Neptuns Tochter 3
auf.
»Also . . .«, begann Mika.
»Lass deine Mutter erst ankommen«, wurde sie von ihrem Vater unterbrochen. Er gab seiner Frau einen Kuss auf die Wange, hakte sie unter und führte sie ins Haus.
»Geht ruhig hinein«, rief Mika den beiden hinterher, als sie schon längst nicht mehr zu sehen waren. »Ich kümmere schon um das Gepäck.« Sie verdrehte die Augen und murmelte: »Das mach’ ich aber so was von gern.«
Ratlos schaute sie auf den Kofferberg. Im Geiste machte sie einen Plan. Wenn sie den großen Koffer nehmen würde, könnte sie zwei der kleineren daraufstellen und hätte dann gleich drei Teile auf einmal verfrachtet. Sie wollte sich schon bücken, stattdessen richtete sie sich noch mehr auf und stemmte die Hände in die Taille. »Der Herr der Schöpfung kann doch genauso gut anpacken«, murrte sie.
»Wie ich sehe, schwankst du zwischen Ich bringe die Koffer ins Haus und Ich werfe sie meinem Vater an den Kopf «, bemerkte Adam David vom Hauseingang.
»Der zweite Teil funktioniert nicht ohne den ersten«, erwiderte Mika und begann sogleich die ersten Gepäckstücke ins Haus zu transportieren. Dabei kam sie provokant nahe an ihren Vater heran.
Der trat keinen Zentimeter zur Seite, sondern hielt Mika kurzerhand fest. »Deine Mutter war jetzt sechs Wochen zur Erholung in diesem Kloster«, flüsterte er. »Mach es nicht schon am ersten Tag kaputt, Mikaela.«
»Wieso ich?«, gab Mika zurück.
»Es reicht, wenn sie von der Hochzeit erfährt. Mehr muss sie nicht wissen.«
»Hast du Angst vor deiner Frau, Papa?«, feixte Mika.
»Wir wollen doch beide nicht, dass sie sich aufregt. Oder?«, sagte Adam David mit düsterer Stimme.
»Wieso sollte sie sich aufregen?«, fragte Mika. »Es ist doch das Normalste der Welt, dass ein Vater seine über alles geliebte Tochter an einen Geschäftspartner verscherbelt.« Sie drängte sich an ihrem Vater vorbei.
Eine Hand legte sich auf ihre und hielt Mika zurück. »Du kannst deiner Mutter gar nichts sagen«, behauptete Adam David. »Und weißt du auch, warum?«
»Weil du die entsprechenden Worte aus dem deutschen Sprachschatz hast entfernen lassen«, riet Mika ins Blaue.
»Äußerst witzig«, bemerkte ihr Vater. Er drehte seine Tochter zu sich. »Weil dir Timea Illay aus welchen Gründen auch immer sehr wichtig ist.«
»Du bist . . .«, setzte Mika an. Sie wollte ihrem Vater alles Mögliche an den Kopf werfen. Heraus kam nur: »Mmpff!«
»Ich schätze, dass darin sämtliche Schimpfwörter enthalten sind, die dir nicht eingefallen sind«, fuhr Adam David ungerührt fort. »Und noch etwas. Du weißt, dass sich deine Mutter aus meinen Geschäften immer raushält. Und unsere Abmachung, Mikaela, ist ein Geschäft.« Lächelnd strich er mit dem Handrücken über Mikas Wange. »Halte dich also daran und lass deine Mutter damit in Ruhe.« Er nahm ein paar der Koffer und trug sie gemächlichen Schrittes ins Haus.
Mika starrte ihm hinterher, ballte die Hände zu Fäusten, spannte die Muskeln an und formte den Mund zu einem stummen: »Aaaaah!« Anschließend folgte sie ihrem Vater. Auf der ersten Hälfte des Weges überlegte sie sich, ob es irgendwo eine Besserungsanstalt für schwererziehbare Väter gab. Die zweite Hälfte war der Zwiesprache und Erinnerung an das Telefonat mit Timea gewidmet.
»Ich sehe zu, dass ich so viel wie möglich allein hinbekomme«, säuselte der Wind in Timeas Stimme. »Dann bin ich auch niemandem etwas schuldig.«
Mika kickte einen imaginären Stein zur Seite. Dann, Timea, bleibt zu hoffen, dass du mir mein Einmischen nicht übelnimmst .
Aber warum sollte Timea das tun?
Es war doch nur eine klitzekleine Hilfestellung.
Fast nicht der Rede wert.
Ein Besuch von Adam David bei der Bank. Der war doch öfter dort, um Geldgeschäfte zu erledigen.
Okay. Die Heirat mit Frank Schöffen war nichts Alltägliches. Allerdings hatte die auch nicht ausschließlich mit Timea zu tun. Sie half auch Frank. War also sozusagen nur eine Semi-Unterstützung für Timea.
Dazu kam – Adrienn Illay war ein alter Baum, den man nicht so mir nichts dir nichts verpflanzen durfte.
In Summe half Mikas Einmischen demnach nur zu, grob geschätzt, einem Viertel Timea Illay.
Wenn man noch die Kunden abzog, die nicht zu Gernot Hampf wechseln mussten . . . Also die mussten Mika doch mehr als dankbar dafür sein.
Wie auch Petra Lorentz, die ihren Job behalten konnte.
Unterm Strich blieb doch nicht wirklich viel übrig. Und dafür stand Timea doch nicht in
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