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Neschan 01 - Die Träume des Jonathan Jabbok

Titel: Neschan 01 - Die Träume des Jonathan Jabbok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Proviant.«
    »Hatten wir etwa welchen, als wir vom Ewigen Wehr aufbrachen? Nein! Sind wir deshalb verhungert? Auch nicht! Ich habe den Beutel und das Fläschchen wieder gefüllt. Die werden schon für uns sorgen, wenn wir im Wald nichts finden. Aber ich habe inzwischen auch einiges von Din-Mikkith gelernt. Ich sehe daher keinen Grund noch länger zu zögern.«
    Yomi schwieg. Ihm war klar, dass weiteres Argumentieren vergebens war. Der Entschluss seines Freundes stand wohl fest. Er gab sich einen Ruck und sagte: »Also, brechen wir auf!«
    »Ich werde euch selbstverständlich begleiten«, ergänzte Din-Mikkith, als ginge es um einen Feiertagsausflug.
    Yonathan war überrascht, wenn er auch auf ein solches Angebot gehofft hatte. »Du willst wirklich mit uns gehen? Es ist doch mein Auftrag, Din. Du hast selbst gesagt, die Reise könne gefährlich werden.«
    »Ein Grund mehr für mich mitzugehen. Ich kenne die Gefahren, ihr nicht. Außerdem werde ich euch nur bis zur Grenze des Verborgenen Landes begleiten. Wenn selbst Yomi dich freiwillig begleitet, obwohl er die Gefahren fürchtet, dann muss ich doch erst recht mit euch gehen! Ich bin schließlich hier zu Hause.«
    Es dauerte nicht lange und die drei Gefährten kletterten ein letztes Mal die Strickleiter von Din-Mikkiths Baumhaus hinab. Bevor sie sich endgültig nach Süden wandten, drehte sich Yonathan noch einmal um und blickte in die Höhe. Das Baumhaus war aus dieser kurzen Entfernung kaum mehr auszumachen, es verschmolz mit dem Grün der Baumkronen.
    Yonathan blickte wehmütig zurück. Dort droben, in der luftigen Höhe des Blätterdaches hatte der Regenwald ihnen Sicherheit und Geborgenheit gegeben. Jetzt kamen wieder die unbekannten Gefahren der Reise auf sie zu.
    Das leichte Gepäck beschränkte sich auf das Nötigste: neben dem Stab Haschevet und den anderen vertrauten Gegenständen wasserabweisende Decken und ein Bündel gebleichten Stoffes, dessen Sinn und Zweck Yonathan nicht näher zu ergründen vermochte; dazu kam eine eiserne Ration an nahrhaften, lange haltbaren Lebensmitteln, Material zum Feuermachen, ein Seil und Gurgi, die junge Masch-Masch-Dame, die sich an Yonathans Brust in den Falten seines weiten Leinenhemdes eingenistet hatte. Schon nach kurzer Zeit jedoch verließ sie ihren Schlafplatz. Sie turnte auf Yonathans Schultern und Kopf herum und sorgte so auf ihre Weise dafür, dass die Wanderung nicht langweilig wurde.
    Auch Girith, der Rotschopf, hatte sich zu ihnen gesellt. Dieser war jedoch oft stundenlang nicht zu sehen. Yonathan vermutete, dass Din-Mikkith ihn jeweils aussandte, um die Gegend zu erkunden, denn wenn Rotschopf zurückkehrte, fuhr der Behmisch jedes Mal mit den Händen am Körper des Tieres entlang, als könne er Botschaften wie Wassertropfen aus dem Gefieder streichen. Nach diesen stillen Dialogen bahnte sich Din-Mikkith seinen Weg zielsicher durch die wuchernde Vegetation des Regenwaldes.
    Bald schon verließen die Reisenden den bekannten Teil des Waldes und betraten ein neues Reich, das sich in vielem von der Gegend unterschied, in der Din-Mikkith sich niedergelassen hatte. Rund um das Baumhaus des Behmischs war der Wald licht und gut überschaubar gewesen. Die Baumriesen bildeten eine majestätische Säulenhalle, die tief unter dem Blätterdach mit einem flachen, weichen Pflanzenteppich bedeckt war. Doch nun traten die Bäume weiter auseinander. Dadurch konnte mehr Licht den Boden erreichen und kleinere Pflanzen höher hinauswachsen. Die Luft wurde feuchter und stickiger. Oft drangen plötzlich und lautstark die Rufe unsichtbarer Tiere aus nächster Nähe an ihre Ohren. Während Yonathan und Yomi immer wieder zusammenschreckten, zeigte sich Din-Mikkith ruhig und gelassen. Er kenne den »Gesang des Waldes, kein Grund zur Beunruhigung«.
    Keine Frage, Din-Mikkith war hier in seinem Element, jede seiner Bewegungen ließ dies erkennen. Er schwamm geradezu durch die wuchernde Pflanzenwelt. Yonathan und Yomi hatten den Eindruck, Din-Mikkith hätte gar keine Knochen. Wenn dieser an ein Hindernis zu stoßen drohte, konnte er Arme oder Beine einfach einziehen oder umknicken, woraus sich recht eigenartige Körperstellungen ergaben. Dann wieder verharrte er bewegungslos auf der Stelle und seine Begleiter hatten große Mühe ihren Gefährten überhaupt auszumachen, obwohl er nur wenige Schritte entfernt war. So sehr verschmolz er mit seiner Umgebung. Din-Mikkith konnte sich jedem Hintergrund anpassen, solange dieser grün

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