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Nervenflattern

Nervenflattern

Titel: Nervenflattern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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bedauerte Lenz, den Abteilungsleiter weggeschickt zu haben, weil er vieles von dem, was Brill geschrieben hatte, einfach nicht verstand. Der Hausmeister kam nach einer halben Stunde. Er trug einen blauen Kittel und einen schwarzen Lederhut. Hain erklärte ihm, um was es ging.
    »Ach so, Sie wollen einfach nur wieder rauskommen? Das ist kein Problem. Ich schreibe Ihnen meine Telefonnummer auf, und wenn Sie fertig sind, rufen Sie mich drüben an. Dann komme ich und lasse Sie raus.«
    Er habe eine Wohnung im hinteren Trakt, erklärte er noch, schrieb die Nummer auf und wollte sich verabschieden.
    »Kann man hier irgendwo rauchen?«, fragte Lenz seufzend.
    »Klar. Offiziell ist das Gebäude zwar rauchfrei, aber die meisten Mitarbeiter, die rauchen, halten das den ganzen Tag über nicht aus. Wenn Sie wollen, gehen Sie einfach raus auf den Flur, machen ein Fenster auf und rauchen. Nur bitte danach wieder schließen.«
    »Versprochen«, erwiderte Lenz dankbar.
     

21
    S ie saßen bis nachmittags um vier Uhr, dann konnten sie nicht mehr. Bis auf einen kleinen Stapel hatten sie alle Akten durchgesehen und einige beiseite gelegt. Darin ging es um Heimeinweisungen, Zuweisungen in Pflegefamilien, Vormundschaften und Sorgerechtssachen. Es blieben etwa 20 Fälle, bei denen sie davon ausgehen konnten, dass Brill gegen die Wünsche seiner Kunden entschieden hatte. Aber keiner davon drängte sich zur Lösung ihres Falles auf.
    »Und was machen wir jetzt, Paul?«
    »Ich weiß es nicht. Wir suchen die Nadel im Heuhaufen, und offengestanden haben wir nicht die leiseste Ahnung von den Vorgängen hier, die wir bräuchten. Am besten ist es, wir kommen morgen früh wieder und sehen zusammen mit einem anderen Mitarbeiter die interessanten Fälle noch einmal durch. Was meinst du?«
    »Klasse Idee. Und bis dahin schließen wir hier ab und versiegeln die Tür?«
    »Das ist nicht notwendig, denke ich. Wir rufen jetzt Weber an, damit er uns rauslässt. Dann machen wir Feierabend, wenn es im Präsidium nichts mehr gibt.«
    Fünf Minuten später war der Hausmeister da.
    »Und, sind Sie fündig geworden?«
    Lenz steckte sich eine Zigarette in den Mund, zündete sie jedoch nicht an.
    »Wir hoffen es. Kannten Sie eigentlich Herrn Brill?«
    »Selbstverständlich. Der war ja seit einer Ewigkeit hier bei uns. Ich kann überhaupt nicht verstehen, dass er umgebracht worden sein soll.«
    »War er beliebt?«
    »Auf jeden Fall. Er hat für alle und jeden Zeit gehabt. Einmal hat er mir sogar nach Feierabend geholfen, als der neue Computer meines Jungen nicht wollte. Da hat er bis 11 Uhr abends gesessen.«
    »War hier im Haus bekannt, dass er homosexuell war?«
    »Klar, jeder hier wusste, dass er schwul war, aber keiner hat groß Aufhebens drum gemacht. Der eine mag Fleisch, der andere ist Vegetarier, so einfach ist das. Leben und leben lassen. Außerdem hat er es auch nicht an die große Glocke gehängt, wenn Sie das meinen.«
    »Hat Herr Hainmüller, der Abteilungsleiter, davon gewusst?«
    Weber lachte laut auf.
    »Was glauben Sie denn, warum er in diesem Kabuff arbeiten musste? Bis letztes Jahr, also bevor Hainmüller hier angefangen hat, saß Herr Brill in einem schönen, hellen Büro. Dann nahm das Schicksal seinen Lauf.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Man munkelt, Hainmüller gehört einer erzkatholischen Sekte an, für die Schwulsein eine Todsünde ist. Aber wie gesagt, das weiß ich nur vom Hörensagen. Auf jeden Fall hat er Brill, nachdem er es erfahren hatte, nicht gerade nett behandelt. Ein paar Wochen später saß er schon in dieser Abstellkammer, die ich extra für ihn leer räumen musste. Auch sonst soll es zwischen den beiden immer mal wieder gekracht haben.«
    »Aha. Aber Einzelheiten wissen Sie nicht?«
    »Nein. Was man halt so hört, wenn man hier rumkommt. Und weil der Herr Brill so ein netter Kerl war.«
    »Na ja, trotzdem vielen Dank.«
    Als Weber die Eingangstür hinter ihnen abgeschlossen hatte, zündete Lenz sich die Zigarette an.
    »Was meinst du, Thilo?«
    »Sehr interessant. Ob daraus eine Spur wird, müssen wir sehen. Aber immerhin merkwürdig, dass Hainmüller uns vormacht, von Brills Schwulsein nichts gewusst zu haben.«
    »Kommt so einer für einen Mord in Frage?«
    »Weil ich ihn nicht leiden kann, würde ich ja sagen.«
    Er lachte.
    »Aber im Ernst, wir sollten herausfinden, um was für eine Religionsgemeinschaft oder Sekte es sich da handelt. Vielleicht bringt uns das weiter.«
    »Also müssen wir morgen nicht nur Akten sichten,

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