmte. Den älteren Mann hätte der Skater nur deshalb beinahe überfahren, weil er schrecklich aufgeregt war. Das würde ein Fünfzehnjähriger aber niemals zugeben. Die anderen coolen Jungs aus der Clique würden ihn nur auslachen. Daher fand das Treffen auch unter dem Motto Nachhilfe statt.
    Wie aus heiterem Himmel war Timeas Zorn verschwunden. Sie lächelte. Das hatte Mika gemeint mit den interessanten Geschichten, für die es nur Phantasie brauchte.
    Gut. Da das geklärt war, konnte sich Timea wieder dem Tagesgeschäft widmen.
    Sie zahlte und machte sich auf den Weg zu der Wohnung, die sie heute gewinnbringend zu verkaufen gedachte. Die Gedanken an Mika ließ sie in der Eisdiele zurück.

~*~*~*~
    T imea stocherte in ihrem Essen herum. Die Bohnen nach links. Bratkartoffeln nach rechts. Die Karotten als Farbtupfer dazwischen. Das Steak hatte seinen festen Platz in dem Arrangement noch nicht gefunden. Jedenfalls wurde es in alle Richtungen gedreht.
    »Wenn du mit dem, was du gerade tust, fertig bist . . .«, störte die Großmutter Timea in ihrer Beschäftigung, »können wir dann endlich anfangen?«
    »Entschuldige«, murmelte Timea. So müsste das Steak richtig liegen.
    »Timea!« Die Stimme der Großmutter wurde lauter.
    Das holte Timeas Geist abrupt zurück in ihren Körper. »Es tut mir leid, Großmutter. Ich bin wohl etwas abgelenkt.«
    Die alte Dame lachte leise. »Etwas ist gut. Und abgelenkt noch besser.« Schmunzelnd begann sie ihre Mahlzeit zu verzehren.
    Timea hingegen hielt das Besteck in Händen, ohne sie zu bewegen. »Was meinst du?«
    »Später. Jetzt fang endlich an. Sonst ist Petra beleidigt, wenn du ihr wunderbares Essen verschmähst.«
    Wenn ihre Großmutter nicht reden wollte, hatte es keinen Sinn. Also folgte Timea mit einem Schulterzucken der Aufforderung.
    »Hat es nicht geschmeckt?«, fragte Petra Lorentz, als sie Timeas halbvollen Teller abräumte.
    Die winkte sofort ab. »Doch, doch. Ich habe heute einfach keinen Appetit.«
    »Hm«, machte Petra nur.
    »Meine Enkelin ist heute etwas abgelenkt, Petra.«
    »Das kommt mir auch so vor, Frau Illay.«
    »Ihr beiden könntet wenigstens so tun, als würdet ihr meine Anwesenheit bemerken«, beschwerte sich Timea. Das Verhalten der Frauen war so harmlos, dass es schon bedenklich war. Das war Timea in dem Moment klar, als Petra Lorentz mit nach oben gezogenen Mundwinkeln das Esszimmer verließ. Wenn diese sonst so beherrschte Frau ihren üblicherweise neutralen Gesichtsausdruck verlor, war etwas im Busch.
    »Bevor Petra den Nachtisch bringt . . . Kannst du mir endlich sagen, was seit einigen Tagen mit dir los ist, Timea?«
    »Du weißt doch, wie das ist, wenn auf einmal der Druck von einem abfällt. Dann befindet man sich halt für kurze Zeit im luftleeren Raum.« Das war auch die Erklärung, die sich Timea seit eineinhalb Wochen gab. An die sie auch glaubte . . .
    »Das glaubst du wohl selbst

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