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Nerd forever

Nerd forever

Titel: Nerd forever Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Theisen
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Die Tür zum Sekretariat steht einen Spalt weit offen. Ich schlüpfe geräuschlos hinein. Auf der Theke liegt die Broschüre Deine Schule! Deine Chance! Dein Leben! Dahinter steht ein Schreibtisch mit einem PC darauf. Ansonsten gibt es noch eine Schrankwand und zwei fleischfressende Pflanzen auf der Fensterbank. Lateinische Bezeichnung: Dionaea Muscipula . Diese Piranhas unter den Pflanzen mögen warmes feuchtes Klima, wie es nach dem Sportunterricht unter deinen Achselhöhlen herrscht. Sarah besitzt eine Dionaea und hatte gehofft, sie würde eines Tages zu einer Monsterpflanze mutieren und mich fressen.

    Aber hier bin ich: Euer Aufklärer Nerd!
    Ich öffne die Schranktür. Und … Treffer!!! Ein gelblich angelaufener Monitor steht da. Er sieht aus wie die Kopie von Papas erstem Computer, einem Apple III mit 8-bit Synertek
6502A, 2 MHz-Prozessor aus dem Jahr 1980, Nachfolger von Wozniaks genialem Apple II.

    Ich höre Schritte. Ist das etwa Frau Nabelbruch? Aber dann gehen die Schritt weiter, entfernen sich. Puh, das war sie nicht.
    Ich muss mich beeilen, schalte den Monitor an. Er funktioniert immer noch und zeigt im unteren Bildabschnitt die Einfahrt zur Tiefgarage, im oberen die Hausmeisterloge, wo zurzeit noch das kleine neben dem großen Aquarium steht.

    Wieder Schritte. Diesmal kommen sie gefährlich nahe und sind laut und stampfig. Ich schließe den Schrank. Jemand drückt die Klinke zum Sekretariat von außen herunter. Die Tür geht auf. Schwere Schritte. Das muss Frau Nabelbruch sein. Mein Herz pocht mir bis zum Hals. Das wird ein schlechtes Ende nehmen. Mein Herzschlag wird mich verraten. Ich verkrieche mich unter dem Schreibtisch. Überall Kabel: vom Drucker, vom Computer und alles voller Staub. Es kribbelt unglaublich unbezwingbar in meiner Nase! Ich muss niesen! Ich halte mir die Nase zu. Jetzt nur nicht niesen. Es kitzelt wie verrückt. Ich muss an etwas anderes denken, stelle mir Darth Vader vor, wie er kämpft, aber dann zückt er sein Taschentuch und will … nein, nicht niesen! Schnell, Nerd, denk an was anderes. Denk an Bilbo Beutlin! Oder hat der Heuschnupfen? Ich weiß es nicht. Nur nicht niesen, Nerd!

    Das Telefon klingelt.
    Frau Nabelbruchs Schritte werden schneller, noch stampfiger. Ihre Beine parken direkt vor mir, vorm Schreibtisch. Sie sind dick wie Säulen und gehüllt in hautfarbene Strumpfhosen. Sie hebt den Hörer ab und redet: »Ja, ich bin zurück … Natürlich habe ich die Kopien für die Konferenz heute Nachmittag, ja, ich komme, Herr Direktor Dr. Schmitt. Sofort, Herr Direktor Dr. Schmitt.«

    Schon verschwindet sie in dessen Zimmer.
    Die Tür bleibt offen. Ich höre die Stimmen, Schmitt, Bissig, Nabelbruch. Doch ich denke nur an eins: Raus hier! Ich komme mir vor wie Jedi-Meister Roan Shryne auf der Flucht vom Planeten Murkhana in Dark Lord 2 . Nur stand da die Tür zu Darth Vaders Kommandoraum nicht offen und der Jedi-Meister hatte Verbündete. Ich bin alleine unter diesem Schreibtisch. Wie war es noch in Die Flucht aus Gargamels Schloss? Genau. Da waren die Schlümpfe in ähnlicher Lage. Schlumpfmäßig krieche ich also – schlumpf, schlumpf – aus meinem Versteck, schlumpfe um die Theke, horche, schlumpfe weiter, ganz leise, schlumpf-schnecken-leise-langsam.

    Stampf! Stampf! Stampf!
    Frau Nabelbruch kehrt zurück.
    Gleich wird sie mich sehen, es gibt kein Zurück mehr. Ich muss etwas tun. Schlumpf , Nerd, tu was! Ehe mich die Nabelbruch sehen kann, bin ich kein Schlumpf mehr, bin zurück aus dem Schlumpfmodus in den Nerdmodus und drücke ihr die Verbindungstür zum Direktorzimmer direkt vor der Nase zu. Blitzschnell ziehe ich den Stuhl daneben unter die Klinke und rase los!
    »Was soll das denn!«, höre ich Frau Nabelbruch laut hinter mir herrufen.
    Kein Mensch auf dem Flur, noch nicht einmal ein Lehrer. Lauf, Nerd! Dreh dich nicht um. Rechts abbiegen, der Lastenaufzug. Ich drücke den Knopf. Komm schon, Aufzug! Komm endlich! Ein Summen. Das ist nicht die Nabelbruch, das ist der Rollstuhl von Bissig. Er ist vermutlich zur Flurtür von Direktor Schmitt hinausgefahren und rollt mir hinterher. Das Summen verstummt. »Hier ist keiner!«, ruft er.
    Bitte Aufzug! Komm schon! Ich schaue vorsichtig um die Ecke. Bissig, Frau Nabelbruch und Direktor Schmitt stehen auf dem Flur. Der Aufzug kommt. Ich steige ein und fahre hinunter. Endlich bin ich in Sicherheit. Und ich weiß jetzt, wo Bilbo Beutlin mit seinem Hackertalent gemeinsam mit mir nach den Aufzeichnungen suchen kann.

    In

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