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Neschan 01 - Die Träume des Jonathan Jabbok

Titel: Neschan 01 - Die Träume des Jonathan Jabbok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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war da: der Beutel, das Fläschchen, sein Dolch – aber nicht die Flöte.
    In diesem Moment nahm er aus den Augenwinkeln eine flüchtige Bewegung wahr. Die Pelzkugel verschwand unter dem Bett. »Gurgi!«, rief Yonathan. »Was machst du denn da?«
    Der kleine Masch-Masch hing mit dem Schwanz am Bettgestell und fischte – während er mit dem Kopf nach unten baumelte – nach einem Gegenstand. Gurgi legte seine Beute auf das Bett. Die Flöte war dreimal so lang wie der kleine Tollpatsch, doch er ließ sich nicht entmutigen.
    »Gurgi, was hast du denn da gefunden?«, fragte Yonathan, obwohl er sah, dass sein kleiner Freund sich mit dem Beweisstück abplagte. Gurgi hatte die Flöte geborgen, die er vor wenigen Stunden gegen die seines Zwillingsbruders getauscht hatte. Ein Prickeln durchlief ihn. Nun konnte ihn nichts mehr von seinem Vorsatz abbringen.
    »Yonathan! Du bist schon wach?«, ertönte Yomis Stimme hinter ihm.
    Yonathan drehte sich um und entgegnete gut gelaunt: »So ist es.« Von Yomi war zwischen Türpfosten und Matte nur eine Hand und sein von blonden, widerspenstigen Strähnen umrahmtes Gesicht zu sehen.
    »Schau mal«, sagte Yonathan. »Das kleine Biest will meine Flöte nicht herausrücken. Was soll ich machen?«
    »Ich glaube, da kann ich dir helfen«, sagte Yomi vergnügt. »Komm an den Frühstückstisch. Da gibt’s Nüsse, das lenkt sie bestimmt ab.«
    Schon diese Worte genügten und Gurgis Griff lockerte sich. Sie ließ sich auf den Boden plumpsen und verschwand in Richtung Frühstückstisch.
    Yonathan hob verwundert eine Augenbraue. »Hat sie das etwa verstanden?«
    Yomi zuckte die Schultern.
    In diesem Augenblick schlug eine grüne Hand mit zwei Daumen daran die Matte vollends zur Seite. Din-Mikkith erschien in der Tür und bemerkte kichernd: »Denke nie, ein Tier sei nur ein Tier, Kleines. Melech-Arez haben wir so manche Kreatur zu verdanken, die weder Mensch noch Tier ist. Viele sind klug, die meisten sind böse, nur wenige aber sind friedliebend.«
    »Gehören die Masch-Maschs auch zu diesen Geschöpfen?«
    »Wer weiß – jedenfalls sind sie klüger, als man es bei ihrer Größe erwartet. Was aber uns Behmische betrifft, wir sind wohl nicht böser und auch nicht friedfertiger als ihr Menschen. Als Yehwoh Melech-Arez’ Fluch aufhob und seinen ersten Richter, Yenoach, sandte, wurden auch wir mit ihm versöhnt. Yehwoh sagte damals: ›Auch wenn die Finsternis kein Licht spiegeln und das Licht keine Dunkelheit hervorbringt, so will ich doch etwas von meinem Glanze an die Kinder der Finsternis geben. So werden sie versöhnt mit den Kindern des Lichts. Und zum Zeichen leuchte für immer mein Licht in der Dunkelheit, und da, wo Schatten ist, wird zuerst das Licht gesehen.‹«
    Yonathan schaute nachdenklich. »Diese Worte habe ich nie ganz verstanden.«
    »Ich verstehe sie auch nicht ganz, Kleines. Aber jedes vernunftbegabte Wesen kann seither wählen zwischen Melech-Arez und Yehwoh, dem Allmächtigen.«
    »Ja, das ist wahr.« Yonathan fühlte Dankbarkeit, gleichzeitig aber auch Unbehagen wegen der Beharrlichkeit, mit der Melech-Arez und seine Diener nun schon seit Jahrtausenden versuchten den denkenden Wesen dieses Recht zu nehmen. Das Abenteuer mit dem Baum Zephon hatte gezeigt, dass die Gefahr, vom Herrscher der Finsternis versklavt zu werden, noch immer allgegenwärtig war.
    Yonathan schüttelte diese Gedanken von sich. »Kommt, lasst uns frühstücken. Und dann muss ich euch etwas mitteilen.«
    »Hast du dir das auch gut überlegt?«, fragte Yomi.
    »Kaum jemand hätte das Grüne Nebel überlebt«, setzte Din-Mikkith hinzu. »Zumindest nicht bei klarem Verstand. Bequeme Streifzüge in der Nähe des Baumhauses sind eine Sache. Wie aber wird es da draußen sein, im Regenwald mit all seinen Gefahren?«
    »Und dort regnet es pausenlos«, fügte Yomi hinzu. »Und wir müssen noch packen.«
    »Hier regnet es jeden Tag, Yomi. Und meine Gepäckstücke kann ich an einer Hand abzählen. Das sind alles keine Gründe noch länger zu warten. Überlege doch einmal: Vor einem Monat bin ich mit Haschevet in der Hand nach Hause gekommen und habe davon erfahren, dass ich diese Reise antreten muss. Bei gutem Wind hätten wir jetzt schon fast im Hafen von Cedanor einlaufen können. Und wo sitzen wir? Im Verborgenen Land und allein elf Tage davon hier, bei DinMikkith. Ich kann keinen Tag länger warten. Wozu also noch
    einen damit verschwenden, unseren Aufbruch vorzubereiten?«
    »Wir brauchen zumindest

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