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Nero

Nero

Titel: Nero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Eckstein
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ich zu gebieten hätte, gäb' es kein Weh und kein Jammern mehr; nur sonnige Lust, nur ambrosisches Jauchzen . . .«
    »Dann fall dem Tod in den Arm, wenn er der Mutter das blühende Kind hinwegmäht, und dem Vater den vortrefflichen Sohn! Dann schaff' die thörichten Hoffnungen aus der Welt, und die Krankheit, und das markverzehrende Alter . . .!«
    Das war der letzte ernstere Klang in ihrem Geplauder. Wie schwellend reichten die Ulmen, die Pinien, die Ahornbäume sich die gewaltigen Aeste über den wohlig beschatteten Weg hin! Wie öffnete jede neue Wendung der Sänftenträger entzückende Fernsichten, bald auf den fünfzackigen Berg Soracte, bald auf die Höhen von Alba oder die langgestreckte, malerisch zerklüftete Hügelreihe Sabinums! Der Turm des Mäcenas hob sich stolz wider den blauen Hintergrund ab – und rings, so weit das Auge reichte, Blume an Blume, Ranke an Ranke, üppiges Frühlingsgrün, so recht eine Welt zum traumverlornen Genießen.
    Noch eh' die Sonne sich bis zum Scheitel des Mons Janiculus herabgeneigt hatte, war das glückselige Paar wieder daheim in der Villa jenseits des Drususbogens.
    Nero speiste heute bei Acte. Sie war närrisch vor Freude über diesen reizenden Einfall; ihr Küchenmeister hatte für ein erlesenes Mahl gesorgt. Mit eigener Hand goß sie ihrem Geliebten den köstlichen Wein in die Schale: – campanisches Vollblut, gekeltert beim Regierungsantritt des Kaisers Claudius; dann Reben aus der Zeit des Augustus; und schließlich als Perle des Frohgelages Falerner, nach den ehvorletzten republikanischen Konsuln betitelt.
    »Welch ein herrlicher Tag!« jauchzte Acte. »Es lebe die Gegenwart und die Zukunft! So hatten wir's ausgemacht in der Sänfte.«
    Er leerte den Becher bis auf den Grund, und stellte ihn dann energisch zwischen die Fruchtschalen.
    »Komm!« seufzte er, und drückte ihr einen Feuerkuß auf die Kehle.
    Sie betraten das Zimmer, – und es war, als hätten sie's kaum erst verlassen. Auch der fünfarmige Leuchter brannte; nur stand schneekühle Milch an Stelle des Weines auf dem kunstvollen Monopodium. Sie schlang beide Arme um seinen Nacken. Dann schien alles wie gestern zu werden . . .
    Da plötzlich klopfte es wider die Thüre, leise, bescheiden, aber doch ernsthaft, wie von einem, der sich seines Rechtes bewußt ist.
    Stirnrunzelnd sprang der junge Cäsar empor.
    »Was bedeutet das?« fragte er, zitternd vor Ingrimm.
    »Ich begreife es nicht. Keine unter den Dienerinnen würde es wagen . . . Phaon vielleicht . . .?«
    »Phaon«, sagte der Imperator, »weiß, daß ich ihm strengstens verboten habe . . .«
    »So muß es etwas Außergewöhnliches sein, was ihn zum Ungehorsam veranlaßt.«
    »Willst du, daß ich ihm öffne?«
    »Tritt an die Thüre und frage bloß . . .«
    Sie war bleich geworden bei dem schroffen, unangenehmen Ton, der in die Stille dieser lauschigen Einsamkeit wie der Ruf einer Kriegsdrommete hereingedrungen.
    »Ich habe ein Herzklopfen . . .« sagte sie angstvoll.
    Er strich ihr schmeichlerisch über das flutende Haar.
    »Du liebe Thörin! Wovor erbangst du? Was hienieden soll dich bedrohen, wenn du so gut bleibst und so hold wie bisher, und wenn der Kaiser seinen Arm über dich hält?«
    Er trat gelassen zum Eingang, schob den Riegel zurück und fragte durch die Spalte hindurch: »Bist du es, Phaon?«
    »Ja, Herr!« klang's in gedämpftem Tone zurück. »Verzeih mir, wenn ich im Ungestüm der Erregung vergaß, was du mir anbefohlen. Aber es war in der That ein eigentümlicher Vorfall.«
    »Wart einen Augenblick!«
    Dann zu Acte gewandt: »Es ist Phaon. Kann er hereintreten?«
    Sie hatte eine milchfarbene Palla über die Schultern geworfen.
    »Meinetwegen, ja!« versetzte sie, halb schon neugierig, obwohl die Verstimmung über den plötzlichen Schreck ihr noch in den Gliedern lag.
    Der Sklave erschien und verneigte sich ehrfurchtsvoll.
    »Sprich!« winkte ihm Claudius Nero.
    »Die Sache ist schneller erzählt, als die Fabel vom sterbenden Löwen. Ich stehe da just am Vestibulum und schau' so hinaus in den rosigen Abend, nichts denkend oder doch wenig: da tritt so ein unbekannter Pacuvius oder Lucilius, die Kapuze der Pänula halb ins Gesicht gezogen, recht ungebührlich zu mir heran und fragt barsch, wie ein Packträger: ›Wohnt hier Acte, die Freigelassene des Nicodemus?‹«
    »Und was gabst du zur Antwort?« forschte der Cäsar.
    »Nun, ich versetzte ihm kurz aber deutlich, er sei ein Flegel.«
    »Das muß man dir

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