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Nero

Nero

Titel: Nero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Eckstein
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glänzt und leuchtet zwischen den Baumgängen! Ueberall prangt mein Geliebter – in Marmor, in Bronze, in Silber, in Gold, – und überall ist es der gleiche, anbetungswürdige Heros. Du hast den bezauberndsten Mund, den ich jemals erblickt habe. So wonnige Lippen – wie zum Kusse geschaffen, zum Gesange und zur Beredsamkeit. Nero, ich werde noch wahnsinnig vor Selbstüberhebung und Stolz. So weit die bewohnte Erde reicht, tönt dein Name, dein himmlischsüßer, göttlicher Name . . . ›Nero!‹ murmelt der Lusitanier, und Ehrfurcht beugt ihm beim Anblick deines Bildes die Kniee. ›Nero‹ klingt es in Asien und Afrika; ›Nero‹ in Gallien, und jenseits der Grenze bei den Germanen . . .«
    »Die nun allerdings ihre Kniee vor dem Standbild des Kaisers nicht in Bewegung setzen!«
    »Nicht? Weshalb nicht?«
    »Weil sie ein freies Volk sind, und den römischen Adlern keinerlei Heerfolge leisten.«
    »Du zeigtest mir doch jüngsthin vom Söllergemach einen chattischen Edlen in römischer Rüstung?«
    »Das war Giso, der Sohn des chattischen Häuptlings Lollarius. Giso thut bei uns Dienste, um die römische Sprache und die römische Kriegswissenschaft zu erlernen und dann im Heimatlande seine Erfahrungen nutzbar zu machen.«
    »Du gestattest ihm das?«
    »Weshalb nicht? Wenn ich's ihm weigerte, sähe das nicht danach aus, als ob das römische Reich die germanischen Völkerschaften an seiner Grenze fürchtete?«
    »Da hast du recht, – ich überlegte das nicht.«
    »Uebrigens hat uns dieser jugendmutige Chatte schon redlich gelohnt, was wir ihm beigebracht – im Ostland gegen die widerwärtigen Parther, und weiter nordwärts gegen zwei sarmatische Stämme, die keinen Respekt vor der römischen Größe zeigten.«
    »Ach,« seufzte das junge Mädchen, »wie wollte ich glücklich sein, all diese Erwägungen mit dir teilen zu können!«
    »Merkst du denn nicht, daß ich selber aufgehört habe, sie ernst zu nehmen? Du und die Schönheit der ewig jungen Mutter Natur, die mir ein ohnmächtiger Versuch bedünkt, deine Herrlichkeit nachzustammeln, – das ist meine Welt, meine Gegenwart, meine Zukunft. Sieh doch, wie es da plötzlich aufleuchtet am Giebel des alten Minervatempels! Die Sonne schreitet nach Westen, und so ist es, als riefe die Göttin der Weisheit mir selber Beifall mit den Flammen ihres nachtverscheuchenden Lichtes.«
    »Ja, die Gegenwart und die Zukunft! Heute abend im Cäcuber lass' ich sie hochleben, – so laut und so lange du willst. Aber sag doch, wer ist das üppige Weib, das sich dort an der Seite der zierlichen Orientalin dahintragen läßt, – die Sänfte in Blaßrot, die Träger in Braungelb . . .? Sie ist schön, – aber der lodernde Blick ihrer Augen erschreckt mich . . .«
    »Hörtest du nie von Poppäa Sabina, der Gattin des Otho, meines Jugendgespielen?«
    »Doch, doch . . . Aber sieh nur, wie sie dich anschaut! Sie muß dich von weitem erkannt haben. Wie Zorn bebte es über das stolze Gesicht . . .«
    »Was thust du?«
    »Ich halte den Vorhang zu, bis wir vorüber sind . . .«
    »Damit sie doppelt aufmerksam wird . . .?«
    »Damit ihr böser Blick dir nichts anhaben kann. Sprich, Nero, kömmst du öfter mit ihr zusammen?«
    »Sehr selten, und zudem bin ich gegen die bösesten Blicke so sicher gefeit, als trüg' ich ein Amulett auf der Brust.«
    »Wir Nazarener glauben nicht an die Wunderkraft dieses Tandes,« versetzte Acte. »Aber wolltest du eine Locke von meinem Haar schneiden, und sie allezeit bei dir führen – ich dächte, das müßte dir Glück bringen.«
    »Heute noch raub' ich mir diese Locke. Sie wird mich schützen, wenn alles um mich in Trümmer fällt.«
    »Sag mal, wer war denn die Dunkelhaarige, die neben ihr saß? Die hatte auch einen Blick . . . ich weiß nicht, die beiden passen zusammen!«
    »Meinst du? Das war Hasdra, die Vertraute der Poppäa Sabina . . . Man sagt ihr nach, sie sei bis über die Ohren in Pharax verliebt . . .«
    »Pharax?«
    »Nun ja, Pharax, der neugebackene Centurio der Leibwache . . .«
    »Der nämliche . . .? Aber nein, der war doch damals noch Soldat in der Stadtkohorte.«
    »Doch, doch, derselbe, der damals den Artemidorus führte. Wer sich der Gunst der Kaiserin Agrippina erfreut, der macht rasche Fortschritte auf dem Wege zur Höhe . . .«
    »Nun, ich gönne die Hasdra dem Pharax und den Pharax der Hasdra. Weißt du, Nero, ich möchte alles umher recht von Herzen glücklich und froh sehen. Ach, wenn

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