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Nest: Jake Sloburn Horror-Thriller

Nest: Jake Sloburn Horror-Thriller

Titel: Nest: Jake Sloburn Horror-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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tun?”
    “Ich muss ein Handy finden.”
    “Die Nummer?”
    Jake Sloburn nannte die Nummer und legte auf.
    Drei Minuten später blinkte eine der Leuchtdioden grell auf. Sloburn nahm ab und erfuhr die Geo-Daten der Position, von der aus Bert Hofmann ihn früher am Abend angerufen hatte.
    Jake kannte die Stelle, es war ein einsam stehendes Haus am Stadtrand. Ein ganz bestimmtes Haus, in welchem ganz bestimmte Dienstleistungen angeboten wurden, wie Jake wusste. Und damit hätte sich die Sache wohl für jeden anderen erledigt gehabt. Dort, von wo aus der Händler ihn angerufen hatte, waren Schreie und Partygeräusche im Hintergrund durchaus üblich und in den allermeisten Fällen kein Grund zur Besorgnis.
    Nur war Jake Sloburn nicht wie jeder andere. Sloburn war jemand, der neben einer ausgeprägten Vorliebe für Gras eine besonders innige Beziehung zu seiner Intuition pflegte. Und diese schien gerade mit einem spöttischen Grinsen zu sagen: “Weißt du was, Jake, alter Junge? Wenn du jemals wieder dieses richtig gute Gras rauchen willst, dann solltest du dich jetzt zu diesem ganz bestimmten Gebäude am Waldrand begeben. Und zwar schleunigst.”
    Und so begab sich Jake Sloburn zum Angel Hearts .
    Als er dort eintraf, war sein Joint bis auf das zusammengerollte Stück Karton, das er als Filter benutzt hatte, heruntergebrannt. Er warf es mit einem leisen Seufzen weg.

14
     
    S loburn probierte es im Gegensatz zu den Jungs gar nicht erst an der Vordertür. Die Leuchtreklame an dieser Seite des einsamen Hauses am Waldrand war genauso erloschen wie die Birnen an den Schildchen am Hintereingang des Gebäudes. Schwarz und klobig zeichnete sich die kantige Silhouette vor der heraufziehenden Morgendämmerung ab. Zu dieser Tageszeit hatte das Etablissement wenig Einladendes und büßte auch die spärlichen Reize ein, die es nachts besitzen mochte. Jetzt wirkte es bedrohlich.
    Er hielt sich nur kurz mit dem Schloss an der Hintertür auf – es war ein einfaches Kastenschloss, jeder Betrunkene hätte es mit einem Stück verbogenen Draht in wenigen Minuten öffnen können. Als er drinnen war, verschloss er die Tür wieder sorgfältig und verstopfte das Schloss mit etwas Draht. Das würde es dem nächsten Betrunkenen wesentlich schwerer machen. Er steckte den Dietrich zurück in ein kleines Lederetui, klappte es zu und verstaute es in die unergründlichen Tiefen einer seiner Trenchcoat-Taschen.
    Dann ging er die Treppe hinunter, durch den Vorhang und schaute sich in der Bar um, die im Schummerlicht einer rötlichen Behelfsbeleuchtung vor sich hin dämmerte. Der Schankraum wirkte gemütlich und erstaunlich gepflegt, stellte Sloburn mit einiger Verblüffung fest, regelrecht gediegen . Die Inneneinrichtung passte so gar nicht zu dem tristen Charme, den das Gebäude von außen versprühte.
    Weniger sorgfältig schienen die Besitzer allerdings im Umgang mit gewissen Substanzen zu sein. Auf einem der Tische nahe der Bar lagen ein kleiner Handspiegel, eine Rasierklinge und die unübersehbaren Spuren von Kokain, das jemand erst kürzlich geschnupft hatte. Jake Sloburn ging zum Tisch und bedachte die Drogenutensilien mit einem nüchternen Blick. Ihm waren solche Dinge gleich, er war schließlich kein Polizist. Er wusste wohl um die stimulierenden Eigenschaften von Kokain wie auch um die Tatsache, dass es in den meisten Etablissements dieser Art häufig anzutreffen war. Trotzdem versetzte ihn der Anblick auf der Tischplatte in eine milde Alarmbereitschaft. Denn offen herumliegendes Koks bedeutete für Läden wie das Angel Hearts den Unterschied zwischen geduldet und unübersehbar kriminell. Bei harten Drogen hörte für die meisten Polizisten der Spaß auf, zumindest wenn sie im Dienst waren.
    Wieder einmal gab es zwei Möglichkeiten: Entweder hatten die Besitzer dieses Schuppens ihre Kontakte zu den hiesigen Ordnungshütern bestens geschmiert und wussten grundsätzlich immer im Voraus von jeder Razzia.
    Oder die Besitzer waren nachlässig – und das war die weit alarmierendere Variante.
    Sloburn besah sich das Zeug noch ein wenig genauer und entdeckte dabei eine kleine Glasampulle, die unter den Tisch gerollt war. Sie war geöffnet und leer und mit einem kleinen, weißen Etikett beschriftet. Auf dem winzigen Aufkleber waren Schriftzeichen angebracht, die ein flüchtiger Betrachter für eine Mischung aus Chinesisch und Kyrillisch hätte halten mögen. Sie waren keines davon, und nur wenige außer Jake Sloburn waren imstande, sie zu lesen.

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