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Neschan 01 - Die Träume des Jonathan Jabbok

Titel: Neschan 01 - Die Träume des Jonathan Jabbok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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»Mir scheint, er ist schon ziemlich lange da unten.«
    Auch Yonathan versuchte, die schwarze, stille Tiefe zu durchdringen, konnte aber nichts erkennen als sein eigenes Gesicht und das Spiegelbild der emporragenden Bäume. »Jetzt haben wir den Salat.«
    »Was meinst du damit?« Yomi wurde unruhiger.
    »Jetzt ist etwas passiert.«
    Einige Blasen stiegen in der Mitte des Teiches auf.
    »Vielleicht tauchen Behmische ja auch länger als Menschen«, meinte Yomi.
    Yonathan deutete schweigend auf die Blasen, die kleine Wellenkreise auf die Wasseroberfläche zauberten.
    Yomi hielt erschrocken die Luft an. »O weh!«
    Sie warteten weiter. Die vielfältigen Geräusche des Regenwaldes wurden in den Hintergrund gedrängt vom Bangen um den Gefährten.
    »In der Zeit hätte die Weltwind fünfmal ihre Anker lichten können«, murmelte Yomi.
    Yonathan erwiderte nichts. Er senkte den Kopf und fragte sich, ob sie ohne Din-Mikkith jemals wieder das Verborgene Land verlassen könnten.
    Da zerriss ein Kreischen die Stille. Ein Wesen wie ein Alptraum schoss aus den dunklen Fluten direkt auf sie zu. Der kräftige, geschmeidige Körper – eine Kreuzung aus Hai, Tiger und Krokodil – hing für einen Augenblick in der Luft, zwei Reihen langer, spitzer Zähne schnappten, wo es nichts zu fassen gab, dann versank das Tier wieder im aufgewühlten Wasser.
    Yonathan und Yomi wollten gerade flüchten, da tauchte die Gestalt Din-Mikkiths aus dem See auf, unter jedem Arm einen Fisch von ansehnlicher Größe. Die beiden mussten sich erst klarmachen, dass es ihr grüner Freund und nicht die Bestie war.
    »Lauft!«, rief er ihnen entgegen. »In den Wald. Schnell!«
    Kaum hatten sich die drei einige Schritte vom Ufer entfernt, da schnellte schon der glänzende, gestreifte Körper des Teichbewohners aus dem Wasser. Als Yonathan sich umwandte, sah er die kurzen Beine des knapp zwanzig Fuß langen Ungetüms. Sogleich nahm es die Verfolgung auf. Doch es hatte viel Mühe damit. Es war für das Wasser geschaffen. Schnell gab es sein Unterfangen auf und die drei Gefährten standen wieder einmal keuchend und schwitzend auf einer Lichtung.
    »Das war übrigens ein Baramoth«, erklärte Din-Mikkith trocken und dann mit einer Stimme, die keine Widerrede duldete: »Und jetzt gibt es Fisch.«
     
    Der Glühende Berg
    An den folgenden Tagen wurde das Gelände zusehends hügeliger. Din-Mikkith zeigte wieder einmal seine bemerkenswerten Fähigkeiten sicheren Unterschlupf für die oft so nassen Nächte zu finden. Waren es in den vergangenen Tagen vorwiegend undurchdringliche Dickichte oder weit umspannende, hohle Bäume gewesen, so fand der Behmisch nun gemütliche Höhlen oder trockene Nischen, die sich unter den überall zutage tretenden Felsen verbargen. Obwohl er sich nach eigenem Bekunden nicht besonders gut in diesem Teil des Verborgenen Landes auskannte, waren diese Lagerplätze jedes Mal so gut versteckt, dass eigentlich nur Eingeweihte sie kennen konnten. Yonathan zweifelte nicht daran, dass Din-Mikkith sich das Wissen Einheimischer zunutze machte. Immer wieder verharrte der Behmisch in stillem Zwiegespräch mit den Lebenden Dingen: Er ließ die Blätter eines Strauches durch die Finger gleiten oder er streichelte ein kleines Tier, das nicht vor ihm davonlief; und immer wieder war es der Rotschopf Girith, der ihm in nicht hörbaren Worten Bericht erstattete.
    Obwohl also alles in Ordnung schien und die Gefährten gut vorankamen, kroch in Yonathan eine eigenartige Unruhe herauf, ganz allmählich und ohne dass er wusste, was die Ursache für dieses Gefühl war. Erst Tage später erkannte er in Din-Mikkith die Quelle dieses Gefühls. Aber noch immer hätte Yonathan nicht näher beschreiben können, was sich an Din-Mikkiths Verhalten geändert hatte. Der Behmisch war vorsichtig. Gut. Aber das war er schon, solange sie durch diesen Regenwald streiften.
    Einige Tage nach Yomis Fischgericht glaubte Yonathan das Rätsel um Din-Mikkiths unmerklichen Wandel gelöst zu haben. Das, was Yonathan beunruhigte, war eine innere Spannung, eine Unsicherheit, die Din-Mikkith ausstrahlte. Vermutlich hatte Yomi, der nicht über die Hilfe des Stabes Haschevet verfügte, noch gar nichts von dieser Anspannung des uralten Waldläufers bemerkt. Yonathan beschloss der Sache auf den Grund zu gehen.
    Die drei Freunde schlugen an diesem Abend ihr Nachtlager in einem nordsüdwärts verlaufenden Tal unter einer weit ausladenden Felsplatte auf, die gleich einem Baldachin an etwas erhöhter

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