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Nervenflattern

Nervenflattern

Titel: Nervenflattern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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Bett. Er verabschiedete sich von den Italienern und war auf der Treppe zum Parkplatz, als sein Telefon klingelte.
    Die Uhr an seinem Handgelenk stand auf 10 vor sieben.
    »Lenz.«
    »Hab ich dich geweckt?« Es war Maria.
    »Nein, ich war auf dem Markt und wollte eben nach Hause fahren. Schön, dass du anrufst. Wie geht es dir?«
    »Wundermild.«
    »Wundermild ist klasse, oder?«
    »Wundermild ist superklasse. Ich hab noch keine Minute geschlafen, aber jetzt werde ich wirklich ins Bett gehen. Ich hab auf der Terrasse gesessen und gelesen. Und du?«
    »Ich war am Edersee und hab den Vögeln zugehört.«
    Ein Ton des Telefons meldete ihm, dass ein weiterer Anrufer anklopfte.
    »Entschuldige, Maria, da ist jemand in der Leitung. Kann ich dich später anrufen?«
    »Wann immer du willst. Bis dann.«
    Er nahm das wartende Gespräch an. Es war Uwe Wagner.
    »Du klingst nicht, als hätte ich dich aus dem Bett geholt. Wo steckst du denn?«
    »Bin auf dem Markt. Aber wie gerade aufgewacht klingst du auch nicht.«
    »Ich bin im Präsidium, weil die Kollegen von K34 vor drei Stunden einen Dealer mit einem halben Pfund Koks hochgenommen haben. Das ist zwar kein dicker Fisch, aber sie wollten trotzdem einen Profi für die Medien dabei haben. Bis jetzt liegen die Zeitungsmacher und Fernsehfritzen wohl alle noch im Bett, bei mir hat sich jedenfalls auf meine Veröffentlichung hin keiner gemeldet. Das ist aber nicht der Grund meines Anrufs.«
    Er machte eine kurze Pause.
    »Machs nicht so spannend, Uwe.«
    »Hier auf dem Flur randalieren sechs Türken und machen ein Riesentheater, weil ihr gestern deren Mutter, Frau, Tante und Oma exhumiert habt.«
    Lenz wollte darauf hinweisen, dass nur eine Leiche exhumiert wurde, merkte aber, dass es nicht der richtige Zeitpunkt für einen Witz war.
    »Und was soll ich jetzt tun?«
    »Du sollst herkommen und es ihnen erklären. Ich habe doch keine Ahnung, worum es bei der Sache geht.«
    Lenz sah sein Bett, seinen Schlaf und seine Dusche im Kollektiv am Horizont verschwinden.
    »Ich kann mir nur vorstellen, dass es zwischen meinem leider erfolglosen Anrufversuch im Krematorium und dieser Exhumierung einen Zusammenhang geben muss.«
    »So ist es, Uwe. Ich bin in 20 Minuten da, sag ihnen das. Schneller geht es nicht, weil ich zuerst noch mein Auto zurückbringen muss.«
    »Mach ich. Bis gleich.«

14
    Lenz hörte schon aus einiger Entfernung den Tumult. Als er sich Wagners Büro näherte, sah er vier Schutzpolizisten und drei Kollegen vom KDD, die versuchten, mehrere erregt gestikulierende Männer offenbar türkischer Abstammung zu beruhigen.
    »Ruhe«, rief er laut in die Menge. Zu seinem Erstaunen verstummten alle Beteiligten. Er hielt seinen Dienstausweis hoch und sah in die Runde.
    »Ich bin Hauptkommissar Paul Lenz. Wer ist der Älteste von Ihnen?«
    Einer der Männer hob den Arm. Er war etwa 65 Jahre alt und trug einen einfachen dunklen Anzug. Lenz hielt ihm die Hand hin, der Türke streckte ebenfalls seine Hand aus.
    »Ümit Bilicin. Meine Frau ist gestern aus ihrem Grab herausgeholt worden«, sagte er in gutem Deutsch.
    »Kann ich Sie kurz unter vier Augen sprechen, Herr …? Ich habe Ihren Namen leider nicht richtig verstanden.«
    »Bilicin. Ich heiße Ümit Bilicin.« Er sprach ganz langsam und legte eine starke Betonung auf die Vokale.
    »Gut, Herr Bilicin.«
    Lenz nahm den Mann sanft am Arm und zog ihn in Wagners Büro.
    »Ihre Begleiter können hier im Flur warten. Wir sind in ein paar Minuten fertig.«
    Bilicin, der noch in der Tür stand, sagte einen kurzen Satz auf Türkisch zum Rest seiner Gruppe.
    Bis auf einen etwa 20-Jährigen mit gegeltem Haar und Mobiltelefon am Gürtel nickten alle mit dem Kopf. Als der Junge die rechte Hand hob und zur Faust ballte, blaffte der Alte ihn kurz an. Sofort nahm er den Arm herunter und nickte.
    Wenn es doch immer so einfach wäre, dachte Lenz.
    Er ging vor Bilicin ins Büro und bat Wagner, sie einen Moment alleine zu lassen. Als der Pressesprecher die Tür hinter sich geschlossen hatte, bat er Bilicin, Platz zu nehmen.
    »Möchten Sie etwas trinken?«
    »Nein, danke.«
    Lenz setzte sich ebenfalls.
    »Ich weiß, dass es für Sie sehr schwer zu ertragen ist, was gestern mit Ihrer Frau passiert ist, Herr Bilicin.«
    Der Türke nickte.
    »Warum haben Sie es dann gemacht?«
    »Diese Exhumierung war leider nicht zu umgehen. Wir haben Hinweise darauf, dass Ihre Frau das Opfer eines Verbrechens gewesen ist. Deswegen musste der Leichnam exhumiert und einer

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