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Neschan 01 - Die Träume des Jonathan Jabbok

Titel: Neschan 01 - Die Träume des Jonathan Jabbok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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wäre in einen sumpfigen Morast geraten, in dem sie nur noch mit Mühe vorankam: Der Großmast der Narga kippte seitlich weg, riss dabei die Rahen des Mittel-und des Achtermastes mit sich und krachte schließlich steuerbords auf die Deckplanken, wobei er etliche Männer unter sich begrub.
    Augenblicklich fiel die Narga zurück. Sie hatte infolge des plötzlichen Mastbruches den Großteil ihrer Segelfläche verloren. An Bord des schwarzen Seglers herrschte das reine Chaos. Männer rannten durcheinander, es brannte, Schmerzensschreie mischten sich mit lauten Kommandos. Auf der Weltwind dagegen ertönten befreite Jubelrufe.
    Erst jetzt, da der Abstand zur Narga immer schneller wuchs, bemerkte Yonathan, dass er zwar diese Stimme gehört, ihren Eigentümer aber nicht gesehen hatte. Kaldek hatte an der Reling gestanden, als er zur Narga hinüberschrie, aber von Sethur war nichts zu sehen gewesen, obwohl doch seine furchtbare Stimme in jedermanns Kopf gehallt hatte – ein kaltes, berechnendes Sprechen, das jedes andere Geräusch übertönte.
    »Weiter, weiter, weiter!«, durchschnitt Kaldeks Stimme Yonathans Betrachtungen. »Wir sind sie noch lange nicht los. Die anderen beiden Schiffe werden uns auf den Fersen bleiben, bis sie uns erwischt haben oder wir uneinholbar entkommen sind. Da ist noch genügend Zeug, das ihr ins Meer werfen könnt.« Mit ausholenden Armbewegungen trieb Kaldek seine Männer zu erneuter Eile an.
    Auch Yonathan machte sich wieder an die Arbeit. Während Kaldek Kommandos zum Reffen einiger Segel brüllte, eilte Yonathan unter Deck, um zu sehen, was sich dort noch an überflüssigen Gegenständen befand. Im Kabelgatt traf er auf Yomi.
    »Hier sind unheimlich viele Taue. Auf ein paar können wir sicher verzichten«, rief Yomi Yonathan zu. Auch hier musste man aus voller Kehle schreien, denn der Sturm hatte sich mittlerweile zu einer Heftigkeit gesteigert, die für Yonathan eine ganz neue Erfahrung darstellte. Der kleine Raum im Bug des gewaltigen Handelsschiffes befand sich unmittelbar über dem Kiel, an der Stelle also, wo die Weltwind der See direkt die Stirn bieten musste und die heranrollenden Brecher für ein ohrenbetäubendes Spektakel sorgten, dort aber auch, wo der Segler mit erbarmungsloser Regelmäßigkeit am stärksten in die Höhe gerissen wurde, um genauso schnell wieder in die Tiefe zu tauchen.
    Yonathan und Yomi packten einen Stapel Taue, die sich in dem Durcheinander, das in dem Kabelgatt herrschte, ineinander verwickelt hatten. Gemeinsam zerrten sie das große Knäuel durch den schon fast leer geräumten Frachtraum und von dort durch die weite Luke zum Großdeck hinauf. Auf der letzten Etappe warf sie eine große Welle wieder zurück, gerade, als sie an Deck steigen wollten. Der zweite Versuch war erfolgreicher und sie gelangten endlich mit ihrer Last auf die glitschigen Planken des Großdecks. An Steuerbord spannten gerade einige Männer ein Tau, um sich und ihren Kameraden einen Halt gegen die ständig über das Deck schwappenden Wogen zu geben. So eilten Yonathan und Yomi nach backbord, wo sie die Taue über Bord werfen konnten.
    »Bei drei«, rief Yomi Yonathan zu. Seine blonden Strähnen standen ihm abenteuerlich vom Kopf ab. Sie schwangen das Knäuel vor und zurück. Yomi zählte: »Eins, zwei…«
    Weiter kam er nicht. Eine Wasserwand traf sie von der Seite und riss sie von den Beinen. Die Taue flogen in weitem Bogen über Bord. Dabei hatte sich Yomis Fuß in einer Schlaufe verfangen. Die Wucht der Welle und der Schwung der Taue rissen ihn mit sich. Instinktiv griffen seine Hände nach etwas Rettendem und bekamen tatsächlich einen aus dem Deck ragenden Pflock zu fassen, der von der abgebrochenen Reling stammte.
    Yonathan kroch auf allen vieren an den Rand der Bordwand, um seinem Freund zu helfen. Von achtern eilten inzwischen auch Kaldek und Hardor herbei. Sie hatten Yomis Sturz mit angesehen und bemühten sich auf den schwankenden, rutschigen Planken voranzukommen.
    »Warte, Yo!«, schrie Yonathan gegen das Brüllen des Sturmes an. »Ich ziehe dich herauf.«
    »Lass das!«, wehrte Yomi keuchend ab und schüttelte heftig den Kopf. »Du wirst mit mir hinabstürzen.«
    Yonathan wollte nichts davon wissen und zog mit aller Kraft. Endlich fanden Yomis strampelnde Füße Halt. So konnte er sich abstützen, während Yonathan weiterhin an ihm zerrte. Langsam schob sich Yomis Oberkörper über die Deckplanken. Kaldek und Hardor mussten jeden Augenblick zur Stelle sein.
    Als Yomi sein

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