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Nervenflattern

Nervenflattern

Titel: Nervenflattern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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Stunden mitgemacht hast, speziell, warum ich im Krematorium anrufen sollte und was das mit dieser verdammten Exhumierung auf sich hat.«
    Ich würde dir gerne meine letzten 24 Stunden komplett erzählen, lieber Uwe, dachte Lenz, aber dann hätte Maria allen Grund, mich umzubringen.
    Und deswegen erzählte er seinem Freund nur die dienstlichen Ereignisse.
    »Übel, übel«, sagte Wagner nachdenklich, als Lenz fertig war.
    »Das könnte eine Riesensache werden, wenn wirklich Nervenkampfstoff im Spiel ist.«
    Lenz’ Mobiltelefon klingelte.
    »Heute Morgen geht mir das Ding aber ziemlich auf den Senkel«, sagte er und griff in die Innentasche seines Jacketts. »Lenz.«
    Der Anrufer sprach etwa eine halbe Minute, Lenz stellte nur zwei kurze Zwischenfragen. Dann war das Gespräch beendet und Lenz legte das Telefon auf den Schreibtisch.
    »Ab jetzt ist es eine Riesensache, Uwe!«

15
    Eineinhalb Stunden später, um acht Uhr 30, saß Lenz mit neun anderen Männern im Raum C 703, intern nur ›kleine Lage‹ genannt, im obersten Stock des Polizeipräsidiums. Anwesend waren außer ihm Georg Wissler, Ludger Brandt und Thilo Hain, die schon an der ersten Sitzung teilgenommen hatten. Weiterhin saßen am Tisch: der Hauptkommissar Friedrich Bommer, Leiter von ZK10 (Staatsschutzabteilung des Polizeipräsidiums Nordhessen) und sein Vorgesetzter, Kriminaloberrat Henner Käbberich, der Leiter der zentralen Kriminalinspektion.
    Von der Staatsschutzabteilung des Bundeskriminalamtes in Wiesbaden waren Frank Fleischer, Martin Pfordt und Peter Leimbach angereist. Keiner von ihnen war älter als 35 und alle bezeichneten sich als Terrorismusexperten. Fleischer war der Ranghöchste von ihnen. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe hatte Staatsanwalt Jost Kramer per Hubschrauber nach Kassel geschickt.
    »Nun ist es also Realität geworden, meine Herren, wir haben es allem Anschein nach mit einer sehr ernsten Bedrohung zu tun«, eröffnete Wissler die Besprechung.
    »Die Obduktionen der Leichen haben übereinstimmend ergeben, dass beide mit dem Nervenkampfstoff Soman getötet wurden. Über die Gefährlichkeit dieses Giftes muss ich keine Worte mehr verlieren. Der Generalbundesanwalt hat die Ermittlungen an sich gezogen und Staatsanwalt Kramer aus seiner Behörde mit der Leitung der Ermittlungen betraut. Der Justizminister weilt zwar in Brüssel, ist aber von der Sache unterrichtet.«
    Wissler fasste die bis dahin vorliegenden Fakten zu den beiden Morden zusammen. Dann übergab er das Wort an den Staatsanwalt aus Karlsruhe.
    »Mit Ihrem freundlichen Einverständnis würde ich diese Sonderkommission gerne unter dem Namen ›Brill‹ führen. Der Hintergrund ist, dass wir die Bevölkerung zunächst nicht mehr verunsichern sollten, als zwingend nötig. Außerdem sollte das Ereignis Documenta so lange wie möglich von Spekulationen unbehelligt bleiben.«
    Er sah in die Runde. Alle Anwesenden nickten.
    »Wir werden nicht verhindern können, dass dieser Fall am Montag in den Zeitungen steht. Spätestens am Montag. Wir müssen weiterhin davon ausgehen, dass in den Medien jede Menge Unsinn geschrieben werden wird. Deshalb bitte ich Sie, keine wie auch immer gearteten Statements an die Medien zu geben. Ich weiß, dass jeder von Ihnen Journalisten kennt, die er besonders schätzt und die Sie schätzen. Aber in diesem Fall bitte ich Sie, keinen Kontakt aufzunehmen und auf Anfragen an unsere Pressestelle in Karlsruhe zu verweisen. Sollte es einen Anlass dazu geben, werden wir hier vor Ort eine Pressekonferenz anberaumen, im Moment gibt es aber keinen.«
    Wissler meldete sich zu Wort.
    »Wir haben heute in der HNA, unserer Regionalzeitung, einen Artikel über den Einsatz im Krematorium. Da wird eine Quelle zitiert, die einen terroristischen Hintergrund andeutet.«
    »Ist mir klar, Herr Wissler. Habe ich schon im Hubschrauber durchgefaxt bekommen. Ist aber kein Problem für uns. Allerdings würde mich diese Quelle schon interessieren.«
    Er nahm einen Schnellhefter zur Hand.
    »Ich habe mir auf dem Flug hierher ein paar Gedanken dazu gemacht, wie ich mir die Ermittlungsarbeit vorstelle. Die möchte ich Ihnen jetzt gerne präsentieren. Wenn Sie Fragen oder Anregungen haben, unterbrechen Sie mich bitte. Zunächst müssen wir nach Verbindungen zwischen den Opfern suchen. Kannten sie sich? Hatten sie gemeinsame Bekannte, Freunde oder andere Schnittstellen? Dann müssen wir den Hintergrund jedes Opfers durchleuchten. In welchen Kreisen verkehrten diese Leute? Wie ist

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