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Nervenflattern

Nervenflattern

Titel: Nervenflattern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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auskommen, und zweitens hat Brill sich nie beschwert.«
    Er trank einen weiteren Schluck Kaffee.
    »Ich weiß, da gab es die Zimmerfrage. Er wurde von Hainmüller regelrecht abgeschoben. Ich habe Brill dort öfter aufgesucht, und er hat auf mich nicht unglücklich gewirkt. Aber gefragt habe ich ihn natürlich nicht.«
    »Hainmüller ist also seit einem Jahr hier im Amt. Was hat er vorher gemacht?«
    »Er ist nach Kassel gezogen, weil er hier eine Frau gefunden hat, die seinen Vorstellungen entsprach. Auch dabei ging es um die Zugehörigkeit zu dieser Religionsgemeinschaft. Er hat sich bei uns beworben und den Job bekommen.«
    »Gab es öfter Schwierigkeiten zwischen Brill und ihm?«
    »Nicht mehr oder weniger als mit anderen Kollegen. Wie gesagt, Herrn Hainmüllers Mitarbeiterführung ist nicht so, wie wir uns das bei der Einstellung erhofft hatten. Es gab einmal eine Kontroverse, die soweit ging, dass Hainmüller Brill einen Fall entzog, letztes Jahr während meines Urlaubs. Als ich zurückkam, war es aber schon wieder vergessen.«
    »Gibt es jemand unter den Kunden, den Brill verärgert hat?«
    »Wenn ein Mann in seinem Job von allen Menschen geliebt wird, dann ist er ein Fall für den Psychiater. Er hat versucht, den Menschen die bestmögliche Hilfestellung zu geben, das hatte ich schon angedeutet, aber er konnte auch knallhart sein. Um Ihre Frage zu beantworten: Natürlich gab es Menschen, die nicht gut auf ihn zu sprechen waren, weil seine Entscheidungen mit ihren Interessen kollidiert sind.«
    »Nach solchen Menschen haben wir gestern in seinen Akten gesucht, sind aber an den vielen Details gescheitert, von denen wir keine Ahnung haben. Wir bräuchten also jemanden, der mit uns zusammen die Unterlagen sichtet und bei Fragen weiterhilft.«
    Der Amtsleiter stand ruckartig auf und schlug sich mit der flachen Hand auf die Brust.
    »Sie haben ihn gefunden. Ich denke, wir sollten keine Zeit verlieren.«
    Mit Vockeroths Hilfe sahen sie alle Akten noch einmal durch. Sein Fachwissen war unbezahlbar und um kurz vor drei lagen sieben Dossiers auf dem Tisch, fünf davon waren ihnen am Tag zuvor nicht aufgefallen.
    »Das alles sind strittige oder für die Kunden harte Entscheidungen. Wenn sie nach Verbindungen suchen wollen, dann hier. Aber machen Sie sich bitte nichts vor, wenn es irgendwo einen Hinweis gibt, kann er auch in jeder anderen Akte stecken, die wir zur Seite gelegt haben.«
    »Leider ist kein Kevin im Spiel«, stellte Hain fest, während er die Namen und Adressen von Brills Kunden notierte, deren Akten sie aussortiert hatten.
    »Wie bitte?«
    Lenz klärte den Jugendamtsleiter darüber auf, dass dem Namen Kevin in Zusammenhang mit Brills Tod möglicherweise eine besondere Bedeutung zukommen könnte.
    »Nein, einen Kevin haben wir da nicht auf dem Tisch liegen. Und ich kann mich auch nicht an einen Jungen dieses Namens erinnern, aber das soll nichts heißen, weil mein Namengedächtnis eine Katastrophe ist.«
    Hains Blick fiel auf einen Computer auf dem Boden. Am Vortag hatte er ihn nicht wahrgenommen.
    »Kann es sein, dass Herr Brill noch weitere Daten oder Hinweise in seinem Computer gespeichert hat?«
    »Möglich, ja, aber die relevanten Informationen finden Sie alle in den Akten. Wir leben hier in der EDV-Steinzeit, meine Herren, aber das System funktioniert.«
     

24
     
    Auf der Rückfahrt zum Präsidium hatte Lenz den Eindruck, die Präsenz der uniformierten Kollegen in den Straßen hätte noch zugenommen, was ihn nach den Ereignissen vom Vormittag nicht erstaunte. Er wurde dadurch daran erinnert, dass Kassel sich im Ausnahmezustand befand.
    »Ich steige hier aus, wir sehen uns später bei dir im Büro«, erklärte er Hain, als sie an einer roten Ampel am Ständeplatz hielten. Auf dem Weg las er Marias SMS.
     
    23 Uhr am Herkules. Freu mich! M
     
    Die Nachricht verwirrte ihn. Am Herkules, dem weithin sichtbaren Wahrzeichen Kassels oberhalb des Bergparks Wilhelmshöhe, hatte Maria sich noch nie mit ihm treffen wollen, und wenn sie ihn gefragt hätte, wäre seine Antwort wegen des hohen Risikos der Entdeckung ein klares ›Nein‹ gewesen. Aber sie hatte ihn nicht gefragt.
    Vielleicht sollten wir uns endlich erwischen lassen, damit das Versteckspiel ein Ende hat, dachte er.
    Er wollte in seinem Büro eine Zigarette rauchen und dann Uwe Wagner einen Besuch abstatten, um sich auf den neuesten Ermittlungsstand bringen zu lassen. Auch wenn Uwe gejammert hatte, dass er von den wichtigen Schnittstellen getrennt

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