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Nervenflattern

Nervenflattern

Titel: Nervenflattern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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als sein Kollege durch die gläserne Eingangstür verschwunden war.
    »Hallo, Paul.« Maria klang verschlafen.
    »Gerade bin ich aufgewacht und hab im Radio die Nachrichten gehört, da ging es ja nur um Kassel. Und im Fernsehen das Gleiche.«
    »Hallo, Maria. Ich freu mich auch, dich zu hören.«
    »Tut mir leid, ich bin noch total verpennt und schon ziemlich aufgeregt.«
    »Es ist wahr, die beiden sind mit diesem Zeug umgebracht worden. Deswegen stürzt sich die versammelte Medienmaschinerie auf Kassel.«
    »Und was machst du jetzt?«
    »Ich versuche, die Bösen zu finden. Es ist Grande Casino bei uns, mit Bundesanwalt und BKA und allem. Die suchen nach den großen bösen Buben, wir nach den kleinen.«
    Lenz vermied absichtlich Begriffe wie Terrorismus, Nervenkampfstoff oder Soman, weil er wusste, dass durch die Verwendung dieser und anderer Schlüsselwörter das automatische Abhören des Telefongesprächs eingeleitet werden würde.
    »Gerade war ich im City-Point und hab mir den Arbeitsplatz der türkischen Putzfrau angesehen. Mit ihrer Familie hatte ich es heute Morgen schon zu tun.«
    »Warum denn das?«
    »Die fanden es nicht so gut, dass wir sie exhumiert haben. Und so sind sie mit sechs Mann im Präsidium erschienen und haben protestiert. Der Anruf, der uns heute Morgen unterbrochen hat, das war der Pressesprecher, bei dem sie auf der Matte standen.« Er gähnte.
    »Dann hast du bis jetzt noch nicht geschlafen?«
    »Keine Minute. Und wie es aussieht, komme ich auch die nächsten Stunden nicht dazu. Aber du hast geschlafen?«
    »Ja, hab ich. Wenn du so viel zu tun hast, können wir uns heute Abend nicht sehen?«
    »Klar können wir uns sehen. Du kommst bei mir vorbei, ich mach uns was zu essen und dann schlafen wir vor dem Fernseher ein.« Er lachte.
    »So machen wir es«, bestätigte sie.
    »Wie, so machen wir es?«
    »Passt dir 10 Uhr? Dann ist es dunkel und ich kann inkognito bei dir erscheinen.«
    Lenz war einen Moment lang sprachlos.
    »Bist du noch da?«
    »Na klar. Damit hätte ich nie gerechnet, deswegen freue ich mich umso mehr. Aber du weißt doch noch nicht mal genau, wo ich wohne.«
    Er gab ihr seine Adresse und eine kurze Beschreibung des Weges durch. Sie schrieb mit. Sein Telefon meldete durch das bekannte Piepsen, dass ein weiterer Anrufer in der Leitung wartete.
    Jetzt nicht, dachte er.
    »Und wie kommt das auf einmal?«
    »Erich hat mich vor fünf Minuten aus dem Schlaf gerissen und mir unter anderem erzählt, dass er heute Abend mit den Chinesen eine Tour unternimmt, was nichts anderes heißt, als dass sie sich sinnlos betrinken werden. Und dass es vermutlich so spät werden wird, dass er nicht mehr anrufen will. Ich habe zerknirscht akzeptiert, und jetzt können wir uns bei dir sehen, auch wenn das gefährlich ist für mich. Aber ich werde ein Kopftuch tragen und meine große Sonnenbrille.«
    »Und wir können zusammen wach werden?«
    »Können wir, aber verdammt früh. Spätestens um sieben will ich zu Hause sein.«
    »Das passt gut, ich muss sowieso früh im Präsidium sein. Hat dein Mann nichts zu den Ereignissen hier in Kassel gesagt?«
    »Wahrscheinlich hatte er noch nichts davon erfahren, er saß mit der Delegation auf einem Ausflugsdampfer. Ich habe es ja auch erst ein paar Minuten später mitgekriegt.«
    »Egal. Ich freu mich auf jeden Fall auf dich.«
    »Ich auch. Bis später.«
    »Bis später.«
    Er steckte das Telefon zurück in die Jacke und machte sich auf den Weg zu seinem Büro. Dort saß Uwe Wagner und wartete auf ihn.
    »Thilo hat mir gesteckt, dass du einen deiner mysteriösen Anrufe bekommen hast und gleich hier auftauchen würdest. Wer war es denn?«
    Lenz grinste ihn nur an.
    »Kein Kommentar ist auch ein Kommentar. Aber deswegen bin ich nicht gekommen. Mich hat gerade der Bürgermeister angerufen. Eigentlich wollte er dich erreichen, aber du bist nicht ans Telefon gegangen. Also hat er sich bei mir gemeldet. Er wollte wissen, was los ist in seiner kleinen Großstadt. Nachdem ich es ihm erklärt hatte, wollte er sich gleich in die Bahn setzen und nach Kassel zurückkommen.«
    Lenz schluckte.
    »Das ist doch nun wirklich nicht nötig. Er kann hier auch nicht mehr tun als in Berlin.«
    »Habe ich ihm auch gesagt, aber er wollte nicht auf mich hören. Wahrscheinlich hat er die Koffer schon gepackt.«
    »Mist.«
    »Na ja, er wird dich sicher nicht bei deiner Arbeit stören.«
    Lenz‘ Mobiltelefon vermeldete den Eingang einer SMS. Er hatte keine Zweifel über deren Inhalt und

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