Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nessie und die Geister der MacLachlan

Nessie und die Geister der MacLachlan

Titel: Nessie und die Geister der MacLachlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
Vom Netzwerk:
Badezimmer?“ fragte er.
    „Das wirst du noch früh genug erfahren.“
    „Und wie kommt das Kaninchen in mein Bett?“
    „Da kommst du auch noch dahinter. Ach“, machte sie dann und rieb sich die vor Kälte erstarrten Hände. „Leg noch ein paar Scheite auf, ich muß bald gehen.“
    Cedric ging zum Korb, bückte sich und legte ein paar Scheite auf das brennende Holz, sofort züngelten die Flammen höher, ein Scheit knackte. „Ist es so recht?“ fragte er und drehte sich um.
    Aber Sarah antwortete nicht mehr, sie war verschwunden. Nur der Geruch des Windes, der Meergeruch, den er ins Land hineintrug, nur dieser Geruch war noch im Raum. Und natürlich auch der Geruch des Hochmoores, den ihr Gewand aufgesogen hatte.
    Aufgeregt stürzte er in die Küche und rief: „Sie ist dagewesen. Sie ist heruntergestiegen. Sie war bei mir und hat mit mir gesprochen. Sie saß im Sessel und hat sich gewärmt.“
    „Wer denn, mein Baby?“ fragte Tante Jessie.
    „Die große Sarah aus dem Bild, sie war wirklich bei mir. Sie hat mit mir gesprochen!“
    „Sie ist ein bonnie lassie, nicht wahr?“ fragte Tante Jessie.
    „Was heißt bonnie lassie?“
    „Ein hübsches Mädchen, heißt das auf schottisch. Sie war doch hübsch, wie?“
    „Doch, sehr, wirklich sehr hübsch“, rief er begeistert.
    „Du!“ Goody drohte ihm mit dem Zeigefinger.
    „Nein, nein“, sagte er, obwohl er nicht wußte, warum. „Und ich hab mich nicht gefürchtet“, prahlte er, „als sie plötzlich vor mir stand.“
    „Brauchst du auch wirklich nicht“, bekräftigte Tante Jessie. „Die sind alle friedlich, wirklich. Nur meine Schwester Sarah, die hat’s faustdick hinter den Ohren.“

Rufe aus der Tiefe

    Die nächsten fünf Nächte tat sich nichts im Haus. Es tobte und rauschte nichts im Badezimmer, und das Kaninchen hatte sich nicht mehr im Bett eingefunden. Auch mit Nessie ging es nicht so recht weiter, obwohl Tante Sarah Cedric aus Inverness nicht nur Stoff für einen Kilt, sondern auch ein Schlauchboot mitgebracht hatte. Es war zusammengelegt ein ziemlich schweres Paket. Für Tante Sarah war es nicht leicht gewesen, den Tartan für den Kilt, das Schlauchboot und die Ruder auf dem Fahrrad zu verstauen.
    „Junge, Junge“, sagte sie, „wenn nicht gerade ein Bauer mit seinem Traktor und dem Anhänger gekommen wäre, hätte ich es in der Steigung kaum geschafft. Ich hab mich einfach hinten drangehängt. Und das klappte prächtig. Als es dann wieder bergab ging, hab ich ihn überholt.“ Sie freute sich diebisch, daß ihr das gelungen war.

    Leider konnte Cedric das Schlauchboot nicht gleich einsetzen. Unentwegt brauste draußen der Wind und trieb schwere, tiefhängende Wolken über den Loch hinweg. Die Wellen hatten Schaumkronen.
    Jetzt aber war nach Tagen wieder ein schöner Morgen. Schon in der Nacht hatte sich der Sturm gelegt, die Sonne warf Silber auf die Oberfläche des Sees, weiße Wolken segelten unter dem tiefblauen Himmel dahin, draußen roch es frisch und würzig. Die ganze Welt schien zufrieden mit sich selbst.
    „Komm, ich helf dir, das Schlauchboot hinunterzutragen“, rief Tante Sarah, als Cedric alle Kammern des Bootes prall aufgepumpt hatte.
    Aber Cedric wehrte sich. „Danke, das kann ich schon allein, Tante Sarah.“
    „Der hebt es auf den Kopf“, erklärte Goody der Tante, „durch die Luft ist es ja ganz leicht.“
    „Aber dann soll er mich wenigstens die Ruder tragen lassen.“ Sarah blieb hartnäckig.
    „Die Ruder trage ich, Tante Sarah“, bestimmte Goody.
    „Meinst du nicht, Jessie“, rief Sarah, „daß wenigstens beim ersten Mal, wenn sie in See stechen, ein Erwachsener dabei sein sollte?“
    „Laß sie doch, sie werden nicht gleich untergehen. Im Gegensatz zu dir können die beiden ja schwimmen.“
    „Das Wasser ist eiskalt, und ich verrat es ihnen, wenn du mich nicht mitgehen läßt“, rief nun Sarah böse.
    Merkwürdigerweise schwieg Tante Jessie sofort. Und nicht nur das, sie empfahl den Kindern sogar, ihre kleine Schwester wenigstens Zusehen zu lassen, wie sie mit dem Schlauchboot in den See hinausruderten.
    Cedric blickte Goody fragend an, aber die merkte es nicht. War ihr nicht aufgefallen, wie schnell Tante Jessie der jüngeren Schwester nachgegeben hatte, was ja sonst nicht ihre starke Seite war?
    „Ich komme mir ganz unnütz vor, wenn ich so neben euch herlaufe“, jammerte Tante Sarah auf dem Weg hinunter zum Loch.
    „Goody, gib ihr doch wenigstens ein Ruder“, empfahl

Weitere Kostenlose Bücher