Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nervenflattern

Nervenflattern

Titel: Nervenflattern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
Vom Netzwerk:
Unfalls war an dem Wagen alles in Ordnung. Ist Herr Brill oft Auto gefahren?«
    »Jeden Tag mindestens 100 Kilometer, oft viel mehr. Er war beim Landkreis in der Jugendpflege tätig, hatte also mit Familien im ganzen Kreis zu tun. Sein Büro befand sich zwar in der Stadt, aber er war in der Regel den ganzen Tag mit dem Auto unterwegs.«
    »Wenn mit dem Auto alles in Ordnung gewesen ist und Sie einen Suizid ausschließen, bleibt nur noch Fremdeinwirkung. Und es gibt Zeugen, die ihn gesehen haben, als er über die Brücke gefahren ist. Er ist urplötzlich rechts abgebogen und mit seinem Wagen über das Brückengeländer gestürzt.«
    »Meinen Sie, er musste leiden?«
    Lenz dachte an den Kranfahrer und die Sache mit dem Motor.
    »Das kann ich ausschließen, er war auf der Stelle tot. Auch wenn das sicher kein Trost für Sie ist.«
    Wieder wurde Leichter von einem Weinkrampf geschüttelt.
    »Nein, das ist kein Trost, Herr Kommissar.«
    »Hatte Ihr Partner Feinde? Gibt es vielleicht jemanden, vor dem er sich gefürchtet hat?«
    »Das glaube ich nicht. Er hatte zwar in seinem Job oft mit schwierigen Menschen zu tun, und manchmal musste er auch einer Familie klarmachen, dass er ihr Kind in ein Heim oder in eine Pflegefamilie stecken würde, aber dass ihm deswegen einer nach dem Leben getrachtet hätte, davon hat er nichts erzählt. Meine Hand würde ich dafür allerdings nicht ins Feuer legen.«
    »Wissen Sie, ob Herr Brill ein Testament hinterlassen hat?«
    »Unsere beiden Testamente liegen zu Hause, zusammen mit den Patientenverfügungen. Es ist zwar inzwischen vieles gesetzlich geregelt, aber vieles eben auch noch nicht. Und wir wollten immer für den Tag X vorbereitet sein.«
    Er schluchzte.
    »Nur, dass er so schnell kommt … Wir haben uns letztes Jahr draußen im Reinhardswald in dem neu entstandenen Friedwald unsere Plätze für die letzte Ruhe gekauft. Wie furchtbar das nun alles ist. Er ist tot, und ich bin alleine.«
    »Sind Sie der Begünstigte im Testament, Herr Leichter?«
    »Natürlich. Würden Sie in Ihrem Testament Ihre Frau übergehen, Herr Kommissar?«
    Worauf du dich verlassen kannst, dachte Lenz.
    »Nein, natürlich nicht. Wäre es möglich, dass Sie uns eine Kopie des Testamentes zukommen lassen?«
    »Selbstverständlich.« Leichter stand auf.
    »Leider muss ich mich jetzt verabschieden. Ich habe mich heute Morgen im Büro krankgemeldet und will noch zum Arzt gehen. Ich glaube nicht, dass ich diese Woche arbeiten kann. Aber es war mir wichtig, Sie wissen zu lassen, dass sich Dieter nicht das Leben genommen hat. Ich weiß nicht, was passiert ist, aber ich weiß ganz genau, was auf keinen Fall passiert ist.«
    Lenz stand ebenfalls auf und gab ihm die Hand.
    »Sollte Ihnen noch etwas einfallen, rufen Sie mich einfach an, die Nummer haben Sie ja. Und wenn ich Fragen habe, kann ich …«
    Der Besucher holte eine Visitenkarte aus seiner Brieftasche und gab sie Lenz.
    »Meine Privatnummer steht hier auch drauf. Bitte rufen Sie mich nicht im Büro an, das wäre mir nicht recht.«
    »Versprochen. Sobald die Erbverhältnisse klar sind, lasse ich Ihnen den Ring zukommen. Und den Führerschein von Herrn Brill, den haben wir ebenfalls an uns genommen.«
    Sie gaben sich die Hand.
    »Wie lange werden die Formalitäten dauern?«
    »Diese Woche wird nach meiner Meinung nichts mehr passieren, schon wegen des Feiertages. Aber nächste Woche sollte alles erledigt sein.«
    »Das wäre schön.«
    »Auf Wiedersehen«, sagte Lenz, »und danke, dass Sie zu mir gekommen sind.«
    Leichter liefen schon wieder Tränen übers Gesicht.
    »Auf Wiedersehen, Herr Kommissar.«
     
    Als Lenz die Tür hinter ihm geschlossen hatte und mit einer brennenden Zigarette in der Hand am Schreibtisch saß, lachte er laut los. Er hatte schon öfter von diesen modernen Gerichtshows der privaten Fernsehsender gehört, in denen regelmäßig ein geheimnisvoller Zeuge auftauchte, um dem Fall eine nicht für möglich gehaltene Wendung zu geben. Aber dass ein Schwuler hereinspaziert kam und so eine Geschichte erzählte, wie er sie gerade gehört hatte, damit hatte er nicht gerechnet.
    Er griff zum Telefon und wählte Hains Nummer.
    »Thilo, komm doch mal rüber. Und mach dich auf eine wirklich außergewöhnliche Geschichte gefasst.«
     
    Eine weitere Zigarette und 20 Minuten später saßen die beiden schweigend voreinander. Lenz hatte die Beine auf der Schreibtischecke liegen und sah aus dem Fenster. Hain schüttelte nur den Kopf.
    »Wenn das wahr ist,

Weitere Kostenlose Bücher