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Nero

Nero

Titel: Nero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Eckstein
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den Fürstinnen! Jegliches habt ihr besiegt: die Verleumdung, den Haß, die Scheelsucht, das Toben der Elemente. Ringsumher atmet und lebt nur alles für euch: ihr steht auf dem Gipfel des Daseins, und die Erde ist euer Schemel!«
    »Wendet es ab, ihr Götter!« murmelte Phaon.
    »Was sagst du da?« fragte der Kaiser, flüchtig die Stirne krausend.
    »Ich meine . . . wenn die Worte des Tigellinus den Uranionen Verdruß bereiten . . .«
    »Wieso?«
    »Herr, du weißt, bei allem Volk herrscht der Glaube, daß eine Glückpreisung, wie die des erlauchten Sophonius, nichts Gutes bedeutet. So sprach ich denn, die Götter möchten es abwenden.«
    »Thorheit!« versetzte der Kaiser pathetisch. »Die Götter sind wir. So lange ich selbst noch die Blitze schleudere, wie Jupiter-Zeus, so lange fürchte ich weder die sogenannten Olympier noch das blinde, blöde, alberne Fatum. Hab' ich nicht hundertfältig erlebt, daß ich den frechsten Angriffen dieses Fatums gewachsen bin? Laß sie heranstürmen, die tosende Brandung, die sich Anangke nennt: an dieser Brust wird sie sich teilen und brechen, wie die Meerflut an den Quadern des Steindamms. Rom ist in Asche gesunken: ich habe es herrlicher wieder und glorreicher aufgebaut. Das Volk raste über dies Unheil; es warf seinen Geifer empor bis zur Höhe des Thrones: ich habe es zahm gemacht. Die Aristokraten, die sich von Anfang wider mein Glück verschworen, weil es für sie die Ohnmacht bedeutete, haben sich unter der Führung der abgefeimtesten Buben zusammengeschart und die furchtbarste Revolution geplant: ich reckte die Hand aus – und Piso, mitsamt den Tausenden, die er befehligte, lag zerschmettert am Boden.«
    »Dennoch . . .« murmelte Phaon.
    Er unterbrach sich und blickte scheu in das Antlitz des Imperators.
    Nero indes war so ganz erfüllt von der Unantastbarkeit seiner Größe, daß er dem Freigelassenen nicht zürnte.
    »Rede nur, wenn du etwas auf dem Herzen hast,« sagte er lachend.
    »Ich fürchte unehrerbietig und dreist zu erscheinen.«
    »Unmöglich. Sieh, Phaon, wenn irgend ein Mensch mein volles Vertrauen besitzt, so bist du es. Ich weiß selbst nicht, warum. Du hast mir Dienste erwiesen – aber das nämliche gilt auch von andern. Nur mein trefflicher Tigellinus ist mir in gleicher Treue ergeben wie du: sonst niemand. Das seh' ich an deinem Blick. In deinen frischen, fröhlichen Augen blitzt etwas wie heimliche Sympathie. Ja, auf die Gefahr hin, dich, Sophonius Tigellinus, eifersüchtig zu machen, muß ich's bekennen: Phaon würde meinem Herzen vielleicht nahe gekommen sein, auch wenn ich ein Bettler wäre, indes für dich nur die Freundschaft mit dem Princeps vorherbestimmt war!«
    »Mein Kaiser . . .!« sagte der Agrigentiner, die Rechte aufs Herz drückend.
    »Laß nur!« wehrte ihm Nero. »Es war eine flüchtige Laune, die mir just durch den Kopf ging. Also, was wolltest du sagen, Phaon?«
    »Ich wollte den Cäsar anflehen, sich nicht allzusehr in Sicherheit wiegen zu lassen. Die Verschwörung des Piso zittert mir noch in der Seele nach, und ich staune, wie rasch mein Herr und Gebieter den Schmerz überwunden hat. War nicht Piso dein Freund?«
    »Er nannte sich so, aber er war es nicht. Unter dem Deckmantel seiner geheuchelten Liebenswürdigkeit barg er die Tücke.«
    »Dennoch: er war dir unverdächtig, wie so viele der Mitverschworenen, – Fannius Rufus zum Beispiel, der in Gemeinschaft mit Tigellinus die Prätorianer befehligte, und Flavius Scevinus, der dich einst seinen Sohn genannt, und nun von seinen Genossen das Recht erbat, zuerst die Waffe zu zücken.«
    »Wie?«
    »Ja, Herr! Man hat dir's verschwiegen, aber es ist so, und die übrigen haben's bezeugt. ›Ich fordere von euch als eine besondere Auszeichnung, daß ich den ersten Stoß führe!‹ Das waren die Worte, die er in jener letzten Versammlung gebrauchte.«
    »Er hat's gebüßt,« versetzte der Kaiser.
    »Und der Dichter Lucanus . . .« hub Phaon wiederum an.
    »Pah! Ihn quälte der Neid! Seine Verse waren nicht halb so gut, wie die meinen.«
    »Aber die höfliche Epicharis! Hättest du dieser Aegypterin angesehen, was sie plante? Mit Piso war sie die Seele der Rebellion! Und Seneca, dein alter, bewährter Lehrer! Auch er hat sich von den Verschwörern umgarnen lassen! Wahrlich, sie müssen ganz unglaubliche Künstler in der Verführung gewesen sein, wenn selbst er ihren Lockungen unterlag.«
    »Er war altersschwach,« sagte der Cäsar.
    Phaon schüttelte ernst und bedächtig das

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