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Nervenflattern

Nervenflattern

Titel: Nervenflattern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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Treppenhaus und betraten kurz darauf die oberste Etage. Lenz sah durch ein großes Bullauge in der Außenwand, in welcher Höhe sie sich befanden und wechselte sofort zur anderen Wandseite. Über einen langen Flur kamen sie zum verglasten Innenbereich der Einkaufspassage, in dem das Centermanagement untergebracht war. Für Menschen, die nicht unter Höhenangst litten, bot sich hier ein atemberaubender Blick in die Tiefe. Durch eine Glastür gelangten sie in den Bereich der Verwaltung. Dort saß eine junge Frau an der Rezeption und arbeitete am Computer.
    »Guten Tag«, grüßte sie freundlich. »Was kann ich für Sie tun?« Sie lispelte.
    Die Polizisten hielten ihre Dienstausweise hoch und stellten sich vor.
    »Wir kommen wegen eines Unfalls, der sich vor drei Monaten hier ereignet hat. Eine der Putzfrauen ist dabei ums Leben gekommen.«
    »Das tut mir leid, da kann ich Ihnen nicht helfen. Ich habe erst im April hier angefangen.«
    Lenz lächelte sie an.
    »Vielleicht ist jemand im Haus, der damals schon hier gearbeitet hat?«
    Sie wurde rot.
    »Natürlich. Mein Chef ist heute nicht da, aber der Herr Schober, sein Stellvertreter.«
    Sie griff zum Telefon und meldete die Kommissare an.
    »Die zweite Tür auf der linken Seite.«
    Schober kam ihnen entgegen, begrüßte sie und bot ihnen einen Platz an. Er trug eine unglaublich bunte Krawatte und einen großen Ring im rechten Ohr.
    »Die Polizei haben wir sonst nur wegen Ladendieben im Haus. Aber deswegen kommen Sie doch sicher nicht, meine Herren?«
    Lenz erklärte ihm den Grund ihres Besuches.
    »Ach ja, die Putzfrau. Ein tragischer Unfall. Wir waren alle entsetzt, dass so etwas bei uns passiert ist, aber eigentlich sind wir nur mittelbar betroffen gewesen, weil die Frau ja nicht für uns direkt gearbeitet hat.«
    »Wie darf ich das verstehen?«
    »Wir beschäftigen keine eigenen Reinigungskräfte, das wäre viel zu teuer für uns. Wir arbeiten mit Cleanfix zusammen, einer Firma, die auf Gebäudereinigung im großen Stil spezialisiert ist. Für diese Firma hat die Frau gearbeitet.«
    Hain machte sich Notizen.
    »Aber sie war hier im Dauereinsatz, oder?«
    »Soweit ich weiß, arbeitet Cleanfix immer mit den gleichen Kräften in unserem Center. Aber genau kann ich es Ihnen nicht sagen, weil das Reinigungspersonal erst dann kommt, wenn wir schon weg sind. Wir sehen nur die Arbeitsleistung, nicht den Menschen, der sie erbringt.«
    »Aha«, machte Lenz.
    »Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, meine Herren, aber wir brauchen morgens um acht ein topsauberes Center. Damit beauftragen wir einen Dienstleister. Für uns zählen nur das Ergebnis und der Preis, den er dafür verlangt.«
    »Hatte Frau Bilicin hier einen Spind? Oder gibt es einen Raum, in dem sich die Reinigungskräfte umziehen?«
    »Natürlich. Wir haben einen separaten Bereich, in dem sich die Fremdfirmen aufhalten.«
    »Können wir uns den ansehen?«
    »Selbstverständlich. Aber was ist denn so interessant daran? Immerhin ist der Unfall schon ein paar Monate her.«
    »Wir ermitteln in einer anderen Sache, aber vielleicht gibt es einen Zusammenhang zum Tod von Frau
Bilicin.«
    Der Centermitarbeiter nahm ein Funkgerät vom Schreibtisch, drückte eine Taste und gab einige Anweisungen durch.
    »Ich lasse Ihnen die Räume von einem unserer Haustechniker zeigen.«
    Er stellte das Gerät zurück.
    »Herr Wielandt kennt sich bestens aus und ist auch der Verantwortliche für den Kontakt mit der Reinigungsfirma. Der kann Ihnen sicher helfen. Er ist gleich hier, Sie können bei meiner Sekretärin auf ihn warten.«
    Die Polizisten verabschiedeten sich.
    »Was für ein Idiot«, murmelte Hain, als sie auf dem Flur waren.
    Wielandt war zwei Minuten später da. Er war um die 60, hatte einen mächtigen Bauch und große Tränensäcke, die sein Gesicht noch dicker wirken ließen. Aber er war freundlich und hatte etwas Verschmitztes.
    »Ja, die Ayse«, begann er, nachdem Lenz ihm erklärt hatte, dass es zum Tod der Putzfrau noch ein paar Fragen gäbe.
    »Die war seit dem ersten Tag hier, gehörte praktisch zum Inventar.«
    »Hat sie jeden Tag hier gearbeitet?«
    »Jeden Tag, bis auf sonntags. Immer pünktlich, immer gute Arbeit. Da gab es keinen Grund zur Klage.«
    »Also arbeiten immer dieselben Reinigungskräfte von Cleanfix hier?«
    »Klar. Stellen Sie sich mal vor, die müssten jede Woche neue Kräfte anlernen, dann wäre die Arbeit gar nicht zu schaffen. Cleanfix schickt immer dieselben Leute, es sei denn, es ist jemand krank.

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