Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Titel: Neptuns Tochter (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Waiden
Vom Netzwerk:
Zuschlag bekomme.«
    »Und warum klingst du dann, als wäre das Gegenteil der Fall?«
    Timea ließ sich auf den Sessel fallen, der gegenüber ihrer Großmutter stand. Umständlich löste sie das Haarband und fuhr sich mit gespreizten Fingern mehrmals durch die Haare.
    »Wenn du auf Zeitgewinn spielst, dann muss etwas vorgefallen sein.« Die alte Dame setzte sich gerade hin.
    Wie immer fühlte es sich für Timea an, als würde ihre Großmutter in sie hineinschauen. Und wie immer konnte sich Timea diesem Röntgenblick nicht entziehen. »Mikaela David war auch da«, gab sie zu.
    »Ach?« Timea sah sich wieder der Gräfin Illay gegenüber. Eine Frau, die jede Gefühlsregung unter Kontrolle hatte. Timea konnte es nicht leiden, wenn ihre Großmutter das machte. »Und warum denkst du dann, dass du den Zuschlag für die Wohnung bekommst? Wenn doch die Tochter von Adam David auch daran interessiert ist?«
    Und Timea konnte es nicht leiden, wenn ihre Großmutter sie mit unerwarteten Fragen aus dem Konzept brachte. Was für Timeas Geschmack in letzter Zeit viel zu oft der Fall war. »Ihr wäre die Wohnung zu klein«, erklärte Timea die Sachlage, »machte ihr der werte Vater begreiflich.«
    »Na dann«, meinte die Gräfin und klingelte nach Petra Lorentz.
    Die kam sofort, fragte nach den Wünschen, brachte Tee und verschwand wieder. Genüsslich lehnte sich Timeas Großmutter zurück und lauschte irgendwelchen Czardas-Klängen.
    »Jetzt komm schon, Großmutter. Ich weiß genau, dass du noch nicht fertig bist«, knurrte Timea.
    »So? Weißt du das?«
    »Ich kenne dich. Du willst wissen, ob sie etwas gesagt hat. Ob wir miteinander gesprochen haben.« Timea holte tief Luft.
    Gräfin Illay griff vorsichtig nach der Tasse und nahm einen kleinen Schluck der heißen Flüssigkeit zu sich. Dabei hatte sie anscheinend unendlich viel Zeit.
    »Sie hat mich angefaucht, wenn du es wissen willst«, brach es aus Timea heraus, »hat behauptet, ich hätte sie zu dem Termin gelockt, weil sie mich für die Maklerin gehalten hat. Wollte mir schon wieder fadenscheinige Erklärungen abliefern, für was auch immer.«
    In Ruhe tastete die Gräfin nach dem Unterteller und stellte die Teetasse darauf ab. »Wieso hat sie dich für die Maklerin gehalten?«
    »Das ist doch egal. Fakt ist, dass sie mich behandelt hat wie ein unmündiges Kind, dem man den Lauf der Welt erklären muss. Verstehst du?«
    »Natürlich verstehe ich. Also wirklich. Dir die Welt erklären. Wie kommt sie bloß darauf? Als ob du den Lauf der Welt nicht kennen würdest.«
    »Wieso habe ich das Gefühl, dass du mir gerade eine Lektion erteilen willst, Nagymama?«
    »Keine Ahnung, Kind. Ich wollte nur meinen Tee trinken.«
    »Sicher doch«, murmelte Timea. »Dann tut es mir leid, wenn ich dich davon abgehalten habe.«
    »Das tust du doch nicht.« Die Gräfin war verschwunden. »Ich freue mich immer, wenn du mich an deinem Leben teilhaben lässt. Und das eben … du magst Mika. Gib es doch endlich zu.«
    »Vielleicht hab’ ich das mal«, flüsterte Timea. »Aber das ist vorbei.« Sie hielt den Blick gesenkt, dachte an den Nachmittag. »Weißt du, heute … da hat sie …« Mehr sagte Timea nicht.
    »Da hat sie was?«, fragte die Großmutter. Oder war es die Gräfin?
    »Mir gegenüber war sie so, wie wir sie kennen. Aufsässig und eigensinnig. Bei ihrem Vater war sie dann auf einmal das genaue Gegenteil.«
    »Na und? Mika ist eben eine widersprüchliche Frau. Du kannst damit nicht umgehen und bist deswegen verunsichert«, brachte es Adrienn Illay auf den Punkt.
    »Ja … nein.« Timea winkte ab. »Das ist nicht mehr wichtig. Denn, wie gesagt, falls ich je etwas für Mika empfunden haben sollte, dann hat sich das erübrigt.« Aus einer Laune heraus, und weil ihre Großmutter es verdiente, fügte Timea noch hinzu: »Ich bin höchstens noch scharf auf sie. Schließlich ist sie im Bett wirklich eine Granate.«
    »Ach? Du hast also mit ihr geschlafen«, stellte die alte Dame fest. »Falls du mich mit dieser Neuigkeit schockieren wolltest, hast du dich getäuscht.« Sie behielt ihren gelassenen Gesichtsausdruck. »Ich bin auch einmal jung gewesen, Timea. Und Lust und Leidenschaft sind mir nicht fremd. Ich habe auch …«
    »Ich habe verstanden, Großmutter«, rief Timea dazwischen.
    »Das wird sich noch zeigen.« Gräfin Illay stellte die Musik wieder lauter und ließ eine vollkommen verwirrte Timea zurück.
    Da ihre Großmutter das Gespräch offensichtlich als beendet betrachtete, zog sich

Weitere Kostenlose Bücher