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Nerd forever

Nerd forever

Titel: Nerd forever Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Theisen
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Bauklo.

    Weglaufen ist sinnlos. Bis zur Eingangstür ist es zu weit. Nur die Flucht nach vorn bleibt mir. Ich drücke die Tür mit einem Ruck auf und bin erstaunt: »Nerdine! Du hier?«
    Sie schaut mich erschrocken an.
    Dr. Bauklo meint ganz ruhig: »Komm näher, Nerd. Schau mal.«

    Zwischen all den Regalen und Bücherstapeln steht ein kleines Aquarium. Und was ich darin sehe, ist wirklich schön. Winzige Piranhas schlüpfen aus ihren Eiern. Pling, Pling, Pling . Ja, ich weiß, es geht natürlich geräuschlos unter Wasser zu, aber ein Pling macht die Sache lebendiger. Stellt euch vor, Luke Skywalker schießt mit seinen Laserkanonen die fiesen Raumschiffe von Darth Vader ab und im Kino würdet ihr keine Geräusche dabei hören, weil es im luftleeren Raum des Weltalls ja auch keine Geräusche gibt. Stellt euch das vor! Dann wäre Star Wars am Ende fast ein Stummfilm. Wie wäre das? Langweilig! Und deshalb macht es bei den Laserschwert- und Raumschiffkämpfen zwischen Luke und Darth immer ZISCH! ZISCH! und diese Eier machen jetzt Pling Pling . Hunderte winzige Fischchen kämpfen sich mit ihren rasiermesserscharfen Zähnchen aus der Schale ins Leben. Pling Pling Pling und so weiter…

    »Hier sind also die Eier«, sage ich. Mein Blick wandert zu Frau Kastenholz, denn ich muss an Bilbo Beutlins Worte denken und meinen Fotobeweis. »Haben Sie die Eier gestohlen?« Am liebsten würde ich sie noch fragen, warum sie mich in die ganze Geschichte mit hineingezogen hat. Aber dazu komme ich nicht, denn Dr. Bauklo antwortet schon für Frau Kastenholz und hält dabei ihre Hand fest: »Ja, sie hat es für mich getan.« Die beiden schauen sich verliebt an, und sie erklärt: »Denn er liebt Piranhas und es wird nichts Schöneres für ihn geben, als wenigstens einige von ihnen großziehen zu dürfen.«
    »Und du, Elisabeth, hast dich nicht getraut, mir von deinem Fischzug in Bissigs Loge zu erzählen.«
    »Du nennst mich Elisabeth, Dr. Bauklo?«
    Er nickt. »Nenn mich nicht mehr Bauklo, Elisabeth.«
    »Ja, Rudolf.«

    Dann drückt Dr. Rudolf Bauklo der jetzt puterroten Elisabeth Kastenholz einen Kuss auf die schmalen Lippen, und sie knutschen, was für einen Kerl wie THE DARK NERD echt ein bisschen ekelig ist. Wenn du in Objektiv C programmierst, gibt es am Ende einer Anweisung immer ein Semikolon (;). Das scheint bei solchen Szenen der Kuss zu sein. Dann weiß man, jetzt ist die Szene zu Ende.
    Aber nicht hier, denn ich will von Nerdine wissen, was sie mit der ganzen Sache zu tun hat.

    Sie sagt: »Bilbo Beutlin hat mir seinen Verdacht bezüglich Frau Kastenholz erzählt und dem bin ich nachgegangen …«

    »Wieso Bilbo? Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr.«

    »Du hattest mir von ihm erzählt. Ich habe Kontakt mit ihm aufgenommen. Ich mag Elbenscrabble und du bist ja völlig durchgedreht. Du führst dich auf wie ein Idiot. Einer von diesen elenden Mobbern, die nichts anderes im Sinn haben, als die Leute fertigzumachen. Du und dein Dark Nerd. Was für ein gequirlter Mist.«
    Dr. Bauklo und Frau Kastenholz stehen händchenhaltend vor dem Piranha-Aquarium und schauen erstaunt zu Nerdine hinüber. Ich habe sie auch noch nie so aufgebracht und verzweifelt gesehen. »Und so jemanden wie dich fand ich toll! So einen … geh doch zu deiner Patrizia …«

    »Das ist nicht meine …« Ich merke, dass jedes weitere Wort falsch ist. Sie hat Tränen in den Augen. Sie sammeln sich hinter ihrer Brille in diesen blauen wunderschönen Augen, die nun
traurig aussehen. Und ich bin schuld daran. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Warum habe ich das alles nur getan. Ich sage: »Es tut mir leid.«
    Die Tränen laufen über ihre Wangen. »Du Idiot«, sagt sie noch einmal, dann nimmt sie die Hände vors Gesicht und heult.
    Ich bin starr. Mein Puls rast, mein Herz zerspringt. Meine Beine sind weich. Gleich werde ich einfach wegknicken, einfach umfallen. Aber ich mache einen Schritt auf Nerdine zu und sage: »Es tut mir unendlich leid, was ich getan hab. Das wollte ich alles nicht.« Nerdine öffnet ihre Hände und setzt ihre Brille ab. Dann fragt sie mich: »Ehrlich?«

    Ich nicke und sie wischt sich die Tränen aus dem Gesicht, streicht ihr Haar mit der Rechten nach hinten und schaut mich groß an … Was kommt jetzt? … Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass sich unsere Gesichter aufeinander zubewegen, meine Stirn berührt ihre Stirn, und wir geben uns ein Semikolon auf die Lippen. Ich versinke in diesem Kuss, sämtliche Schaltkreise in

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