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Nest: Jake Sloburn Horror-Thriller

Nest: Jake Sloburn Horror-Thriller

Titel: Nest: Jake Sloburn Horror-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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schmutzstarrender, blassroter Bezug es wirken ließ, als hätte sich am Boden des Zimmers eine riesige, klaffende Wunde aufgetan. Dieser Eindruck wurde vom samtroten Himmel des barocken Ungetüms noch unterstützt. Der Stoff dieses Himmels war zerrissen und hing in Fetzen auf das fleckige, zerwühlte Laken herab. Jake Sloburn musste an blutende Hautfetzen denken. Hautfetzen, die von Köpfen herabhingen, welche man auf hölzerne Pfähle gespießt hatte, und deren Besitzer ihre stummen Schreie noch immer vergeblich in den Himmel schickten. Und er dachte an Kreuze, nicht die X-förmige Andreas-Ausführung, sondern die richtigen, und das, was an diesen Kreuzen zu Tausenden hing und zappelte und schrie. Rasch schob er den Gedanken beiseite.
    Sloburn wandte seinen Blick vom Bett ab und dem Spiegel zu, der über der durchgelegenen Matratze hing und ringsum von den Resten roten Samtstoffs umrahmt war. Man konnte sich also selbst im Himmel betrachten, während die Englein einem die Fanfare bliesen. Sehr witzig, aber Jake bezweifelte, dass sich ein geistig gesunder Mensch überwinden konnte, auf dieses schimmelige, von Feuchtigkeit vollgesogene Bett zu kriechen und sich den Freuden besagter Engelszungen hinzugeben. Und doch war genau das hier geschehen und noch keine Stunde her.
    Das rote Samtbezug des Betts war zerwühlt und besaß an einer Stelle in seiner Mitte einen großen faserig auslaufenden Fleck, und dieser Fleck war neu . Sloburn beugte sich hinab, roch an dem Fleck und differenzierte drei Aromen. Deshalb war das Bett also so riesig. Es war offenbar als eine Spielwiese für mehrere gedacht.
    Jake umrundete das gigantische Himmelbett, und als er damit fertig war, kniete er sich hin und schaute darunter. Staub, Unmengen davon. Aber etwas anderes, ein kleines Kästchen. Sloburn beugte sich noch etwas tiefer unter das Bett und griff nach dem Gegenstand, der bedauerlicherweise ziemlich weit unter das Bett gerutscht war. Er streckte seinen Arm erneut und presste dabei sein Gesicht an den Bettrand, als er aus dem Augenwinkel bemerkte, dass sich eine der verspiegelten Wände bewegte.
    In diesem Moment flog die Wand auf und etwas raste, einen riesigen schwarzen Dildo wie eine Keule schwingend, auf Jake Sloburn zu.

16
     
    S loburns Hand schloss sich blitzschnell um den viereckigen Gegenstand, nach dem er geangelt hatte, dann fuhr er herum, streckte die Beine lang, und brachte den Angreifer mit dieser Bewegung so plötzlich ins Straucheln, dass dieser in seinem eigenen Schwung ungebremst gegen die Seite des Bettes krachte und kopfüber auf die vergammelte Matratze fiel. Jake hörte ein vernehmliches Platsch, das von der wassergefüllten Ruhestatt herrührte. Der schwarze Dildo, der dem Angreifer als Waffe hatte dienen sollen, segelte durchs Zimmer und traf ein kleines Tischchen mit einer Blumenvase, beides polterte zu Boden, und die Vase zerbarst mit einem hohlen Klirren in tausend Stücke.
    Mit einer weiteren geschmeidigen Bewegung war Sloburn auf den Beinen, hinter dem Angreifer, welcher auf der weichen Oberfläche des Bettes auf und ab wippte. Und dann war er auf ihm, packte den Arm des Burschen und drehte ihn in einer mühelosen Bewegung auf den Rücken. Des nackten Burschen, wie Sloburn jetzt, da er die Situation unter Kontrolle hatte, bemerkte. Der Kerl war noch recht jung und hatte seinen Körper lediglich mit einem nicht besonders schicken blauen Slip bedeckt. Er wimmerte leise in den weichen, schimmelüberzogenen Stoff der Matratze. Sloburn lockerte seinen Griff um den Arm des Jungen ein wenig und als dieser keine Anstalten machte, sich jetzt, da er seiner Waffe beraubt war, erneut auf Sloburn zu stürzen, ließ dieser ihn los und stand vom Bett auf. Langsam drehte sich der Junge herum und musterte Jake Sloburn von Kopf bis Fuß, skeptisch zunächst und verwirrt.
    Dann wurden seine Augen groß, hoffnungsvoll.
    “Sie sind von der Polizei, ja? Po-li-zei?”, betonte er jede einzelne Silbe des Wortes, als spräche er mit einem begriffsstutzigen kleinen Kind.
    Sloburn beantwortete die Frage des Jungen mit einem knappen Kopfschütteln. Die Polizei war er tatsächlich nicht, und wenn die hier auftauchen würde, daran hatte er inzwischen nicht die geringsten Zweifel, würden sie dem Jungen keine große Hilfe mehr sein können.
    “Wie heißt du?”, fragte Sloburn mit ruhiger Stimme. Der Junge verriet es ihm und Jake nickte zufrieden. Die Art und Weise, in der Sloburn die Frage gestellt hatte, hatte die Hysterie aus den

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