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Neschan 01 - Die Träume des Jonathan Jabbok

Titel: Neschan 01 - Die Träume des Jonathan Jabbok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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stärker geworden. Yonathan und Yomi achteten Din-Mikkith und seine Erfahrung. Sie betrachteten das stets vorsichtige Vorgehen des Behmischs mit größerer Selbstverständlichkeit und sie fügten sich allen seinen Ratschlägen und zweifelten niemals, dass es zu ihrem Wohle war.
    So kamen sie gut voran in den folgenden Tagen. Das Bild des Regenwaldes war einem stetigen Wechsel unterworfen. Mal kämpften sie sich durch fast undurchdringliches Gestrüpp. Dann folgten sie wieder im Schatten hoher Baumwipfel den bequemen Pfaden, die wilde Tiere auf ihrem Weg zu den Wasserstellen ausgetreten hatten. Immer wieder »sprach« Din-Mikkith mit den Lebenden Dingen, um sicherzugehen, dass sienicht erneut unliebsame Überraschungen erleben mussten.
    Girith unternahm unermüdlich Erkundungsflüge und erstattete Din-Mikkith Bericht. Selbst Gurgi erwies sich als nützlich. Mit ihrer ganz speziellen Fertigkeit Leckereien jeder Art aufzuspüren, machte sie die drei Wanderer mehr als einmal auf wohlschmeckende Gaben der Natur aufmerksam.
    Trotzdem schien Yomi von Tag zu Tag unzufriedener zu werden. Er war oft gereizt oder er schwieg stundenlang und schmollte ohne ersichtlichen Grund. Din-Mikkith, der sowieso jeder menschlichen Eigentümlichkeit eher gleichmütig gegenüberstand und bei dem man sich nie ganz sicher sein konnte, ob er sich nicht im Stillen über die kleinen Unvollkommenheiten der anderen amüsierte, schenkte dem nicht viel Beachtung.
    Aber nach einigen Tagen wollte Yonathan wissen, was los war. »Yomi! Das ist ja kaum noch auszuhalten mit dir. Ständig nörgelst du rum oder bist eingeschnappt. Fühlst du dich nicht wohl oder was ist mir dir?«
    Schweigen.
    »Komm, sag schon! Liegt es an den gelben Flecken, die du immer noch an deinen Händen hast?«
    Yomi, der neben dem braun-weißen Gesicht, das er dem baumähnlichen Zephon verdankte, nun auch noch mit nur langsam verblassenden gelben Flecken an den Händen gestraft war, hätte allen Grund gehabt zornig oder traurig darüber zu sein. Aber das war nicht der Grund seiner seelischen Unausgeglichenheit.
    »Wenn es das nicht ist, was ist es dann?«
    »Es geht um unser Essen.«
    »Was ist mit unserem Essen? Reicht es dir nicht aus?«
    »Doch… das schon…«
    »Aber?«
    »Es ist halt ziemlich viel… Gemüse dabei – Gemüse und Früchte.«
    »Und Wurzeln. Und Nüsse. Das sind doch alles gute Dinge.«
    Din-Mikkith wandte sich an Yonathan. »Nicht war, Kleines?«
    »Mir schmeckt’s jedenfalls.«
    Yomi war der Verzweiflung nahe. »Ja, aber ich würde doch so gerne wieder einmal…« (vier Augenpaare blickten gespannt auf den blonden Seemann) »… Fleisch essen.«
    »Fleisch?« Yonathan stellte erstaunt fest, dass er seit Betreten des Verborgenen Landes tatsächlich keinen Bissen Fleisch mehr gegessen hatte. Ohne es wirklich zu missen!
    »Fleisch?«, wiederholte Din-Mikkith und verzog in einer äußerst interessanten Spielart das Gesicht.
    »Ich wusste, dass es dir nicht passen würde.« Yomi bereute überhaupt etwas gesagt zu haben. »Aber ich halte das nicht mehr lange aus. Wenn es wenigstens Fisch gäbe – irgendetwas anderes als dieses ewige Gemüse!«
    Din-Mikkith schien nachzudenken. »Also gut«, sagte er schließlich. »Du sollst deinen Fisch bekommen.«
    Kurze Zeit später tauchte der Behmisch in den dunklen Fluten eines Weihers unter. Das stille Gewässer war ringsum dicht mit Pflanzen umwuchert. Yonathan schätzte, dass es sich etwa eine halbe Meile in die Länge und eine viertel Meile in die Breite erstreckte.
    Din-Mikkith hatte darauf bestanden, dass sie nicht am Ende des Waldpfades, sondern etwas weiter östlich an das Ufer vordringen sollten. Er sagte, er hätte nicht die Absicht, sich mit wilden Tieren um ihre Tränke zu streiten.
    Yonathan und Yomi beobachteten, wie sich das Wasser über dem untergetauchten Behmisch kräuselte und kleine Wellen in vielen, einander überschneidenden Ringen auseinander drifteten. Dann hatte sich die Wasseroberfläche wieder geglättet und spiegelte klar und sauber den Uferbewuchs wider.
    »Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee war«, murmelte Yonathan.
    »Ich wollte ja nichts sagen, aber du hast ja so lange gebohrt, bis ich damit herausrücken musste.«
    »Na ja, hoffentlich passiert nichts da unten.«
    »Was soll denn passieren? Din kennt sich doch hier aus.«
    »Ja, aber von alleine wäre er nicht da reingegangen, um Fischen nachzujagen.«
    Yomi blickte ein wenig verunsichert auf die spiegelglatte Wasseroberfläche.

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