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Nerd forever

Nerd forever

Titel: Nerd forever Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Theisen
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döst, piept und blinkt mein Tagesplaner. Er erinnert mich daran, dass heute Nacht Sommersonnenwende ist, die Nacht vom 20. auf den 21. Juni. In dieser Nacht nahm Bilbo die Prophezeiung von Elbenkönig Elrond entgegen. Jedes Jahr feiert Bilbo mit mir diese Nacht, von der an die Tage des bösen Drachen Smaug gezählt waren.

    Einsam piept mein Terminplaner. Bilbo Beutlin meldet sich nicht mehr. Dafür lese ich jedoch das schleimige Gerede von Alex auf meinem Bildschirm: »Du kannst dir gar nicht vorstellen, was mir Rick eben geschrieben hat. Sein Vater hat ihn angeschrien. Er will ihn enterben, falls er beim Buchstabieren nicht gewinnt. Jetzt liest Rick sogar schon in der Nacht Bücher, damit er sich die Schreibweise der Worte einprägt. Heute hat er auch noch eine Brille verpasst bekommen. Die taube
Nuss glaubt mit einer Nerd-Brille ein Nerd-Hirn zu kriegen. Aber dazu müsste Höhöhö!-Rick sich um 180 Grad drehen und das genaue Gegenteil von dem werden, was er immer schon war.«

    Calvin ist jetzt superfies zu Rick. Er ist ein wahrer Schleimer, der sich immer der Macht fügt. Mobber sind schon schlimm, aber Typen wie Calvin sind schlimmer. Die Dose mit den restlichen kryptonischen Super-Gegenteil-Kapseln liegt neben mir. Sie ist fast leer. Ich schreibe Calvin: »Brauche neue Kapseln.«
    Der antwortet trotz der späten Uhrzeit prompt: »Ich habe jetzt endgültig keine mehr. Und es gibt auch keine mehr.«
    »Kann nicht sein.«
    »Sie waren im Superman -Heft Nr. 27 im vergangenen Jahrgang als Gimmick eingeschweißt. Ich habe kein Heft mehr und ich kenne niemanden, der noch ein solches Heft hat.«

    Ich schaue bei eBay rein. Aber Nr. 27 scheint eine absolute Rarität zu sein. Jedenfalls gibt es nur noch zwei Stück, und zwar für satte 298 bzw. 250 Euro. Und daneben steht jeweils der Vermerk: – nur lieferbar ohne kryptonische Kapseln .

    Wenn ich wüsste, woraus sie bestehen, könnte ich sie selber herstellen. Ich tippe also Johann-Wolfgang-von-Goethe-Schule ein und klicke mich in die Schülerzeitung. Da ist das Foto von Nerdine mit
Laborbrille – analysiert jede Substanz . Sie könnte mir helfen.Im Artikel steht, wie sie gerade künstliches Vitamin C hergestellt hat. Während ich so ihr Bild betrachte, muss ich an sie denken. Sie hat zwei kleine Grübchen, rechts und links von ihren Mundwinkeln. Und auf ihrer Nase hat sie einen kleinen Sattel aus Sommersprossen. Auf dem Foto ist sie richtig süß. Ich würde sie gerne treffen. Online ist sie aber nicht. Es ist ja auch schon 2:34 Uhr. Bestimmt schläft sie.

    Ich muss die Kapseln also selbst analysieren, am besten noch heute Nacht. Schließlich bin ich ein Nerd. Und auch THE DARK NERD hat nichts von seinem Verstand eingebüßt. Für mein Vorhaben bräuchte ich jede Menge chemische Substanzen. Aber nennt mir einen Ort, wo es die gibt? Denk nach, Nerd! Wo kriegst du sie her? Am besten wäre ein ganzes Labor.

    4.17 Uhr. Pizzabote Gino wartet mit laufendem Motor. Ich will Otto mitnehmen, doch der ist hundemüde und pieselt schon im Flur schlaftrunken an Sarahs Tür. Ich öffne sie, er verschwindet in Sarahs Zimmer. Ich rase mit Gino durch die laue Sommernacht. Kaum Autos sind unterwegs. Die Stadt schläft. Punkt 4.30 Uhr öffnet Gino mit seiner Chipkarte das Rolltor zur Tiefgarage. Kein Lehrerauto weit und breit. Um die Uhrzeit könnte höchstens
das Batmobil hier parken. Ich springe aus der Transportkiste und streife Handschuhe über. Nur keine Fingerabdrücke hinterlassen! Gino knattert davon, ich steige in den Aufzug. Das Chemielabor liegt im Erdgeschoss. Es ist dunkel. Ich habe bereits daheim das Sicherheitssystem der Schule entschärft, ich muss also nur noch in der Hausmeisterloge den Schlüssel für die Tür zum Chemielabor besorgen und laufe über den Schulhof.

    Brennt da Licht im dritten Stock? Die Bibliothekarin muss es vergessen haben. Doch was macht der Schatten da oben? Das ist nicht Elisabeth Kastenholz, das ist…
    Ich schleiche zurück ins Hauptgebäude und vorsichtig die Stufen hinauf. Die Bibliothekstür ist nicht verschlossen. Und die Tür zum Raum hinter der Ausleihe steht einen Spalt weit offen. Ich höre Dr. Bauklo: »Es ist soweit. Da ist der erste. Sehen Sie sich das an.« Was macht er hier um 4.38 Uhr? Dann höre ich die Stimme von Elisabeth Kastenholz: »Das ist wunderschön. Zu, zu schön ist das. Stimmt, oder?«
    Ich drücke die Tür ein wenig auf. Quieeetsch!!!!!! Das ist laut, extrem laut. Verdammt extrem laut!!!!
    »Wer da?!«, ruft Dr.

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