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Nervenflattern

Nervenflattern

Titel: Nervenflattern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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ich im besten Sinne, Herr Lenz.«
    Der Kommissar nickte.
    »Ich werde es bedenken, wenn wir uns näher miteinander beschäftigen. Im Moment fischt ja jeder in seinem Teich.«
    Kramer wünschte ihm einen guten Tag und verabschiedete sich.
    Hain hatte schon ein Auto organisiert und wartete mit laufendem Motor auf ihn.
    »Ludger hat sich krankgemeldet, er hat sich vermutlich bei seinem Enkel angesteckt und kann kaum aufstehen, so heftig hat es ihn erwischt«, informierte sein Kollege ihn über ein Telefonat, das er gerade mit ihrem Vorgesetzten geführt hatte. »Er kommt zurück, sobald es ihm wieder besser geht.«
    »Gut, dann auf zum Jugendamt.«
    Hain legte den ersten Gang ein und fuhr langsam über den Hof. Sie rollten an den beiden Fuchs-Spürpanzern vorbei, die Kramer zwei Tage zuvor avisiert hatte. Lenz war beeindruckt.
    »So groß hatte ich mir die Dinger nicht vorgestellt. Die sehen ja richtig bedrohlich aus.«
    Sie fuhren an der Schranke vorbei auf die Straße, mussten aber nach wenigen Metern an einer Baustelle warten. Hain griff zum Zündschlüssel und schaltete den Motor aus.
    »Trotzdem gut zu wissen, dass sie da sind. Ich hab gestern mit meiner Freundin darüber gesprochen, was passiert, wenn es zu einem Anschlag kommt, und wir waren uns einig, dass sie möglichst selten nach Kassel kommt, bis die Sache ausgestanden ist.«
    »Woher kommt sie denn?«
    »Aus Melsungen.«
    Hain war im Allgemeinen nicht diskret, wenn es um seine zahlreichen Eroberungen ging. Da er Lenz aber noch nichts über seine aktuelle Freundin erzählt hatte, vermutete der Kommissar etwas mehr als eine kurze Liaison hinter der Geschichte.
    Seine Gedanken wurden von einem mit Blaulicht und Sirene an ihnen vorbeifahrenden Streifenwagen unterbrochen. Er schaltete den Funk ein, aber in diesem Moment brach die Hölle über sie herein. Drei weitere Streifenwagen jaulten auf den Straßenbahnschienen in der Mitte der Straße an ihnen vorüber, gefolgt von einem der Ungetüme, die sie vor nicht einmal zwei Minuten noch mit Respekt betrachtet hatten. In dem ganzen Lärm der Sirenen war weder etwas aus dem Funkgerät noch der Krach des Panzers zu hören. Einzig eine dichte, dunkle Rauchwolke aus dem Auspuff verriet, dass der Motor an seiner Belastungsgrenze arbeiten musste.
    »Fahr hinterher«, brüllte Lenz seinem Kollegen zu. Er selbst drehte den Funk so laut es ging, trotzdem konnte er nur Wortfetzen verstehen. Einer davon war ›Druckzentrum‹.
    Hain hatte den BMW auf die Schienen gelenkt und die Sirene eingeschaltet. Dann öffnete er die Fahrerscheibe, griff neben sich und heftete ein magnetisches Blaulicht auf das Dach des Wagens. Er bediente einen weiteren Schalter oberhalb des Autoradios und startete damit das Blaulicht. Der Spürpanzer vor ihnen raste springend über die Schienen. Am Lutherplatz wollte Hain dem Konvoi folgen, der geradeaus in Richtung Altmarkt fuhr, aber Lenz deutete ihm wild gestikulierend an, nach rechts in die Rudolf-Schwander-Straße einzubiegen. Hain sah ihn kurz fragend an, während er den Wagen in Richtung des Ständeplatzes beschleunigte.
    »Ich hoffe, du weißt, was du tust«, schrie er, obwohl der Lärm abgenommen hatte, da sie jetzt alleine mit Sirenengeheul unterwegs waren. Lenz musste sich trotzdem anstrengen, laut genug zu sprechen.
    »Die Kollegen müssen sich den Steinweg hochkämpfen, aber da geht es viel langsamer. Wir können auf den Schienen bis zur Frankfurter Straße fahren.«
    »Wo wollen wir eigentlich hin?«
    »Zum Druckzentrum. Ich konnte bis jetzt nichts Richtiges aufnehmen, aber wenn die den Panzer rausjagen, dann muss es was mit unserer Sache zu tun haben.«
    In diesem Moment entnahm er dem Funk, dass Einheiten der Schutzpolizei angewiesen wurden, das Areal um das Presse- und Druckzentrum weiträumig abzusperren. Hain bog mit quietschenden Reifen in die Fünffensterstraße ein und jagte am Rathaus vorbei. An der nächsten Kreuzung, der Trompete, mussten sie warten, bis eine Straßenbahn um die Ecke gebogen war. Lenz sah an dem silbern verkleideten Kinobau vorbei und erkannte den Konvoi mit dem Spürpanzer am Ende, der noch etwa 400 Meter von der Kreuzung entfernt war und trotz der Sirenen mit dem Verkehr kämpfte. An der Weinbergkreuzung konnte Hain nur mit viel Geschick einem alten Golf ausweichen, dessen junger Fahrer vermutlich mit voller Lautstärke Musik hörte und beim Linksabbiegen den Polizeiwagen übersah. Einige Sekunden später raste der BMW am Auestadion an den uniformierten

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