Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nero

Nero

Titel: Nero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Eckstein
Vom Netzwerk:
Stern, mein Liebchen, mein Alles – bist du glücklich?«
    »Unendlich glücklich.«
    »Hast du irgendwie einen Wunsch, den du geheim hältst?«
    »Nein . . .«
    »Acte, ich sehe, wie du errötest. Sprich mir die Wahrheit!«
    »Nun, ich dachte, wie es doch herrlich wäre, wenn ich dich manchmal begleiten dürfte, – zum Beispiel ins Marsfeld . . . Ach, weißt du noch, – die selige Stunde im Gezelte des Magiers? Aber das geht ja nicht . . .«
    Nero stützte sein schönes Jünglingshaupt in die Rechte.
    »Das geht nicht?« fragte er, dem jungen Mädchen das Kinn streichelnd. »Wer, vielteure Acte, wollte mir's wehren?«
    »Deine Mutter, – Octavia, – der hohe Senat – was weiß ich!«
    »Ich will dir beweisen, wie schwer du dich im Irrtum befindest. Ich bin der Herr, und mir gehorcht das Prätorium und das redliche Volk. Morgen kann ich nicht . . . Morgen speise ich bei Thrasea Pätus. Uebermorgen jedoch finde ich einen Vorwand . . . In der vierten Nachmittagsstunde hol' ich dich ab in die Prunkalleen des Campus.«
    »Ach, wie reizend!« Sie klatschte in beide Hände. Es war ihr in der Abgeschlossenheit ihres Landhauses doch mitunter recht einsam geworden, obgleich der vortreffliche Phaon, ihr Obersklave, sie in Staatsgeschichte und Naturwissenschaft emsig und mit gutem Erfolg unterrichtete.
    »Nun seh' ich, daß du um meinetwillen was wagst,« stammelte sie verzückt. »Aber ich will nicht Mißbrauch treiben mit deiner Güte. Vorsicht heißt die Mutter der Weisheit. So viel es an mir liegt, soll mich keiner der widerlichen Gaffer erkennen, die sich allenthalben heranwerfen. Ich will mich verschleiern . . .«
    »Mach, was du willst! Jetzt aber – nur noch ein Viertelstündchen in süßem, weltvergessenem Geplauder! Ach, die Zeit meines Glückes ist leider noch immer ein achtfach geflügelter Hermes!«
    »Nero, mein Herr und Gott!«
    »Acte! Acte!«
     

Zwölftes Kapitel
     
    In rosigster Laune kehrte der Imperator zwei Tage später nach der Villa seines sehnsüchtig harrenden Mädchens zurück.
    Noch stand die Sonne zwar hoch, aber ein köstlicher Seewind strich seit der vierten Morgenstunde vom Tyrrhenischen Meere herüber, atmete weich und erfrischend durch die hohen Cypressen und zerstreute den Duft der Purpurrosen, wie ein übermütiger Knabe, in alle Winkel des Gartens.
    Die prächtige Sänfte, von acht Lusitaniern in halbseidenen Veilchenkostümen getragen, war mitsamt den glänzend ausgestatteten Sklaven ein Geschenk des Kaisers für seine maßlos geliebte Acte.
    Er sagte ihr dies, nachdem sie zusammen das Tragbett bestiegen und die veilchenfarbenen Gardinen so dicht geschlossen hatten, daß ohne besondere Anstrengung niemand hereinschauen konnte.
    Sie dankte mit einem glühenden Kusse, – aber doch so, daß er fühlen mußte, dies kostbare Geschenk sei ihr nichts im Vergleich mit dem Glücke, das sie an seiner Seite und im Vollbesitz seiner Liebe empfand.
    Mit einemmal schmiegte sie sich errötend an seine Brust, liebkoste seine Wange und sagte dann halblaut: »Es ist doch gerade als ob wir verheiratet wären, richtig vor Gott und seinem Gesetz! Ach, Nero, würde das himmlisch sein . . . Ich – so offen an deiner Seite, durchs weite Rom . . .! Mir schwindelt, wenn ich nur daran denke. Laß mich um Fingersbreite noch den Vorhang zurückziehen! Mein Schleier ist dicht genug: man erkennt mich nicht.«
    »Ganz wie du willst,« versetzte der Kaiser. »Deine Stimme betrachte ich als die Stimme des Schicksals.«
    »Auch sieht man so viel besser das blühende Rom, und die herrlichen Prunkpaläste, und die Bürger in ihren glänzenden Togen . . . Dort – beinahe vor uns – erhebt sich der Aventin mit seinem Dianatempel; und drüben, links, der langgestreckte Janiculus. Wie schön sich hier die schwarzblauen Schatten gegen das Licht abgrenzen! – Sprich, kommen wir über das Forum? Ich hätte Lust, dein fürstliches Heim zu schauen, und mir so einzureden, auch ich hätte ein Recht, die Schwelle des Palatiums zu überschreiten.«
    »Das hast du, Acte!«
    Sie verschloß ihm den Mund.
    »Rede nicht!« bat sie schmeichlerisch. »Genug, daß ich die unglückliche Octavia aus deinem Herzen verdrängt habe! Genug, und mehr als genug! Aber siehe, ich stürbe lieber, als daß ich zugäbe . . . Nein, das Palatium ist der Tempel der Schuldlosen, und ehe ich sie verfolgte bis in ihr Heiligtum, eher wollt' ich zu ihren Füßen den grausamsten Tod erleiden.«
    »Sprich nicht so thöricht!

Weitere Kostenlose Bücher