Nessie und die Geister der MacLachlan
Cedric.
„Meinetwegen“, seufzte Goody, „da hast du eins. Aber mach ja keinen Ulk damit, Tante Sarah.“
Goody hatte den Satz noch nicht zu Ende gesprochen, da hieb die Tante mit dem Ruder in die Luft und machte „hui“ und „päng“, als wäre sie von allen guten Geistern verlassen.
Dann endlich schaukelte das Boot auf den Uferwellen. Cedric drückte es mit dem einen Ruder gegen die Steine, bis Goody eingestiegen war, dann ließ er sich von Tante Sarah das zweite Ruder geben.
„Ach Junge“, rief die, „ich würde gerne mitfahren, aber ich denke, drei sind zuviel für das Boot. Aber einmal, das mußt du mir versprechen, da fährst du mit mir hinaus, ja? Dann rudern wir hinüber. Und Jessie soll zerspringen vor Neid, die hat nämlich eine Mordsangst vor dem Wasser.“
Und dann gab sie den beiden noch gute Ratschläge: Sie sollten nicht zu weit vom Ufer wegrudern und immer schön darauf achten, daß alle Verschlüsse des Bootes auch wirklich schlossen und keine Luft aus den Kammern entwich.
Goody kam eine Idee. „Hast du eigentlich schon mal Nessie gesehen, Tante Sarah?“
„Gewiß doch, aber ich kann euch nicht sagen, wo ihr es findet. Ich weiß nur, daß es das Untier wirklich gibt.“
„Meinst du auch, daß es ein Saurier sein könnte?“ fragte Cedric.
„Also, darüber möchte ich mich nicht auslassen. Ich weiß nur, daß ein Vetter vom Colonel es einmal geknipst hat. Ach ja, und noch etwas: Wenn sich da hinten im Westen eine Wolkenwand aufbaut, dann nichts wie raus aus dem Loch. Egal, wo ihr seid, rudert sofort ans Ufer. Am Ufer kommt ihr gefahrlos nach Hause. Und zur Not könnt ihr das Boot auch irgendwo an einen Baum binden, oder bei jemandem unterstellen.“
Tante Sarah winkte ihnen nach. Sie hüpfte von einem Bein aufs andere, so aufgeregt war sie.
„Das bleibt dir nicht erspart“, sagte Goody weiter draußen. „Einmal mußt du mit ihr hinausrudern. Das hat sie wirklich ernst gemeint, und schließlich hat sie dir das Boot ja geschenkt. Aber was machen wir jetzt?“
„Ich denke, Goody, es ist am besten, du legst dich vorn über den dicken Wulst und guckst in den Loch hinein. Wenn du was siehst, dann meldest du es.“
Goody tat, was ihr Cedric befohlen hatte, aber sie sah nicht viel. Das Wasser war trüb und undurchsichtig, und sie meldete das.
„Das kommt vom Sturmwind in den vergangenen Tagen“, vermutete Cedric. „Der hat sicherlich das Wasser aufgewühlt. Vielleicht ist es am anderen Ufer etwas klarer.“
Als sie sich dem anderen Ufer näherten, entdeckten sie einen Mann, der zwischen Ufersträuchern stand, als wolle er sich tarnen. Er hatte eine große Angelrute in der Hand und Kopfhörer auf. Erst machte er ihnen Zeichen, die sie nicht begriffen, dann schien er zu toben, und schließlich hörten sie, wie er brüllte: „Macht, daß ihr wegkommt! Seht ihr nicht, daß ich hier bin? Ihr vertreibt es mir noch!“
„Was denn?“ fragte Goody.
„Nessie! Gscht, gscht, haut ab, ihr beiden.“
„Das ist aber nicht nett“, rief Goody. „Da treiben wir Ihnen das niedliche Tierchen zu, und Sie sind so unfreundlich.“
„Habt ihr es etwa gesehen?“ fragte der Mann am Ufer neugierig.
„Was denken Sie, warum ich so aus unserem Boot raushänge?“
Der Mann hatte längst seine Kopfhörer von den Ohren gerissen und war auch nicht mehr böse, als sie noch näher kamen.
„Beschädigt mir meine Angelrute nicht!“ flehte er jetzt. „Das ist nämlich eine besondere Leine, da hängt kein Köder und kein Angelhaken im Wasser, sondern ein Unterwassermikrofon. Ich bin überzeugt, daß man nur auf diese Weise Nessie aufspüren kann. Das Wasser hier im Loch ist durch die vielen Schwebstoffe, die es enthält, immer trüb, man sieht nicht einmal ein, zwei Meter tief. Da muß man mit dem Mikrofon auf Pirsch gehen.“
„Und?“ fragte Goody. „Haben Sie es schon einmal gehört?“
Der Mann machte eine wegwerfende Handbewegung. „Einmal?“ fragte er. „Immer wieder!“
„Und Sie sind sicher, daß es Nessie war?“ fragte Cedric gespannt.
„Es kann nur Nessie sein, denn bekanntlich sind die Fische stumm. Ich hab Nessie außerdem auf Band. Schließlich will ich die fünfhunderttausend Pfund bekommen.“
„Fünfhunderttausend?“ Goodys Mund stand offen.
„Selbstverständlich. Fünfhunderttausend.“
„Und wer zahlt die wofür?“
„Die Guinness-Brauerei, wenn man ihr Nessie bringt.“
„Ach, Sie wollen Nessie gleich fangen?“ meinte Cedric.
„Wir gehen
Weitere Kostenlose Bücher