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Nervenflattern

Nervenflattern

Titel: Nervenflattern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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dieses Brill vielleicht was mit dem Brief zu tun hat.«
    »Richtig, aber er hatte mit dem Polizeipräsidenten telefoniert, und der gab ihm meinen Namen, frag mich nicht, warum. Als er bei mir angerufen hat, hab ich mir fast in die Hose gemacht. Ich wusste ja nicht, worum es ging, und du warst nicht zu erreichen.«
    »Ich war heute Morgen unterwegs und habe mir dieses geile Etwas gekauft, das eben deine Augen und deinen Tastsinn erfreut hat und jetzt wie ein Putzlappen vor der Couch liegt.«
    »Stimmt, das hat sich gut angefühlt.«
    Sie inhalierte tief.
    »Und wie es aussieht, hat irgendjemand was mit der Documenta vor?«
    »Ich weiß es nicht oder noch nicht. Wenn die Obduktionen ergeben, dass einer oder beide wirklich an einem Nervenkampfstoff gestorben sind, also umgebracht wurden, haben wir es mit einer großen Sache zu tun. Wie weit das allerdings in die Documenta hineinreicht, müssen wir sehen. Das Schreiben ist ja nicht sehr aussagekräftig.«
    »Und wer macht so etwas?«
    »Das haben wir uns heute auch gefragt, aber noch keine Antwort darauf gefunden. Mein Chef hat den Verdacht, dass vielleicht ein durchgeknallter Künstler was damit zu tun haben könnte.«
    »Hm. Ich habe in meiner Eigenschaft als Frau des Kasseler OB schon mit dem einen oder anderen zu tun gehabt, und ganz dicht ist am Ende keiner von denen, aber wer ist das schon? Außerdem sind einige wirklich nett und sehr gut aussehend.« Sie grinste ihn an.
    »Da gab es mal einen Farbigen, meine Herren. Der hat irgendetwas auf dem Friedrichsplatz gebaut, angeblich aus Treibholz. Es ging zwar das Gerücht um, dass man ihn in Hofgeismar auf dem Bauhof beim Holzklauen erwischt habe, aber bewiesen wurde nichts. Auf jeden Fall sah er scharf aus und hatte einen Mordskörper.«
    »Den mag ich nicht«, nölte Lenz mit gespielter Eifersucht.
    »Aber dass ein Künstler so ein Ding abzieht und Menschen mit Nervengas umbringt, das ist für mich schwer zu glauben.«
    »Gab es in der letzten Zeit mal Krach in der Documenta-Szene?«
    »Meinst du bei den Machern?«
    »Ja. Oder im Umfeld?«
    »Mein lieber Paul, bei denen kann der eine den anderen nicht riechen. Da geht es zu wie im Kindergarten. Offen zugeben wird das natürlich keiner, aber ein Mord? Noch dazu an Menschen, die offensichtlich nichts mit der Documenta zu tun haben? Ich weiß nicht.«
    »Warum ist Erich eigentlich Aufsichtsratsvorsitzender der Gesellschaft?«
    Maria sah ihn strafend an.
    »Der Kasseler OB ist immer Aufsichtsratsvorsitzender der Documenta-Gesellschaft, kraft seines Amtes.«
    »Aha.«
    »Wenn du willst, schleiche ich in den nächsten Tagen mal ein bisschen um den Block und höre, ob es irgendwo im Gebälk der Ausstellung knackt. Ein solches Knacken hört man zum Beispiel immer, wenn die Liste der Teilnehmer veröffentlicht wird, das war auch dieses Jahr so. Da fühlt sich der eine oder andere nach seiner Meinung zu Unrecht nicht eingeladen. Oder es gibt welche, da kann keiner glauben, dass sie tatsächlich dabei sind.«
    »Wenn du mich fragst, sind das gute Motive für einen Mord.«
    »Ich frage dich aber nicht. Ich frage lieber die anderen, die, die sich mit Kunst auskennen.«
    Sie schmiegte sich an seinen Körper.
    »Zu denen gehörst du leider nicht, mein Geliebter.«
    »Gerne.«
    »Und wenn es wirklich wahr ist, dass die beiden umgebracht wurden, ist dann die ganze Ausrichtung der Documenta in Gefahr?«
    »Du kannst fragen. Diese Nervengase sind ein fieses Zeug. Der Chemiker, der uns heute was darüber erzählt hat, geht von 10 Milligramm aus, um einen Erwachsenen umzubringen. Wenn man ein Kilo davon hat und es geschickt einsetzt, liegen ganz schnell ganz viele Leichen in der Stadt herum. Wenn es noch mehr Tote gibt oder Briefe, die das ankündigen, wäre ich nicht abgeneigt, die ganze Chose abzusagen. Aber mich fragt ja keiner, weil ich mich mit Kunst nicht auskenne, wie meine Freundin zu Recht behauptet.«
    »Eine Absage wäre für die Stadt ein Desaster. Ich will jetzt gar nicht von der wirtschaftlichen Seite reden, alleine der Verlust an Renommee ist kaum zu beschreiben. Aber wir leben nun mal in einer Zeit, in der es Einzelnen leicht fällt, eine Gemeinschaft zu erpressen.«
    »Deine Idee, dich mal in der Szene umzuhören, finde ich gut. Vielleicht ergibt sich wirklich etwas. Dein Mann hat übrigens von Gerüchten gesprochen, dass die Finanzierung der Documenta nicht gesichert wäre. Er sagt aber, es sei nichts dran.«
    »Das muss er, schließlich ist er der

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