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Nervenflattern

Nervenflattern

Titel: Nervenflattern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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erzählen Sie uns bitte, was Herr Brill hier gemacht hat. Sie können gerne Platz nehmen.«
    »Nein danke, ich stehe lieber. Er war für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen in Problemfamilien zuständig. Seine Kunden sind im ganzen Landkreis zu Hause. Demzufolge war er viel unterwegs und selten hier in seinem Büro. Aber er musste natürlich Berichte schreiben und Akten sichten. In seltenen Fällen war er auch für die Jugendgerichtshilfe tätig.«
    »War er beliebt bei seinen Kunden?«
    »Wie ich es einschätze, ja. Allerdings ging mir sein Engagement für die Menschen zu weit. Er kannte einfach keine Grenzen, wenn es um seine Arbeit ging.«
    Lenz sah ihn fragend an.
    »Brill ließ oftmals die professionelle Distanz vermissen. Er machte sich oft zu sehr zum Liebkind seiner Klienten, wenn Sie verstehen was ich meine?«
    »Nein, verstehe ich nicht. Erklären Sie es mir bitte.«
    »In unserem Job muss man manchmal auch hart durchgreifen, das ist ihm schwer gefallen. Er hat Entscheidungen immer bis zum letzten Moment hinausgezögert und sich dann trotzdem schwer getan damit.«
    »Haben Sie ein Beispiel dafür?«, fragte Hain.
    »Ein Beispiel?«
    »Ja, bitte.«
    »Wenn eine Familie partout nicht mit einem Kind zurechtkommt, dann muss von unserer Seite aus etwas passieren. Das geht bis zu einer Heimunterbringung. Und mit solchen Heimeinweisungen hat sich Brill immer schwer getan.«
    »Kommen Heimeinweisungen häufig vor?«
    »Nein, nicht sehr oft.«
    »Aber es ist ihm nicht leicht gefallen?«
    »Ja.«
    In Lenz meldete sich der dringende Wunsch nach einer Zigarette.
    »Er war also die meiste Zeit unterwegs und betreute diese Familien. Meinen Sie, sein Mörder könnte aus einer dieser Familien stammen?«
    »Das weiß ich nicht, weil ich die meisten nicht kennengelernt habe. Aber möglich ist alles.«
    Lenz und Hain sahen sich wieder verdutzt an.
    »Aber Sie sagten doch, dass Sie mit allen seinen Fällen vertraut seien?«
    »Natürlich, aber nur aktentechnisch. Ich kenne die Fälle, weil ich die Akten lese.«
    Lenz wurde langsam der Kragen zu eng. Er zog eine Mappe aus dem Stapel auf dem Schreibtisch, klappte sie auf und las darin.
    »Hier haben wir den Fall der Familie Kellermann. Sagen Sie mir was dazu, Herr Hainmüller.«
    »Kellermann … Kellermann.« Wieder tupfte er sich mit dem Taschentuch über die Stirn.
    »Dazu fällt mir im Moment nichts ein. Können Sie mir einen kleinen Hinweis geben?«
    Lenz warf die Akte auf den Tisch und stand auf.
    »Wir sind doch hier nicht bei Günther Jauch, und ich bin nicht Ihr Telefonjoker. Hören Sie auf, uns Blödsinn zu erzählen, Herr Hainmüller.«
    Der Abteilungsleiter straffte seine Körperhaltung noch mehr, was Lenz für unmöglich gehalten hatte.
    »Das muss ich mir nicht sagen lassen, Herr Kommissar. Ich bin immer im Bilde über die Vorgänge meiner Mitarbeiter. Und wenn ich mal einen …«
    »Es ist mir völlig egal, wie viele Vorgänge Ihrer Mitarbeiter Sie im Kopf haben, das kann ich Ihnen versichern«, unterbrach Lenz ihn schroff.
    »Aber ich frage mich, warum Sie so darauf herumreiten? Obwohl …« Er drehte sich um, griff nach einer anderen Akte und nahm sie in die Hand.
    »Gibt es hier einen Hausmeister?«
    »Natürlich.«
    »Rufen Sie ihn an. Er soll bitte herkommen. Sie brauchen wir in diesem Fall nicht mehr. Sollte er nicht erreichbar sein, lassen wir uns eine andere Lösung einfallen.«
    »Wie Sie meinen«, sagte der Abteilungsleiter schnippisch, steckte das Taschentuch weg und verließ das Büro.
    Hain grinste.
    »So kenne ich dich gar nicht, Paul. Sonst reagiere ich doch nur so auf solche Kaliber.«
    »Was hättest du denn gemacht?«
    »Nichts anderes. Aber jetzt müssen wir zwei die Akten alleine sichten, und vielleicht wäre der Kerl ja doch irgendwie eine Hilfe gewesen?«
    »Er hätte uns die Stirn abtupfen können.«
    Beide prusteten los.
    Fünf Minuten später stand Hainmüller wieder in der Tür.
    »Herr Weber, der Hausmeister, ist in 10 Minuten hier. Sie können dann die nötigen Absprachen mit ihm treffen«, erklärte er kühl.
    »Auf meine Anwesenheit müssen Sie nach Ihrem Auftritt vorhin leider verzichten. Bitte entfernen Sie nichts aus den Akten, das wäre illegal.«
    Damit drehte er sich um und ging.
    »Ich glaube, jetzt brauche ich eine Zigarette, Thilo.«
    »Warte, bis der Hausmeister hier war, sonst kommst du am Ende noch in Teufels Küche, weil die Rauchmelder Alarm schlagen.«
    Sie vertieften sich in die Akten. Schon nach einer Minute

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