Nervenflattern
überschaubar.«
»Schön, dass du das sagst.«
Sie gähnte.
»Wie geht es dir denn nach der nur ganz knapp verpassten ersten Nacht mit mir?«
»So weit ganz gut. Gestern Abend hatte ich noch ein Gespräch mit deinem Mann.«
Er erzählte ihr von Zeislingers Anruf und davon, dass ihn der Einsatz der Bodyguards nicht überraschte.
»Der Herr OB hat die Hose gestrichen voll, glaube ich.«
»Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich vermuten, dass er uns auf die Schliche gekommen ist, so oft, wie er den Kontakt mit dir sucht. Aber er ist völlig ahnungslos, wie immer. Und nein, du irrst dich da gewaltig. Er hat keine Angst, das ist ja das Merkwürdige. Ich glaube, er will nur sich und der Welt seine Wichtigkeit demonstrieren.«
Lenz wollte ihr antworten, aber Maria hatte die Verbindung unterbrochen. Wahrscheinlich war der OB aufgetaucht. Viele Telefonate mit ihr endeten auf diese Weise, und Lenz hatte sich daran gewöhnen müssen. Aber sie würde wieder anrufen, sobald sich die Möglichkeit dazu ergab, das wusste er.
Mit den Jahren ihrer Liebschaft hatte er sie außerdem auf einige Schwachstellen ihres ›Betrugsmanagements‹ aufmerksam gemacht. Danach verzichtete sie auf einen Einzelgesprächsnachweis für ihre Mobilfunkrechnung. Und sie versuchte, im direkten Anschluss an Gespräche mit ihm immer eine unverfängliche Nummer zu wählen, etwa die ihres Friseurs oder ihres Frauenarztes. Dazu genügte es schon, die Nummer einzugeben und den Wählvorgang wieder zu beenden.
»Das ist zwar nicht wasserdicht und schon gar nicht kugelsicher«, hatte er ihr erklärt, »aber es ist ein guter Anfang.«
Er steckte das Telefon weg und machte sich auf den kurzen Weg zum Präsidium.
Der Platz vor dem Hauptbahnhof und der Parkplatz auf der gegenüberliegenden Seite waren komplett gesperrt. In der Reihe, in der zu normalen Zeiten die Taxis standen, drängte sich ein Auto mit Wiesbadener Kennzeichen am anderen. Der Kommissar war selten sonntags um diese Zeit unterwegs, aber er hatte das Gefühl, über die Stadt habe sich eine bedrückende Stimmung gelegt.
Zu seinem Erstaunen saß Hain schon im Büro und wartete auf ihn.
»Sag nichts«, begrüßte ihn sein Kollege. »Ich weiß, dass ich zu früh dran bin, aber der Herr vom Jugendamt hat mich gestern Abend noch angerufen. Wir haben heute Morgen um halb 10 einen Termin mit ihm und dem Abteilungsleiter von Brill im Amt.«
Lenz zog seine Jacke aus und setzte sich.
»Schön. Bist du gestern noch gut nach Hause gekommen?«
»Die Klamotten hängen schon auf der Leine, aber mein Kopf hat die ganze Nacht gedröhnt wie irre. Und Aspirin kann ich nicht nehmen, weil ich dann sofort Nasenbluten kriege.«
»Dann nimm halt was anderes gegen Schmerzen.«
»Ich vertrage doch nichts anderes.«
Das Telefon auf dem Schreibtisch klingelte. Hain nahm ab, sagte nur kurz: „Ja klar, wir sind hier“, und legte wieder auf.
»Uwe kommt gleich vorbei.«
Zwei Minuten später klopfte es und Uwe Wagner stand im Raum.
»Morgen, Männer. So früh hat euch das Präsidium aber selten zu sehen gekriegt. Hat jemand Kaffee gekocht?«
»Moin«, erwidere Lenz und stand auf. »Keine Ahnung, ich bin auch gerade erst gekommen.« Die beiden nahmen sich kurz in den Arm und setzten sich dann.
»Kein Rehbeinchen, kein Kaffee«, konstatierte Hain knapp.
Offensichtlich war an diesem Sonntagmorgen kein Praktikant im Haus.
Wagner legte ein Bein auf Hains Schreibtisch, zog einen Kaugummi aus der Tasche und steckte ihn in den Mund.
»Es geht mich offiziell ja nichts mehr an, wie es hier weitergeht, aber interessieren würde es mich schon.«
»Was«, fragte Lenz erstaunt, »geht dich nichts an?«
»Ich bin völlig kaltgestellt, alle Infos gehen an mir vorbei. Die BKA-Herren aus Wiesbaden und Berlin haben ihre eigenen Vorstellungen, was Informationen an die Öffentlichkeit angeht.«
»Berlin ist auch schon da?«
»Ja, der OB und ein paar weitere Repräsentanten der Stadt kriegen Personenschutz.«
»Vom BKA?«, wunderte sich Hain.
Wagner zuckte mit den Schultern.
»Zeislinger hat wohl ziemlich weit oben Druck gemacht. Deswegen haben ihm die Parteifreunde aus Berlin gleich die Elite geschickt. Die Jungs sind letzte Nacht hier angekommen, wie ich vorhin erfahren habe.«
»Mich hat er gestern Abend angerufen und gefragt, was ich von Personenschutz für ihn halten würde, aber ich hatte keine Lust, mich mit ihm darüber zu unterhalten«, informierte der Hauptkommissar seine Kollegen.
»Und was gibt es
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