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Nervenflattern

Nervenflattern

Titel: Nervenflattern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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sei, war er immer noch der am besten informierte Mann im Präsidium.
    Auf dem Stuhl vor seinem Zimmer saß ein Mann. Während Lenz auf ihn zuging, erkannte er den jungen Bilicin.
    Der hat mir jetzt noch zu meinem Glück gefehlt, ging es ihm durch den Kopf. Aber im gleichen Moment erinnerte er sich, dass er ihn einbestellt hatte. Oder sollte er ihn anrufen? Er wusste es nicht mehr.
    »Tag, Herr Bilicin«, begrüßte er ihn und reichte ihm die Hand.
    »Warten Sie schon lange?«
    »Seit heute Mittag.«
    Lenz sah auf seine Uhr.
    »Es ist halb fünf, und Sie warten seit heute Mittag hier? Wollten wir nicht zuerst telefonieren?«
    »Das stimmt, aber ich habe Ihre Visitenkarte verloren. Und ich wollte auf Nummer sicher gehen.«
    Lenz lächelte.
    »Das ist Ihnen gelungen.«
    Er bot ihm einen Stuhl an und setzte sich dann ebenfalls.
    Der junge Türke holte tief Luft.
    »Was am Samstag passiert ist, tut mir wirklich leid. Ich habe Scheiße gebaut, das weiß ich.«
    Lenz überlegte fieberhaft, was für eine Situation Bilicin meinte. Natürlich konnte er sich an die Verfolgungsjagd zu Fuß zwischen ihm und Hain erinnern, aber warum er ihn ins Präsidium bestellt hatte, wusste er einfach nicht mehr. Das Haschisch hatte Hain dem Jungen abgenommen und er danach Hain. Aber wo war das Zeug eigentlich gelandet? Glücklicherweise meldete sich die Erinnerung doch noch zurück.
    »Stimmt, das kann man so sagen. Und ich will nicht, dass sich so was wiederholt. Deswegen wollte ich mit Ihnen reden.«
    »Klar, das habe ich mir schon gedacht.«
    Der Kommissar sah den Türken ernst an.
    »Wir haben hier im Haus einen medizinischen Dienst. Bei dem werden Sie sich ein Jahr lang jeden Monat einmal melden und unter Aufsicht eine Urinprobe abgeben. Soweit klar?«
    »Klar.«
    »Das kostet Geld. Den Test müssen Sie bezahlen.«
    »Wie viel kostet es denn?«
    »Keine Ahnung. Aber wenn Sie ein Jahr clean gewesen sind, ist es eine gute Investition. Und wenn in dem Jahr ein Test in die Hose geht, landen Sie vorm Richter. Wie das ausgeht als Wiederholungstäter, wissen Sie selbst.«
    »Und wann soll ich das erste Mal dort hingehen?«, fragte der Junge unsicher.
    »Tja, wenn wir heute anfangen, geht die Geschichte schief, das wissen wir beide. Also geben wir Ihrem Körper jetzt vier Wochen Zeit, dann kommen Sie zum ersten Test.«
    Es entstand eine Pause.
    »Danke«, flüsterte der Junge dann.
    »Danke, dass Sie meinem Vater nichts erzählt haben. Das hätte eine Katastrophe gegeben.«
    »Gern geschehen. Und Sie sehen zu, dass er nichts mehr mit dieser Scheiße zu tun haben muss. Ihr Vater ist nämlich ein ganz feiner Mensch.«
    Er stand auf und hielt Bilicin die Hand hin.
    »Wir treffen uns in vier Wochen. Lassen Sie mich nicht hängen, sonst komme ich persönlich und hole Sie ab.«
    Als der Junge gegangen war, brachte der Kommissar sich in seine Komfortposition, zündete eine Zigarette an und sah den Rauchringen nach, die er genüsslich in die Luft blies.
    Dann drückte er die Kippe aus und nickte ein.
     
    »Aufwachen, Paul.«
    Lenz sah blinzelnd in Uwe Wagners grinsendes Gesicht.
    »Stell dir vor, ich wäre der Polizeipräsident, dann könntest du deine Pensionsansprüche jetzt vergessen.«
    »Ich hatte einen harten Tag und brauchte dringend eine Konzentrationsphase. Außerdem kann ich mit geschlossenen Augen besser nachdenken.«
    »Schon gut«, winkte sein Freund ab, »mir musst du nichts erzählen. Ich hatte auch einen schweren Tag.«
    »Was war los?«
    »Auf der A 7 ist ein Reisebus in einer Baustelle verunglückt. Es gab sechs Tote.«
    Lenz riss die Augen auf.
    »Shit.«
    »Kommt vor. Das war für mich so was wie die Rückkehr ins Geschäft. Endlich durfte ich vor Ort mal wieder das erzählen, was ich wollte.«
    Lenz verstand den Wink auf die Kollegen vom BKA.
    »Die werden auch noch ruhiger, Uwe.«
    »Jetzt sind alle Presse-, Funk- und Fernsehleute versorgt und ich gehe nach Hause und bestaune mich im Fernsehen, wenn du mir die Geschichte von heute Morgen bei der HNA erzählt hast.«
    Lenz begann, ihm die Ereignisse des Tages im Detail zu schildern. Wagner hörte mit immer größer werdenden Augen zu.«
    »Das war verdammt knapp«, stellte er dann fest.
    »Stimmt. Vermutlich verdanken wir es dem Redakteur, diesem Ditzel, dass es nicht zur Katastrophe gekommen ist.«
    »Allerdings will mir die Sache mit diesem Kevin nicht in den Kopf.«
    »Mir auch noch nicht.«
    Lenz vermied es, seinem Freund gegenüber die gleichen Gedanken zu formulieren, wie er

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